4. Freiheit

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Melodie's P.o.V.

Ich knallte die Türe hinter mir zu, schmiss meine Tasche in die Ecke und setzte mich auf die Treppen. Ich zog meine Schuhe aus und knallte sie in die andere Ecke. Das Einzige was ich schaffte, war meine Jacke aufzuhängen und das musste ich auch noch drei Mal machen, weil sie immer wieder runterfiel. Ich schleppte mich in unsere Küche Schrägstrich Wohnzimmer, wo ich meine Mutter vorfand.

>>Hey mom.<<, sagte ich geschafft, aber das Einzige was ich von ihr bekam war ein angeekelter, ängstlicher Blick, welchen ich so hasste. Daraufhin ging sie hoch in ihr Zimmer und sagte kein Wort mehr zu mir. Ich hatte mich irgendwann mal daran gewöhnt, dass sie so zu mir war. Trotzdem kochte sie mir jeden Tag Mittagessen, also war ich mir sicher, dass sie mich doch liebte. Sie leitete ein Tierheim, in unserer Stadt. Sie war deswegen oft weg, doch sie war immer Mittags und Abends pünktlich da, um mir mein Essen zu machen. Eigentlich hätte ich das auch selber machen können, doch sie bestand darauf.

Heute hatte sie mir überbackene Nudeln gemacht. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Dazu gab es noch Tomatensoße vom Feinsten. Plötzlich wurde ich umgerannt, von keiner anderer als Serafina. Ich fiel auf meinen Hintern und und sie drückte mich dann ganz zu Boden. Wenigstens eine die sich freute, dass ich nach hause kam. Sie war mein Hund, ein Golden Retriver. Sie war das Einzige was ich von meinem dad hatte. Meine Mom verweigerte schon immer mir etwas von ihm zu erzählen, doch auch damit hatte ich mich langsam abgefunden. Serafina versuchte immer wieder mir durch mein Gesicht zu lecken ich lachte.

>>Lass das!<<, befahl ich ihr, doch sie schaffte es trotzdem und ich hatte dafür ihren Sabber im Gesicht. Ich lachte wieder und wischte mir das Zeug aus dem Gesicht. >>Du hast so einen Schaden, süße.<< Ich schob sie von mir runter und stand auf. >>Lass mich was essen und dann können wir ja im Park spazieren gehen, natürlich nur wenn du möchtest.<< Ein lauter Kläffer ließ mich wissen, dass sie genau meiner Meinung war. Ich nahm mir ein paar Nudeln und setzte mich an den Tisch.

Ich verschlang meine Portion ziemlich schnell, wobei ich Serafina immer mal wieder ausersehen etwas abgab, indem ich was fallen ließ. Danach ging ich hoch in unser Badezimmer und machte mich fertig. Ich überlegte ob ich meine Perücke absetzen konnte, denn sie störte mich gerade ziemlich. Ich brauchte jetzt erstmal ein bisschen Freiheit, denn ich war noch ziemlich aufgewühlt vom Vormittag. Nial ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Wie konnte man so ein Idiot sein.

Ich nahm meine Perücke ab und zog meine Unterziehaube ab. Anschließend entfernte ich noch alle Bobby Pins und schüttelte meine echten Haare kräftig aus. Das war ich, nur so fühle ich mich vollkommen ruhig und zufrieden. Ich grinste mein Ebenbild im Spiegel an. So kamen meine weißen Augen noch mehr zur Geltung, sie leuchteten richtig. Eigentlich fand ich mich gar nicht so hässlich, wie immer alle behaupteten. Ich wuschelte noch einmal glücklich durch meine schneeweißen Haare und drehte mich um. Erschrocken sprang ich einen Schritt zurück und staß mich am Waschbecken. Im Türrahmen stand meine Mutter und beobachtete mich.

>>Oh, hey Mom. Ich geh jetzt mit Serafina raus, wenn das okay für dich ist.<< Stumm nickte sie und trat auf die Seite, um mich an ihr vorbei zu lassen. Ich polterte die Treppe runter und zog mich wieder an. Ich setzte meine türkise Mütze auf, unter die ich meine ganzen Haare stopfte damit sie niemand sieht. Meine Laune hatte sich schlagartig verbessert, als ich Serafina getroffen hatte, sie machte mich immer so glücklich. Ich schnappte mir noch eine Leine und band meinem Hund ihr Halsband um.

>>Bis heute Abend.<<, rief ich zu meiner mom nach oben. Wenn ich wieder kommen würde, währe sie schon wieder im Tierheim. Ich zog lautstark die Türe hinter mir zu und machte mich auf den Weg in den Park.

