Flackernd schlug er die Augen auf. Im ersten Moment konnte er nicht erkennen, wo er sich befand, doch dann kristallisierten sich langsam einige Einzelheiten aus dem Halbdunkel heraus. Keine davon gefiel ihm. Er war ringsum von Steinmauern umgeben, die nur an einer Seite des Raumes in ein dickes Metallgitter übergingen. Die massiven Mauern um ihn herum engten Sanji ein und ließen ein ungutes Gefühl in ihm aufsteigen. Er hatte zu wenig Platz; von einer Wand bis an die andere konnte er gerade einmal zwei Schritte machen, bevor er mit der Nase an den groben Steinen anstehen würde. Sanji hasste enge Räume. Man konnte sich in ihnen nicht bewegen, nicht verteidigen, nicht klar denken. Es war, als ob die Wände nur darauf warten würden, ihn zwischen sich zu zerquetschen.
Der Ort, an dem er sich befand, schien außerdem unterirdisch zu liegen. Er gab kein Fenster, das wenigstens ein bisschen Tageslicht hereingelassen hätte. Das einzige Licht war ein schwacher Feuerschein, der von außerhalb seiner Zelle kam. Sanji stand vom kalten Boden auf und musste sich im ersten Moment an der steinernen Mauer abstützen, um nicht direkt wieder zu stürzen. Er war immer noch geschwächt von diesem verdammten Netz, das ihn erwischt hatte. Er konnte nur hoffen, dass er möglichst schnell wieder zu Kräften kommen würde; in diesem Zustand würde er sich im Ernstfall kaum verteidigen können. Nicht dass das im Moment nötig war. In der Umgebung seiner Zelle war kein Mucks zu hören, und auch Sanjis Haki blieb still.
Vorsichtig stieß er sich von der stützenden Mauer ab und durchschritt die kurze Distanz, die ihn von dem Gitter trennte. Mit den Händen umfasste er die Stäbe und inspizierte sie. Kein Seestein. Es musste also aus Eisen oder einem ähnlichen Material gemacht sein. Erleichtert atmete Sanji auf. Mit Seestein hätte er keine Chance gehabt, aber Eisen sollte er zerbrechen können. Er drückte das Gesicht gegen die kalten Stäbe und warf einen Blick nach draußen. Wie er es sich bereits gedacht hatte, war niemand zu sehen. Ein paar Fackeln brannten trübe vor sich hin, doch ansonsten bewegte sich nichts. Sanji begutachtete seine Umgebung genauer. Seine Zelle befand sich ganz am Ende eines langen Ganges; rechts von ihm versperrte eine Steinmauer den Weg, links reihten sich weitere Zellen an die seine.
Er griff ohne große Hoffnung an die Türklinke, doch das Gitter war – natürlich – abgesperrt. Doch davon würde er sich nicht aufhalten lassen. Er sprang hoch, drehte sich im Sprung einmal um sich selbst, um Schwung zu holen, und verpasste dem Gitter einen ordentlichen Tritt. Aber überraschenderweise geschah genau – nichts. Nicht einmal die Scharniere ließen sich zu einem Quietschen herab. Ungläubig schüttelte Sanji den Kopf. Wie war das möglich? Ein normales Metallgitter hätte er selbst in seinem geschwächten Zustand mit links gegen die gegenüberliegende Wand befördern müssen. Bei Seestein wäre das etwas anderes gewesen, doch dieses Gitter war ohne Zweifel nicht aus Kairoseki. Wieso also blieb es einfach stehen, als würde es sich über ihn lustig machen wollen?
Sanji trat noch einmal mit Schwung gegen die metallenen Stäbe, wieder und wieder, doch sie bewegten sich keinen Millimeter. Langsam spürte er die Schwäche überhandnehmen, die ihn seit dem Angriff der Marine begleitete. Schwer atmend stützt er sich gegen die steinerne Mauer zu seiner Rechten. Wie zum Teufel war es möglich, dass dieses windige Gitter seinen Angriffen standhalten konnte? Es beunruhigte ihn, dass er es nicht schaffte, aus dieser Zelle herauszukommen. Die Wände schienen immer näher zu kommen und engten ihn ein, und seine einzige Fluchtmöglichkeit hatte sich als unüberwindbares Hindernis entpuppt. Ein lächerliches Gitter, verdammt! Wie gut, dass die anderen ihn in diesem Moment nicht sehen konnten. Die hätten sich schiefgelacht.
Obwohl ihn seine eigene Schwäche und das verdammte Gitter unglaublich aufregten, in diesem Moment musste er einsehen, dass er so nicht weitermachen konnte. Seine Beine zitterten, seine Hände mussten an der Wand nach Halt suchen und er war unglaublich müde. Jeder Versuch, dieses Hindernis vor ihm zu überwinden, kostete ihn Kraft, die er bald nicht mehr haben würde. Mit einem letzten genervten Schnauben wandte er sich von dem Gitter ab und setzte sich in die hintere Ecke der winzigen Zelle, möglichst weit weg von eventuell vorbeikommenden Soldaten. Er zog die Knie an, um sich wenigstens ein bisschen vor der Kälte zu schützen, die hier unten durch alles hindurchkroch, den Boden, die Metallstäbe und jetzt, wo er sich nicht mehr bewegte, auch ihn selbst. Doch das bisschen Kälte würde er schon aushalten; sobald er ein wenig geschlafen hatte, würden seine Kräfte zurückkehren und dann würde dieses Gitter Bekanntschaft mit der Mauer gegenüber schließen. Er legte den Kopf auf die Arme und ließ die undurchdringliche Schwärze der Erschöpfung über sich hinwegschwemmen.
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Heartbeat - ZoSan [One Piece FF] - abgeschlossen
Fiksi PenggemarEine neue Insel. Ein neues Abenteuer. Eine versteckte Marinebasis. Und eine Menge Gefühle, die auszubrechen drohen. Wenn ihr mehr erfahren wollt, dann schaut mal rein! Trigger Warning: In der Geschichte werden (kurz) Panikattacken thematisiert, ich...