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Ich verharrte zunächst unschlüssig in der Ecke des Raumes und presste meinen Rücken noch fester gegen die Wand, als wolle ich mit ihr Einswerden.

Ein Blick über die Schulter des Mannes löste meine Starre und ich folgte ihm, wenn auch ein wenig widerwillig. Es war mir noch nicht wirklich möglich dieses Chaos in mir zu sortieren und jeder tiefergehende Gedankengang bereitete mir erneut einen dumpfen Kopfschmerz, der mein Hirn so unangenehm pochen ließ, als versuche sich irgendetwas aus meinem Schädel hinauszubohren.

Leise zischend schob sich die stählerne Tür zur Seite, in der ich verschwommen mein Spiegelbild erkennen konnte. Selbst dieser flüchtige Anblick ließ mich innerlich zusammenfahren, als hätte ich einen Geist gesehen und nicht mich selbst.

Gleich darauf betraten wir ein schwach beleuchtetes großes Zimmer mit hohen Decken. Der Einrichtung nach zu urteilen handelte es sich hier um das Wohnzimmer des Hauses. Darauf deuteten die großen ausladenden Sofas hin, sowie der imposante Kamin, in dem ein warmes Feuer prasselte und dem Ambiente trotz der Bedrohlichkeit etwas Anheimelndes verlieh.

Staunend und mit offenem Mund wanderte mein Blick durch die luxuriöse Einrichtung. Schweifte über die hellen Marmorsäulen, die sich bis zur meterhohen Decke in die Höhe streckten, begutachtete die Türen, die eine eventuelle Fluchtmöglichkeit boten und blieben dann bei dem Mann hängen, der sich vor einer Art riesigem Bildschirm aufgestellt hatte und mich mit einem siegessicheren, zufriedenen Lächeln ansah.

Ich rieb mir unbeholfen meinen Oberarm und tapste dann langsam auf ihn zu, während ich immer wieder scheu zu Boden sah.

"Dr. Jiseong", sagte der Mann, als ich unmittelbar vor ihm stehenblieb und ich hob meinen Kopf leicht an, um ihn anzusehen. "Das ist mein Name und so wirst du mich in Zukunft ansprechen."

Ich presste verlegen meine Lippen aufeinander. Meine Augenlider begannen unfreiwillig zu flattern. Ich fragte mich, ob eine bestimmte Reaktion von mir erwartet wurde. Sollte ich etwas erwidern oder zumindest mit dem Kopf nicken? Doch plötzlich flammten bunte Wellen auf dem riesigen Monitor hinter ihm auf, die mich erschreckt zusammenzucken ließen.

Kurz darauf lösten sich die Wellen wie ein verpuffender Regenbogennebel auf, und ich runzelte die Stirn, während ich meine geduckte Haltung aufgab und mich verwirrt aufrichtete. Dr. Jiseong warf einen halb über die Schulter geworfenen Blick, als ob er wüsste, dass dort etwas meine Aufmerksamkeit erregt hatte, und er lächelte erneut, wobei sich ein geheimnisvolles Lächeln um seine Lippen legte.


"Das ist Yoongi", begann Dr. Jiseong zu erzählen. "Er ist die fortschrittlichste Künstliche Intelligenz, die derzeit auf diesem Planeten existiert. Ich habe ihn erschaffen. Allerdings hat er noch einige Lücken. Mir fehlen noch bestimmte Erkenntnisse und weitere Nachforschungen, um ihn zu perfektionieren."

Meine Augen glitten erneut zum glatten, schwarzen Bildschirm. Als Dr. Jiseong den Namen Yoongi erwähnte, erschienen erneut leuchtende Linien. Sie verliefen ruhig und zogen sich von links nach rechts über den Monitor. Sie verharrten und schienen auf etwas zu warten oder etwas zu erwarten.

Ich blinzelte mehrmals verwirrt und umfasste meinen eigenen Körper mit meinen Armen. Hilflos sah ich Dr. Jiseong an und fragte mich heimlich, ob ich jetzt hysterisch werden sollte. Ich war immer noch nicht klar darüber, was meine Rolle darin war. Warum war ich hier und warum brauchte er mich so dringend dafür?

"Zunächst ist es ausreichend, wenn wir dein Gehirn nicht-invasiv stimulieren", begann Dr. Jiseong zu erklären. "Dazu wirst du eine Reihe von Aufgaben erhalten, die du täglich erledigen musst. Yoongi wird darauf achten, dass du sie auch tatsächlich erledigst", fügte er hinzu.

K.I. --- YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt