Gewitter

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Durch ein lautes Geräusch wachte ich auf. Ich schreckte hoch und brauchte erst einmal einen kurzen Moment, um mich zu orientieren und mich an das dunkle Licht zu gewöhnen. Durch ein erneutes krachen zuckte ich zusammen. Langsam realisierte ich, dass es gewittert - und das ziemlich heftig. Mist, ich hatte schon immer Angst vor Gewitter. Früher ist bei uns im Haus ein Blitz eingeschlagen und es ist komplett abgebrannt. Das war das traumatischste Erlebnis meines Lebens und bis heute muss ich jedes mal an die Nacht, in der wir alles verloren hatten denken.

Zugleich ist ein Gewitter aber auch das faszinierteste und atemberaubendste Naturphänomen der Welt, finde ich. Es ist wunderschön anzugucken. Das trau ich mich aber nur, wenn ich nicht alleine bin und meine Familie bei mir ist. Sie könne mich beruhigen und so kann ich mir das einzigartigste der Welt angucken.

Etwas im Bett bewegte sich und kurz darauf hörte ich eine sanfte und raue, aber deutliche Stimme. „Warum bist du wach?". Ich zuckte kurz zusammen, als ich sie wahrnahm, da ich eigentlich dachte allein zu sein, aber nein, da war ja was. Ich blickte hinter mich und sah mal wieder in das typische Gesicht des Mannes, der mir schon manches an Schlaf geraubt hat und genau in diesem Moment fällt mir auf, dass ich ja nicht mal seinen Namen kenne. Schon komisch, ich meine ich lebe hier jetzt schon ne Woche oder so und kenne nicht einmal den Namen meines Entführers. Naja egal, den werde ich vielleicht noch im laufen der nächsten Tage kennenlernen. Der Gedanke amüsierte mich und ich fing an zu lächeln. „Das Gewitter hat mich aufgeweckt.", sagte ich nach einer gefühlten Ewigkeit.

„Ich finde Gewitter ist faszinierend,", sagten wir zur selben Zeit. Lächelnd guckte er mich an. „Da haben wir ja schon unsere erste Gemeinsamkeit gefunden." Ich errötete, was man bei dem schlechten Licht hoffentlich nicht sieht. Bei einem erneuten Donner zuckte ich Wiederwahl zusammen und schlang meine Arme um meine Knie. Ich möchte mir nicht anmerken, dass ich Angst habe, aber es ist schwer das zu vertuschen. „Was ist, hast du Angst?", fragte er mich. „Nein natürlich nicht.", sagte ich nicht wirklich selbstsicher. Trotzdem stand ich auf und setze mich auf die breite Fensterbank ans Fenster. Auch er stand auf und kam auf mich zu. Bei seinem Anblick kribbelte meine Bauch und mein Unterleib zog sich leicht zusammen. Warte mal, da spann nicht den. Ich darf diesen Mann nicht heiß finde, erst recht nicht, weil er mich entführt hat, vergessen? „Ich glaube schon, du zitterst und zuckst bei jedem Donner zusammen.", antwortet er mir.

„Okay ja, vielleicht ein bisschen, aber sonst ist meine Familie auch bei mir. Ich hatte schlechte Erfahrungen mit Gewitter - und nein, ich will nicht darüber reden.", antworte ich also. Daraufhin kam er zu mir und setzte sich hinter mich. Ich rückte nach vorne, damit wir uns nicht berühren, aber spürte zwei Hände, die mich leicht zurückzogen und so lag ich nun ungewollt angelehnt an ihm. Es gefiel mir aber und deswegen unternahm ich nichts dagegen. Irgendwie beruhigte es mich und langsam hörte ich auf zu zittern. „Du wirst es mir erzählen, wenn du dazu beriet bist." Wow, er ist so verständnisvoll. Ich möchte diesen Moment aber genießen und deswegen entspanne ich mich und lausche einfach nur dem Gewitter und unserem regelmäßigen Atem.

Nach einigen Minuten fange ich an zu reden: „Früher hab ich mit meiner Familie in einem wunderschönen Haus gelebt. Ich habe mich echt wohl gefühlt und war wahrscheinlich das glücklichste Kind der Welt. Als ich elf war, hatte es eines Nachts gewittert und ich saß mit meiner Familie im Wohnzimmer. Auf einmal schlug ein Blitz bei uns im Haus ein und alles fing an zu brennen. Wir haben es zum Glück alle fast ohne Verletzungen überlebt und rausgeschafft aber damit ist unser ganzer Besitz verbrannt. Dann mussten wir vorerst in eine kleine und muffige Wohnung ziehen, weil uns kaum was von dem Schadensersatz gezahlt wurde. Wir haben drei Jahre gebraucht, bis wir wieder an unserem Stand angekommen waren und die waren nicht so leicht für uns. Das Gewitter hat mir zu dem Zeitpunkt alles bis auf meine Familie genommen, was ich hatte."

Nach kurzer Zeit fing er an zu sprechen: „Es tut mir Leid für dich. Es war in dieser Zeit bestimmt nicht einfach, aber du hast es überstanden. Ihr habt euch euer ganzes Leben wieder aufgebaut und bis auf die Zerstörung von materiellen Dingen ist euch nichts passiert. Solche Sachen passieren nur wenigen Leuten und wenn sie passieren, dann bestimmt nur einmal im Leben. Ich sehe es als ein Zeichen Gottes, der euch zeigen und klar machen wollte, dass ihr super Stark seid und alle schaffen könnt. Dieser Blitzeinschlag ist Vergangenheit, er wird dir nicht noch einmal passieren und wenn schon, dann will Gott dir nur zeigen, wie Stark du bist, das du dein komplettes Leben nach sowas wieder aufbauen kannst und dir vielleicht einen Neuanfang geben will."

Diese Worte mögen für den einen oder anderen vielleicht komisch klingen und sie werde nicht verstehen, dass er nicht einfach gesagt hat, dass es ihm Leid tut, aber für mich waren diese Worte die pure Perfektion. Ich selbst bin sehr gläubig und es war unglaublich sowas zu hören. Es baut mich auf und ich glaube dadurch kann ich meine Ängste langsam mal loslassen. Ich brachte ein leises „Danke" vor und schlief noch in der selben Minute ruhig und entspannt ein.



Hey, ich bin's mal wieder. Ich habe lange überlegt, ob ich die Geschichte nicht einfach lösche, aber ich glaube ich werde wieder Anfangen weiterzuschreiben. Ich bin zwar nicht ganz so zufrieden mit der Geschichte, aber ich mag sie trotzdem voll gerne. Ich hoffe sie gefällt euch auch :)

Ein geheimnisvoller MannWhere stories live. Discover now