Badezimmer - Pricescott

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AU: Die Badezimmer-Szene, aber mit ein wenig alternativen Motiven von Nathan, die euch eine andere Perspektive zeigen werden.

"Tief durchatmen", flüsterte Nathan seinem Spiegelbild zu, während er sich auf einem Waschbecken der Mädchentoiletten abstützte. Seine Handflächen waren schweißnass und trotzdem eiskalt auf dem hellen Porzellan. 

Er konnte das alles nicht mehr! 

Was war nur los?

Waren das die Drogen? Oder die Angst?

"Zähl einfach bis 3!" Er nahm einen zittrigen Atemzug. "Diese scheiß Schule gehört dir. Wenn ich wöllte, könnte ich sie in die Luft jagen."

Es erklangen Schritte vor der Tür. Das Herz rutschte ihm in die Hose

"Bleib cool!", gab er sich selbst ein letztes Kommando.

Die Tür wurde schwungvoll aufgestoßen und Chloe Price stürmte herein. "Ich hoffe, du hast die Umgebung gecheckt", sagte sie und stieß demonstrativ einige der Klotüren auf. Die Kabinen waren leer.

"Was willst du?", fragte Nathan deutlich gereizt. Es fiel ihm schwer, sie so anzufahren. Aber was blieb ihm anderes übrig? "Ich habe nichts für dich."

"Falsch. Du hast einen Haufen Geld." Das blauhaarige Mädchen trat provokant hinter ihn. 

Nathan rollte mit den Augen. Sie ging ihm schon eine Weile damit auf die Nerven. Auf der letzten Vortex Party hatte sie einen Versuch gestartet, ihn im betrunkenen Zustand zu verführen, um ins Prescott-Anwesen zu gelangen. Und er hatte noch geglaubt, sie würde ehrliches Interesse an ihm zeigen... Was war er für ein naiver Idiot gewesen!

"Nicht ich. Meine Eltern", korrigierte er sie ruhig und blickte sie über ihr Spiegelbild hinweg an. 

Chloe lachte kühl auf. "Oh nein. Du armes, reiches Kind", zog sie ihn auf. "Ich hab genau mitbekommen, dass du mit den Blackwell-Schülern dealst. Ich wette, deine Eltern würden mir aushelfen, wenn ich ihnen davon erzähle." 

Das hatte gesessen. 

Nicht provozieren lassen, wiederholte Nathan sein Mantra. Er musste sie abwimmeln. Chloe hatte selber genug Mist am Hals und im Gegensatz zu ihm, konnten ihre Eltern sie nicht bei Direktor Wells freikaufen.

"Lass meine Familie da raus, Bitch!"

"Was ist wenn ich allen erzähle, was für ein Irrer du bist? Nathan, der in den Mädchentoiletten weint und mit sich selbst spricht. Du Psycho!", rief sie und schubste ihn in die Seite.

Ihre Worte trafen ihn mehr als erwartet. Doch egal, was sie von ihm hielt - Nathan musste Chloe aus dem ganzen Drama raushalten. Bevor sie noch in die Schusslinie einiger wirklich schlimmer Menschen geriet - wie seinem Vater.

"Du hast keine Ahnung, wer ich bin oder mit wem du hier sprichst!", ruckartig zog der blonde Junge seine Waffe und richtete sie auf ihren Kopf. Er musste es auf die harte Tour versuchen.

"Scheiße. Wo hast du die her? Komm, lass das sein", versuchte Chloe ihn zu beschwichtigen. Er ließ sich jedoch nicht beirren und trat auf sie zu, die Waffe jetzt an ihren Bauch gerichtet.

Ihm lief kalter Schweiß den Rücken hinab. Er hasst es, ihr solche Angst zu machen. Aber noch mehr würde er sich hassen, wenn sein Vater Chloe aus dem Weg räumen würde. 

Wenn sie nicht mehr leben würde...

Er wollte sich das nicht vorstellen. Die Erinnerung an sein erstes Jahr an der Blackwell war ihm noch immer vor Augen. Chloe, die ihn vor einem Mobber beschützte und die Freundschaft, die daraus resultierte. Bis Sean Prescott davon erfahren hatte. Er hatte diese Beziehung zu einer solchen "niederen Person" sofort zu beenden gewusst. Seit jeher mied Nathan Chloe, um sie vor seinem Vater zu beschützen. 

Und das musste er auch jetzt tun.

"Es geht mir so auf den Sack! All die Menschen, die versuchen mich zu kontrollieren. Sag mir nie wieder, was ich zu tun habe!", forderte er laut.

Das kalte Metall bohrte sich unangenehm in Chloes Rippen, während Nathan sich in seiner Tirade aus Wut verlor. 

"Nimm diese Waffe weg von mir!"

Synchron mit Chloes Schrei fiel der Schuss. Bei ihrem Versuch, Nathan von sich wegzustoßen, hatte er versehentlich den Abzug betätigt. 

"Wie kann das sein?", wisperte Nathan, während Chloe bestürzt an sich hinunter sah. "Sie war doch nicht entsichert. Verdammt, wieso war sie entsichert?!" Seine Stimme überschlug sich.

Chloe sank röchelnd zu Boden, um sie herum bildete sich eine Lache aus Blut. 

"Nein! Nein, nein, nein! FUCK!"

Nathan kniete sich neben sie, rüttelte sie an der Schulter, im Versuch, sie bei Bewusstsein zu halten. Doch das Blut floss unaufhaltsam aus der Schusswunde.

"Bitte, Chloe!", flehte er. Sie sah ihn aus ihren blauen Augen dermaßen ängstlich an, dass ihm das Herz in tausend Teile zerbrach. Was hatte er nur getan? 

Hilfe!

Er musste Hilfe holen! 

Tränen strömten über sein Gesicht, bevor er sich umdrehte und rannte.



Wir, einmal / Life Is Strange - OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt