Kapitel 32

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Nachdem unsere Befreiungs-Aktion fehlgeschlagen war, verkrümelten sich die Avengers einzeln in ihre Räume. Der Schmerz über das Scheitern saß tief, zog sie runter. Ihre Moral hätte nicht mehr am Boden sein können, doch nach einer Nacht, in der kaum einer von ihnen ein Auge zubekommen hatte, stand bei allen fest, dass sie jetzt nicht aufgeben würden. Das durften sie nicht, denn sie waren sich sicher, Audrey nicht aufzugeben. Klar, wahrscheinlich war diese mehr als nur wütend auf sie alle und das zurecht, doch sie war trotzdem ihre Adoptivtochter. Die guten Zeiten durften nicht von den schlechten Ereignissen überschattet werden, davon konnte Steve die müde Truppe bei mehreren Tassen von Peppers starken Kaffee überzeugen.

„Was können wir dann noch anderes unternehmen? Haben wir nicht schon alles andere versucht?", fragte Peter niedergeschlagen. Zum Glück war heute Wochenende, sodass er nicht zur Schule musste, wozu er gesundheitlich wohl eh nicht in der Lage gewesen wäre. „Bloß nicht aufgeben, Kleiner", meinte Bucky und klopfte den Teen aufmunternd auf die Schulter. Dieser nickte nur vorsichtig. „Ich habe die ganze Nacht damit verbracht ein neues Program zu schreiben und es in J.A.R.V.I.S. zu integrieren. Ohne Eigenlob muss ich anmerken, dass es wirklich richtig gut geworden ist", prahlte Tony nun. Immer, wenn er an irgendetwas scheiterte, verkroch sich der Ingenieur in seine Werkstatt und bastelte an die undenkbarsten Dingen. Mal mit und mal ohne Erfolg konnte er durchaus produktiv werden. „Damit kriegen wir den neuen Standort dieser Idioten bei ihrem nächsten Palaber, dann ist es vorbei." Damit knallte er seinen Kaffepott auf den Tisch und stand auf. „Danke, habe ich gerne gemacht. Ich bin duschen." So ließ er die Übrigen alleine. Es trat eine andächtige Stille ein. „Er.. ist wieder er selbst", stellte Thor fest und nickte resignierend. „Kann man nicht widersprechen", stimmt Clint trocken zu und nahm noch einen Schluck aus seiner Tasse. „Aber was machen wir dann jetzt?", fragte Peter fordernd und verzweifelt. „Warten", sagte Natasha. Darauf kehrte wieder Schweigen ein. „Ich will gleich mit Morgan auf den Spielplatz, möchte einer von euch uns begleiten?", fragte Pepper vorsichtig. „Bin dabei!", stimmte Bucky sofort zu. Dem Mann aus einer anderen Zeit konnte in diesem neumodischen Gebäude manchmal alles zu viel werden. Dann half es nur, ein bisschen frische Luft zu schnappen – auch, wenn diese aus den dreckigen Abgasen New Yorks bestand. „Ich auch", stimmte sein Zeitgenosse zu. „Gut, dann sehen wir uns in einer halben Stunde am Haupteingang.", legte die Geschäftsführerin fest.

Natürlich waren die beiden Männer pünktlich erschienen, um anschließend mit Frau und Tochter ihres Gefährten durch die Gassen New Yorks zum Central Park zu schlendern. Nebenbei hatte Morgen angefangen, wegen der langen Stecke zu quengeln, was man ihr mit ihren kurzen Beinchen auch nicht verübeln konnte. Nun trugen sie Bucky und Steve abwechselnd auf den Schultern und machten Späße mit der Kleinen, um die Zeit zu vertreiben. „Man könnte euch glatt als Babysitter engagieren", lachte Pepper. Soeben hatte Steve mit der kleinen Grimmassen geschnitten, während Bucky immer wieder als Pferd dienen musste. „Ich glaube aus dem Alter sind wir raus", erwiederte der Cyborg. „Denk mal drüber nach: Hätten wir damals Kinder gehabt, dann wären sie jetzt schon wahrscheinlich tot und wir könnte meine Urenkel bereuen", gab Steve zu bedenken. „Habt ihr aber nicht. Staddessen traut ihr euch im hohen Alter noch einen Teenager an."

