Chapter 5

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Zoro ging wortlos mit den Soldaten und wehrte sich nicht gegen seine mickrige Eskorte. Noch nicht. Er wusste, dass es nichts brachte, ohne Plan mit dem Kopf durch die Wand zu brechen. Erst musste er herausfinden, wie er an den Zellenschlüssel kam, alles andere würde ihnen mehr Probleme einbrocken als es Nutzen hätte.

Aus den Augenwinkeln sah er den zu groß geratenen Leutnant neben sich, und hinter sich hörte er die Schritte der einfachen Soldaten, die allesamt wachsam ihre Gewehre auf ihn gerichtet hatten. Als ob ihnen das etwas bringen würde. Zwar hatte Zoro seine Schwerter nicht bei sich und konnte die Kugeln daher nicht abwehren, aber wenn er sich wirklich zum Angriff entschließen sollte, hätte er schon mindestens zwei der weißgekleideten Affen ausgeschaltet, bevor sie überhaupt bemerkt hätten, dass er nicht mehr brav in ihrem Visier stand.

Ihre Schritte hallten leise von den steinernen Wänden wider. Zoro war sich sicher, dass Sanji sie inzwischen nicht mehr hören konnte. Es widerstrebte ihm zutiefst, ihn alleine in der Zelle zurückzulassen. Klar, Sanji konnte sich wehren wie ein wildes Tier, wenn man ihm zu nahekam. Das hatte Zoro selbst schon ausreichend erfahren. Aber er war eingesperrt und nicht unbedingt in der besten Verfassung, und wer wusste, was dieser schmierige Marineleutnant vorhatte. Es wäre gut, wenn er schnell an den Schlüssel kam.

Er wandte sich unauffällig um. Welcher von seinen Begleitern den Schlüssel bei sich trug wusste er, er hatte ihn beim Aufschließen der Zellentür nicht aus den Augen gelassen. Doch nun konnte er ihn nicht mehr sehen. Sicher, dass er sich getäuscht haben musste, warf er noch einen Blick über seine Schulter und erhaschte aus den Augenwinkeln gerade noch, wie der Soldat, nach dem er gesucht hatte, auf einer Treppe zu seiner Rechten verschwand, die sich ein ganzes Stück hinter der kleinen Truppe befand. Verdammt, er hatte zu lange gezögert. Der Kerl befand sich außerhalb seiner Reichweite; bis er sich durch seine Bewacher hindurchgekämpft hatte, würde es zwar vermutlich nicht sonderlich lange dauern, allerdings hatte er keine Ahnung, was der Leutnant ihm entgegensetzen konnte, und bis er mit allen fertig wäre und die Verfolgung aufnehmen konnte, wäre der Soldat schon lange in den Tiefen der Basis verschwunden.

Verärgert biss Zoro die Zähne zusammen. Und seine Wut verschlimmerte sich noch, als er sah, dass der Oberaffe ihm einen belustigten Blick zuwarf. Das gehörte alles zu seinem Plan; er hatte gewusst, dass Zoro sich nicht wie ein Schoßhündchen abführen lassen würde, und deshalb den Schlüssel außerhalb seiner Reichweite gebracht.

Schließlich kam die Gruppe an einer hellen Stahltür an, die mit ihrem Glanz so gar nicht in den düsteren Gefangenentrakt zu passen schien. Einer der Soldaten öffnete sie, woraufhin der Leutnant Zoro am Nacken packte und unsanft in den Raum stieß. Er stolperte und fuhr herum, doch die Tür war hinter ihm bereits wieder ins Schloss gezogen worden. Er saß in der Falle. Nicht, dass er nicht mit einem solchen Szenario gerechnet hätte, doch trotzdem stieg ein schlechtes Gefühl in ihm auf und er griff reflexartig zu seinen Schwertern, bis er merkte, dass er sie ja gar nicht mehr bei sich trug.

Er warf einen abschätzenden Blick um sich. Wieder war er in einem sehr kleinen Raum gelandet, doch abgesehen davon hätte dieser hier sich nicht mehr von seiner und Sanjis Zelle unterscheiden können. Die Wände waren weiß gefliest und bestanden nicht aus rohem Stein. An der Decke hing eine trübe Lampe, die Lichtreflexe auf den hellen Wänden tanzen ließ, und die stählerne Tür gab ihm ein stärkeres Gefühl, eingesperrt zu sein, als die Gittertür der Zelle es getan hatte. In der Wand zu seiner Linken befand sich ein Fenster, in das statt einer Scheibe zentimeterdicke Gitterstangen eingelassen waren. Das, in Kombination mit der Tatsache, dass er weder seine Waffen bei sich trug noch auf Verstärkung hoffen konnte, ließen den Schwertkämpfer mit einem extrem unguten Gefühl zurück. Teilweise lag es aber sicher auch an den eisernen Ketten, die an der Rückwand der Kammer an der Wand angebracht waren. Oder an dem hämischen Gesicht des Mannes, das im vergitterten Fenster aufgetaucht war und ihn musterte wie ein besonders außergewöhnliches Tier im Zoo.

Heartbeat - ZoSan [One Piece FF] - abgeschlossenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt