Kaum war der Soldat aus ihrem Blickfeld verschwunden, spürte Sanji allerdings schon die nächste Präsenz auf dem Gang, nicht besonders stark, allerdings besser wahrnehmbar als die des Soldaten. Jetzt auf einmal musste es hier so zugehen. Genau dann, wenn man es am allerwenigsten brauchen konnte.
Der Blonde warf einen Blick zu Zoro hinüber, doch nach dessen angespannter Haltung zu urteilen hatte dieser es ebenfalls bemerkt. Nach einer Weile tauchte der Leutnant in Begleitung mehrerer Männer im Rahmen der Gittertür auf, und Sanji fühlte bei seinem Anblick, wie die Wut in ihm hochstieg. Was wollte der schon wieder hier? Man sollte meinen, er hätte für einen Tag schon genug angerichtet.
„Schwarzfuß Sanji", richtete er sich diesmal direkt an ihn. Sein Blick war grimmig, was Sanji mit Genugtuung feststellte. Offensichtlich hatte Zoro ihm ordentlich die Laune vermiest. „Aufstehen. Du wirst mich begleiten."
Der Koch wollte etwas erwidern, doch Zoro kam ihm zuvor.
„Nein. Ich habe dir schon gesagt, dass er nicht weiß, wo sie sind", knurrte er.
„Schon möglich. Aber vielleicht fällt ihm ja doch noch etwas Nützliches ein, wer weiß."
Sanji öffnete den Mund, um dem Mistkerl zu erzählen, was ihm so Nützliches einfiel, doch wieder kam er nicht dazu. Dieses Mal war es ein Blick von Zoro, der ihn zum Verstummen brachte. Ihre Blicke trafen sich nur für den Bruchteil einer Sekunde, und doch wusste Sanji ganz genau, was der andere ihm damit sagen wollte; beinahe war es, als hätte er Zoros Stimme in seinem Kopf gehört. Nicht. Ich habe einen Plan.
Der Schwertkämpfer wandte sich an den Leutnant, der mit einem erwartungsvollen Blick vor ihrer Zelle stand. „Ich werde kooperieren." Als der andere nichts erwiderte, setzte er hinterher: „Das ist es doch, was ihr wollt. Ich bin der Einzige hier, der die Position der Sunny kennt."
„Dann solltest du dir aber keine Spielchen mehr erlauben, Junge. Das nächste Mal mache ich dich einen Kopf kürzer, das schwöre ich dir." Er gab seinen Männern ein Handzeichen. „Holt ihn da raus."
Sanji blieb sitzen. Er bewegte sich nicht, sah nur den Männern hinterher, wie sie Zoro vor sich aus der Zelle gehen ließen. Er hielt sie nicht davon ab, und er fühlte sich unglaublich schlecht deswegen. Wer wusste schon, ob Zoros Plan auch aufging? Wenn nicht, dann wollte er sich gar nicht ausmalen, was sie ihm antun würden. Klar, es war Zoro, dem passierte so schnell nichts, doch er war noch immer unbewaffnet, geschwächt und mit Schnittwunden übersäht. Wenn das mal gut ging... Doch der Schwertkämpfer hatte ihm gesagt, er solle sich nicht einmischen, und so viel Vertrauen musste er in ihn haben. Immerhin befanden sich keine starken Gegner in dieser Basis, das würde die Sache für ihn einfacher machen, selbst in dem Zustand. Doch trotzdem gefiel es ihm nicht, schon wieder zurückzubleiben und keine Ahnung zu haben, was außerhalb dieser Zelle vor sich ging.
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Nach einer Weile hatte er begonnen, unruhig in der Zelle auf und ab zu tigern. Sie waren jetzt schon eine halbe Ewigkeit weg, und wer wusste, ob Zoro seinen Plan umsetzen konnte. Er wusste, dass ihm seine Sorgen nicht helfen würden, und doch konnte er sie nicht vermeiden.
Überhaupt kreisten seine Gedanken ständig um Zoro, seitdem dieser ihm von seinen Gefühlen ihm gegenüber erzählt hatte. Oder eher: sie angedeutet hatte. Aber Sanji hatte keine Probleme, sich den Rest zusammenzureimen. Und die Tatsache, dass ihm der Großteil von Zoros Worten bekannt vorkam, verwirrte ihn nur noch mehr. Er hatte diese Gefühle selbst gespürt. Die genaue Bedeutung für sich konnte er nur erahnen. War er in Zoro... verliebt? Aber das konnte nicht sein, schließlich war er...
„Hetero", murmelte er, doch er wusste, dass das nicht zwangsläufig stimmen musste. Bislang hatte er zwar noch nie Gefühle für einen anderen Mann gehegt, doch das musste nichts heißen. Und mal ganz davon abgesehen, es ging hier um Zoro. Von all den Menschen, die dort draußen rumliefen, musste sich sein Herz ausgerechnet für ihn entscheiden. Bei diesem Gedanken stahl sich ein leises Lächeln auf seine Lippen. Klar entschied es sich für Zoro. Eigentlich war es abzusehen gewesen, doch er hatte nie wirklich hingesehen. Diese Verbindung, die sie beide teilten. Ihr ständiger Wettstreit. Und in letzter Zeit auch das Kribbeln in seinem Bauch, wenn ihn ein Blick aus mondgrauen Augen traf. Er hätte es sehen müssen. Aber wirklich bewusst wurde es ihm erst hier, in dieser schlecht beleuchteten, winzigen Zelle. Aber immerhin war er sich jetzt im Klaren über seine eigenen Gefühle. Wohin ihn das führen sollte, das würde sich noch ergeben.
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Heartbeat - ZoSan [One Piece FF] - abgeschlossen
FanfictionEine neue Insel. Ein neues Abenteuer. Eine versteckte Marinebasis. Und eine Menge Gefühle, die auszubrechen drohen. Wenn ihr mehr erfahren wollt, dann schaut mal rein! Trigger Warning: In der Geschichte werden (kurz) Panikattacken thematisiert, ich...