Pepper schmunzelte. Klar waren die beiden Herren noch von der alten Schule, aber ihre Menschlichkeit und ihren Humor hatten sie über die Zeit nicht verloren. „Da hast du Recht. Die Frage ist nur, ob die Adoption noch unter Optimismus oder schon zu grisgrämigen Übermut zählt", witzelte Steve und entlocke seinem besten Freund ein schiefes Lächeln. „Nach den jüngsten Ereignissen hätte ich auf Demenz gesetzt, aber altersbedingter Übermut ist natürlich auch eine Option", konterte dieser auf die Aussage seines Zeitgenossen. „Ihr seid echt unmöglich." Die Mutter schüttelte amüsiert den Kopf.
„Anders wäre es ja auch langweilig", seufzte Bucky. Gemeinsam bogen sie in den Park ein und hielten auf den Spielplatz zu. Während Pepper mit ihrer Tochter im Sand tollte, nahmen sich die Freunde eine Auszeit auf einer abseits stehenden Parkbank.

„Glaubst du, wir finden Audrey wieder?", fragte Steve traurig. Im Inneren kannte er die Antwort schon, doch er musste darüber reden. Ansonsten würde er wieder seine Probleme in sich reinfressen und – wie letzte Nacht – sich den Kopf darüber zerbrechen, was er falsch gemacht hatte. Natürlich konnte er verlieren und einstecken, denn das hatte ihm das Leben vor dem Supersoldaten-Serum und seine Anfangszeit beim Militär als Werbefigur gezeigt, aber damals ging es konkret um ihn. Jetzt war es anders, jetzt steckte Audrey mit drin. In seinen Augen war sie immer noch ein kleines Mädchen, dass trotz ihrer Kräfte Hilfe und Halt brauchte. Er fühlte sich schuldig, sie belogen zu haben und nicht das bieten zu können, was sie glücklich machte.
„Wir werden sie finden, wenn die Zeit dazu gekommen ist", antwortete Bucky ruhig. „Der letzte Versuch war zum Scheitern verurteilt, weil wir nicht nachgedacht haben, uns keine Zeit gelassen haben. Jetzt konnten wir uns schon auf das wirklich Wichtige fokusieren, haben einen Plan und auch eine Chance, wenn wir die Sache überlegt und nicht so überstürzt, wie letztes Mal angehen." Steve nickte und stimmte seinem besten Freund zu, während die beiden Morgan beobachteten wie sie sich auf einem Klettergerüst versuchte. Wobei, wirklich klettern konnte man es nicht nennen, da sie mehr von ihrer Mutter hochgehoben wurde, anstatt sich selbst zu halten – dafür war sie noch entschieden zu klein. „Schon ein Wunder, wie schnell sie wächst", kommentierte der Captian America. „Sind wir auch mal, nur du eben nicht so viel, dass sie später noch nachhelfen mussten", meinte Bucky neckisch. „Idiot", lachte Steve und boxte ihm sachte in die Schulter. „Was? Das sind schlichte Fakten", beschwerte sich sein Freund und blickte ihn an. Auch Steve wendete sich von dem Kleinkind ab. „Fakten? Das sagt der Mann mit etwa siebzig Jahren seines Lebens, an die er sich kein Stück weit erinnert", konterte er. „Autsch, das tat weh", gab der Winter Soilder zu. „Komm, wir gehen mal zu den beiden", lenkte er schnell vom Thema ab und stand auf. Steve folgte ihm, sodass sie keine Minute spter schon vollends mit dem Mädchen beschäftigt waren.

(K)eine AdoptionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt