Währenddessen saß Sanji mit dem Rücken zur Wand in der Zelle und behielt das kleine Stück des Gangs im Auge, dass von seiner Position aus zu sehen war. Schon seit gefühlten Stunden wartete er hier, den Blick wachsam auf den Gang gerichtet und eine seiner goldenen Haarsträhnen um die Finger gewickelt, das Einzige, was seine Nervosität verriet. Er machte sich Sorgen. Klar, Zoro konnte besser auf sich aufpassen als so ziemlich jeder andere, aber irgendwie hatte Sanji dennoch ein echt mieses Gefühl. Und auch um den Rest der Crew machte er sich Gedanken. Er und der Marimo waren zwar noch nicht wirklich lange hier – nach seinem Zeitgefühl müsste es etwa ein dreiviertelter Tag gewesen sein, plus die Zeit, die er ohnmächtig gewesen war – doch die Strohhüte hatten ein ausgeprägtes Talent dafür, sich durch schlecht durchdachte Pläne und eine gehörige Portion Unglück immer wieder in prekäre Situationen zu bringen. Wenn sie auf die Idee kommen sollten, ihn und die Moosbirne hier raus holen zu wollen, dann wusste er nicht, worin das enden würde.
Nach einer Weile, die ihm wie eine Ewigkeit vorkam, hörte er leise Schritte auf dem Gang, die sich langsam zu nähern schienen. Er stieß sich von der Wand ab und stellte sich an die Gitterstäbe, um diejenigen besser sehen zu können, die sich dort auf dem Gang herumtrieben. Vielleicht hatte Zoro ja doch den Schlüssel erwischt und konnte sie nun endlich hier rausbringen. Oder die Soldaten brachten ihn wieder zurück, das würde ihm auch schon reichen. Nur untätig herumsitzen zu können und nicht zu wissen, was mit seinen Nakama geschah, war ihm beinahe unerträglich.
Schließlich tauchte am Ende des Ganges der Halbtroll auf, der die Soldaten dieser Basis anzuführen schien, zusammen mit einigen seiner Männer. In ihrer Mitte ging Zoro, den Kopf halb gesenkt. Sanji hielt die Luft an. Der Schwertkämpfer sah ganz und gar nicht gut aus. Seine Schritte hatten etwas seltsam schleppendes, kraftloses, und an seinen Armen lief Blut herunter. Sanjis Griff um die Gitterstange verstärkte sich. Was hatten diese Bastarde mit ihm gemacht?
Als die Soldaten nahe genug waren, öffnete einer von ihnen mit einer schnellen Geste die Gittertür, Zoro wurde in die Zelle geschubst. Sanji nahm sich nicht die Zeit, sich den Soldaten zuzuwenden, und stürzte stattdessen sofort zu Zoro. Er spürte seinen eigenen Herzschlag in seiner Brust flattern. Der Schwertkämpfer schien viel Blut zu verlieren; die roten Rinnsale auf seiner Haut standen in einem beunruhigenden Kontrast zu seiner gebräunten Haut. Doch noch bevor er bei Zoro ankam, hatte dieser sich bereits an der linken Zellenwand hinuntergleiten lassen und saß nun mit dem Rücken zur steinernen Mauer, die Beine vor die Brust gezogen, eine Hand über den Augen.
Hinter sich hörte Sanji, wie sich die Männer entfernten. Einer von ihnen blieb zurück und musterte den Koch mit einem grimmigen Gesichtsausdruck. Sanji wollte ihn gerade anfauchen, dass er sich schleunigst mit seinen Kumpanen verziehen solle, doch da öffnete der Mann die Zellentür erneut einen Spalt breit und stellte eilig einen Eimer und ein blasses Stoffbündel auf den Boden, bevor er die Tür krachend wieder ins Schloss fallen ließ. Als ob Sanji wirklich zu fliehen versuchen würde, wenn er nicht wusste, wie es um Zoro stand. Es ging zwar um den Marimo, aber selbst den würde er nicht einfach so zurücklassen, schon gar nicht in dem Zustand.
Der Soldat deutete auf das kleine Bündel, bevor er sich umwandte. „Kümmer dich um den Idioten. Der Chef will ihn lebend abliefern können", meinte er im Weggehen.
Sanji schnaubte, aber ein besserer Kommentar fiel ihm momentan nicht ein. Jetzt sollte er also auch noch die Krankenschwester spielen, damit dieser Marinedepp mit intakten Trophäen angeben konnte. Wenn nicht eventuell ein Leben daran hängen würde, dann würde er sich glatt weigern. Doch es ging um einen seiner Nakama, und in dem Fall war es ihm so ziemlich egal, was die Soldaten sagten. Helfen musste er auf jeden Fall. Zumal es auch noch seine Schuld war, dass Zoro wie ein Häufchen Elend an der Mauer saß.
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Heartbeat - ZoSan [One Piece FF] - abgeschlossen
FanfikceEine neue Insel. Ein neues Abenteuer. Eine versteckte Marinebasis. Und eine Menge Gefühle, die auszubrechen drohen. Wenn ihr mehr erfahren wollt, dann schaut mal rein! Trigger Warning: In der Geschichte werden (kurz) Panikattacken thematisiert, ich...