Kapitel 8 - Schuldgefühle

103 4 0
                                    

Elijah's Sicht

Ich war überrascht, solche Worte aus ihrem Mund zu hören. Instinktiv schien Valeria zu wissen, wie sie mit ihren Gegenüber umzugehen hatte. Man sah Niklaus an, dass ihm dies wenig gefiel, wie gerissen sie mit ihm herumsprang, war aber jedoch ein gewisses Funkeln in seinen Augen zu erkennen.

Dieses kannte ich allzu gut bei ihm, sie hatte sein Interesse geweckt, alleine schon deswegen, weil sie nicht nach seiner Nase tanzte. Jedoch konnte ich nicht anders, als mir etwas Sorgen um sie zu machen, nicht nur mit dem was sie vorhatte, sondern auch wegen meinem Bruder.

Ich ahnte bereits, dass zwischen den beiden gewaltig die Fetzen fliegen würden, denn Valeria schien ebenfalls ein übergreifendes Temperament zu besitzen, so wie es Niklaus auch tat.

Doch auch konnte ich ihre Rachegelüste nachvollziehen, lag es in der menschlichen Natur Gerechtigkeit zu verüben, sei es aus couragierten oder eigennützigen Gründen. Auf Valeria traf letzteres zu und ich fühlte mich schuldig.

Schuldig, was ich ihr dieses Leben angetan hatte.

Alles was ich wollte, war ein Menschenleben retten und nun musste dieser jahrhundertelang mit den Qualen der Ewigkeit leben.

Ich würde es nicht offen vor ihr oder meinen Geschwistern zugeben, dass ich es war, welcher ihr das vampirische Blut gab, damit sie an jenem Tag nicht an diesem Fluss verblutete und starb, wusste damals aber noch nicht, dass es unser Blut im Kreislauf war, das Menschen in Falle des Todes zu unseresgleichen verwandelte.

Jedoch nahm ich es mir vor, ihr es eines Tages zu erzählen, auch wenn ich mich vor ihrer Reaktion fürchtete. Auch wollte ich ihr nicht noch mehr antun, als mit dem sie jetzt und immernoch kämpfte.

"Du scheinst zu wissen, wie man verhandelt.", ertönte es von Niklaus, unentwegt sah er sie an und Valeria erwiderte seinen Blick mit dem selben Ausdruck. Beide waren entschlossen, ihren Willen ohne Kompromisse durchzusetzen. Die beiden schienen sich ähnlicher zu sein, als man zu denken vermochte. Ob das nun gut oder schlecht war, konnte ich jedoch jetzt noch nicht sagen.

"Nenne es wie du es willst, einzig interessiert mich nur, dass ich nicht ausgenutzt werde und mich nicht hinterher alleine in einer misslichen Lage befinde. Auch wenn ich zig Tode gestorben bin und mir oftmals gewünscht hatte, nun endlich komplett das Zeitliche zu segnen, so gab es immer einen Teil von mir, der den Tod nicht begrüßen wollte.", erwiderte sie ruhig. "Ich habe eine zweite Chance bekommen und die werde ich nutzen, Niklaus Mikaelson. Mit allen Mitteln, die mir Recht sind."

Beide lieferten sich ein Blickduell und niemand von uns anderen sagte auch nur ein Wort. Doch wir alle waren gespannt, was da nun bei herauskommen würde. Kol hingegen schien jedoch überhaupt nicht begeistert von all dem zu sein, denn sein Blick zu der Dunkelhaarigen verriet ihn, würde am liebsten laut protestieren, damit Valeria alles zurücknahm und diesen Deal nicht einging.

Selten hatte ich Kol so erlebt, dass er sich für jemanden so einsetzte, schien er doch eine tiefere Bindung zu ihr zu hegen. Es war jedoch nicht abwegig, dass eine tiefere Freundschaft zwischen zwei Leuten entstand, die mehr als über hundert Jahre Seite an Seite standen. Oder waren sie vielleicht ihrer Zeit doch mehr als nur Freunde gewesen?

"Okay, ich bin einverstanden.", kam es nun von Niklaus und setzte sich aufrecht hin. Valeria tat es ihm gleich und ein kleines Lächeln umspielte das Gesicht meines Bruders. "Dann haben wir ein Deal, Niklaus Mikaelson.", erwiderte die Dunkelhaarige immer noch ruhig, beugte sich leicht nach vorne und fixierte ihm mit seinem Blick. "Lass dir aber eines Gewiss sein: Ich lege viel wert auf Loyalität und auf die Einhaltung dieser Abmachung, aber solltest du es auch nur in Erwägung ziehen mich zu hintergehen, werde ich nicht davor zurück schrecken, dir jeden Funken deines Lebens aus dir herauszusaugen."

Unwillkürlich fuhr mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, schien nicht der einzige zu sein, welcher die plötzliche Kälte und Anspannung in der Luft spürte, denn Kol und Rebekah sahen beide mit einem fragenden, doch zu gleich wissenden Blick zu mir.