Serafina ging ruhig neben mir her. Wieder fanden meine Gedanken ihren Weg zurück zum heutigen Vormittag. Immer wenn ich was unbedingt vergessen wollte, dachte ich umso mehr daran, dann konnte ich Sachen einfach nicht vergessen. Ich war auf einem steinigen Pfad angelangt der in den Park führte.

Immer wieder fragte ich mich was mit mir passiert war. Warum hatte ich zugelassen, dass ich so zu ihm war? Er war der beliebteste Junge der Schule. Ich hätte einfach still stehen bleiben sollen. Dann hätte er mich geschlagen und alles wäre beim alten geblieben. Ich machte Serafina von der Leine ab, damit sie frei laufen konnte. Hier war sowieso fast nie jemand und sie liebte es bekloppt irgendwo rumzurennen. Ich wusste auch nicht woher ich plötzlich den Mut hatte mein wahres Ich zu zeigen. So kannte mich nur meine Mutter und die wollte mich eigentlich nicht kennen. Irgendwie hatte ich ein wenig Mitleid mit ihm. Er tat mir Leid das er nichts besseres zu tun hatte und mich beleidigen musste, wegen so einer Kleinigkeit. Immerhin hatte ich ihm nicht wirklich was getan, ich dachte er würde das aushalten. Er konnte wohl austeilen und nicht einstecken, was mich wieder traurig machte. Und dann hatte er sich auch noch verletzt wegen mir. Er war ja richtig aggressiv geworden nur, weil ich nicht das machte was er sagte. Warum er wohl so geworden war? Naja, ich hoffte einfach das er niemandem was von unserem Treffen erzählte und schon gar nichts hinein interpretierte was gar nicht so gewesen ist.

Oh nein, hinterher fand er wieder was, womit er und seine Kumpels mich fertig machen konnten. Doch am meisten Angst hatte ich davor, dass er rausfinden könnte, dass ich Kräfte habe von denen er nur träumen kann. Er würde es bestimmt weiter erzählen und dann wüssten es alle und ich wäre noch gehasster. Vor allem würde ich dann bestimmt mit der Regierung Probleme bekommen. Die würden mich bestimmt einsperren und mich als Monster bezeichnen. Das konnte ich nicht zulassen, ich musste irgendwie verhindern das er irgendwas bemerkte. Ich musste einfach noch vorsichtiger sein und mich in der Schule noch mehr zurück ziehen.

Ich kam an einem kleinen See an, an dem ich normalerweise immer umdrehte, doch dieses Mal setzte ich mich an sein Ufer. Serafina stupste mich an, sie hatte einen Stock im Maul, welchen ich ihr wohl werfen sollte. Ich grinste sie an. >>Du bist ein gutes Mädchen.<< Ich kraulte sie am Kopf und nahm ihr dann den Stock ab.

Gemein wie ich war täuschte ich vor ihn hinter mich zu werfen, worauf sie schon los lief, dann aber warf ich ihn in den See vor mir. Immer fiel sie auf diesen Trick rein, doch sie machte immer den selben Fehler. Ich lachte sie aus, als sie bemerkte, dass sie in die falsche Richtung gelaufen war, ihr Gesichtsausdruck war zum schießen. Als sie dann checkte was los war, lief sie sofort in das Wasser und schwamm zu dem Stock. Immer wieder brachte sie ihn mir, was mich ein wenig beruhigte, doch die Gedanken gingen nicht weg.

Wieso war ich bloß so dumm gewesen und hatte ihm auch noch geholfen, immerhin macht er mich immer fertig und ich blöde Kuh helfe ihm auch noch. Das hatte er eigentlich nicht verdient. Dann war ich auch noch vorsichtig und hatte ihn sogar richtig behandelt. Ich wollte mal Medizin studieren, deswegen wusste ich so viel, natürlich auch weil ich immer komische Unfälle hatte, aber das war ja nur nebensächlich.

Ich sah mich um und suchte nach jemandem, der mich sehen könnte. Ich wollte endlich meine Mütze abziehen, doch das konnte ich nur wenn ich alleine war. Da ich niemanden sehen konnte, traute ich mich sie abzunehmen. Wenn doch jemand kommen sollte, würde ich ihn ja hören. Ich zog sie runter und offenbarte mein wahres Ich. Ich schüttelte sie einmal aus und legte sie über meine Schultern sie waren ziemlich lang. Ich liebte sie so sehr. Noch einmal sah ich mich um, um wirklich ganz sicher zu sein und als ich wieder niemanden sah, ging ich davon aus, dass ich ganz alleine war. Ich lächelte und ließ mich nach hinten ins Gras..

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