Valeria strahlte eine ungeheure Kraft aus und ich war mir sicher, dass Niklaus dies auch spürte, sich jedoch nichts anmerken ließ. "Ich nehme dich beim Wort Liebes, denn das gleiche gilt auch für dich."

Mit einem letzten, vielsagenden Blick sah sie noch zu Niklaus, ehe sie sich an Kol wandte. "400 Jahre sind eine lange Zeit, Kol. Wie wäre es, wenn du mir etwas Unterstützung darbietest, mich in der neuen Zeit einzufinden.", lächelte sie ihn mit einem süßen, dennoch auffordernden Blick an. Mein jüngerer Bruder hingegen lachte daraufhin nur etwas.

"Als aller erstes müssen wir an deiner Sprechweise üben, denn niemand redet heutzutage noch so.", gab er zurück und schien einen plötzlichen Einfall zu haben. "Da ich dich noch nicht mit der dir unbekannten und großen Außenwelt Bekanntschaft machen will, werde ich dir erst einmal Filme zeigen."

Ein verwirrter Ausdruck legte sich augenblicklich auf Valeria's Gesichtszüge. "Was sind Filme?", fragte sie auch sogleich und Kol erhob sich. "Wenn ich bitten darf?" Er bot ihr seine Hand an und ein kleines Lächeln umspielte die Lippen der Dunkelhaarigen. "Sehr gerne, Mr. Mikaelson."

Mit einem Nicken verabschiedeten sich die beiden von uns und verließen den Salon. Einzig allein blieb ich mit Niklaus und Rebekah zurück. Letztere schien tief in ihren Gedanken versunken zu sein, gleichzeitig hatte sie einen schwermütigen Ausdruck im Gesicht.

"Was ist los, Rebekah?", kam es von Niklaus nach einer kurzen Stille. "Eifersüchtig, dass die kleine Valeria lieber mit Kol ihre Zeit verbringt als mit dir?" Augenblick reagierte meine Schwester auf Niklaus' Sticheleien und hob ruckartig den Kopf. Ihr Ausdruck verriet, dass er genau ins Schwarze getroffen hatte.

Kaum merklich verengen sich sie ihre Augen. "Das geht dich nichts an, Nik.", presste sie hervor, konnte es dennoch nicht lassen, ihre Arme vor der Brust zu verschränken. "Dich muss es doch trotzdem wurmen, dass sie ihre erste Freundin in ihrem Leben einfach so eintauscht.", machte er weiter und erhob sich, um sein leeres Glas wieder mit Bourbon zu füllen.

"Wie gesagt, es geht dich nichts an!", knurrte sie nun und ich seufzte einmal auf. "Niklaus, hör auf Rebekah auf 180 zu bringen.", sagte ich nun dazwischen, da ich wenig Lust auf ein weiteres Streitgespräch hatte. "Und du Rebekah solltest zeitnah das Gespräch mit Valeria suchen, damit ihr das aus der Welt schaffen könnt."

"Ja, das weiß ich.", erwiderte sie und schloss für einen Moment die Augen. "Ich habe nur so unfassbar große Schuldgefühle ihr gegenüber. Und dass sie sich in all der Zeit daran erinnerte, macht es nicht unbedingt besser. Aber wenn sie Zeit braucht, verstehe ich das und werde sie ihr auch geben. Zu dem muss sie erstmal einiges aufholen, was das Zeitalter betrifft."

Mit diesen Worten erhob sie sich letztendlich auch. "Ich bin weg." Sie verließ ebenfalls den Salon und nun blieben Niklaus und ich nur noch übrig.

"Elijah.", sprach er auch nun mich an und abwartend sah ich ihn an, während er sich wieder setzte. "Wieso werde ich das Gefühl nicht los, dass ich hier der einzige bin, der nichts mit Valeria in der Vergangenheit zu tun hatte?"

Seine Worte durchzuckten mich innerlich, doch äußerlich konnte ich meine Fassung bewahren. "Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Bruder.", erwiderte ich ruhig und setzte einen fragenden Ausdruck auf. Ich wollte niemanden, jedenfalls jetzt noch nicht, in den Teil meiner Vergangenheit Einblick gewähren. Diese war für Valeria bestimmt, wenn die Zeit gekommen war.

Niklaus schnaubte leise auf, wandte den Kopf für einen Moment ab, nur im mich daraufhin mit einem starren Blick zu durchbohren. "Du kannst mir nichts vor machen, Elijah. Ich denke, nein ich weiß, dass du etwas über sie weißt. Du hast spezifisch nur nach ihrem Leben als Mensch und ihrer Verwandlung gefragt, etwas anderes hat dich nicht interessiert."

Mein Bruder hatte damit genau bei mir ins Schwarze getroffen und das schien er auch zu wissen, doch wir beide wussten auch, dass ich kein einziges Wort darüber verlieren würde.

"Ich werde schon herausfinden, was auch du mit dieser Häretikerin zu tun hast. Vor mir bleibt nichts verborgen, Elijah. Ob du es mir nun freiwillig sagst oder ich es auf eigene Faust herausfinden muss, ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass ich es wissen werde."

coven's curse - the originals | germanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt