Nur wenn ich besoffen bin (Böhse Onkelz)

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„Komm schon Eita, so schlimm ist es gar nicht gewesen", höre ich den Schlagzeuger von uns sagen und frage mich, ob er dumm oder einfach nur taub ist, denn es war grottenschlecht.

Ich werde sentimental. Ein ums andere Mal. Nur wenn ich besoffen bin.

Seufzend greife ich nach meinem Glas und leere es direkt in einem Zug. Der Alkohol ließ mich das hier vergessen, die Erniedrigung und das aufkeimende Gefühl in mir.

Die schönsten Augen der Stadt jagen mich heute Nacht. Nur wenn ich besoffen bin.

Ehrlich gesagt, habe ich gar kein Bock mit ihnen zusammen zu sitzen und ich überlege, ob ich mir ein Taxi rufen sollte, um nach Hause zu fahren. Doch dort wäre ich allein und gerade das will ich im Moment nicht sein, doch in dieser Gesellschaft fühle ich mich auch nicht wohl.

Noch'n Bier und ich fang an dich zu vermissen. Ich melancholiere und fühle mich beschissen.

„Denk nicht mal daran jetzt nach Hause zu fahren, wir sollten diesen Tag feiern."

Feiern? Was wollten diese Deppen denn bitte feiern? Unsere Niederlage?

Doch egal wie ich es drehe und wende, ich bleibe hier und beschließen mir noch etwas an der Theke zu bestellen.

Ich will kein neues Bild von dir. Ich will dich hier bei mir.

Während ich auf mein Bier warte, ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und erwische mich dabei, wie ich dein Profilbild anschaue, länger als ich es tun sollte.

„Du wirkst so, als hättest du Liebeskummer", reißt mich dann die hübsche Blondine aus meinen Gedanken und lächelt mich aufmuntern an. 

„Nein. Sehe ich etwa so aus, als wäre ich jemand dem man das Herz brechen könnte?"

Immer wenn ich traurig bin, trink ich einen Korn. Wenn ich dann noch traurig bin, dann fang ich an von vorn.

„Ich weiß nicht, sag du es mir Semi."

„Woher kennst du meinen Namen?", verwundert sehe ich sie an und setze das Bier an meine Lippen an.

„Euer Auftritt war gar nicht so schlecht. Die Menschen hier sind einfach etwas speziell."

Du bist das Salz in meinen Wunden in so endlos vielen Stunden. Schön dich zu sehen, auf Wiedersehen.

Ich könnte jetzt auf dem Sofa liegen, mit einer Tüte Chips zwischen den Beinen und den restlichen Abend Netflix schauen. Das klingt gar nicht so übel.

Lange habe ich darüber nachgedacht, was ich nach der High-School mache und wenn ihr mich fragt, ob ich nun eine Ahnung habe, muss ich euch enttäuschen.

Denn ich habe nicht die leiste Ahnung.

„Willst du noch einen Korn?", reißt mich, mit einem Mal, die Stimme unseres beschränkten Schlagzeugers, aus meinen Gedanken und ich stimme dankend zu. Möge der Alkohol seinen Zweck erfüllen und wenn das nicht reichen würde, dann...

„Kann ich eine von deinen Zigaretten haben?", sehe ich nun den Bass Gitarristen an, welcher sich gerade eine ansteckte.

„Zweiglasig fahren ist dir noch nie gut bekommen, Eita", erinnert er mich an meinen letzten Absturz, welcher nicht einmal 24 Stunden her war.

„Bist du etwa meine Mama?", stöhne ich genervt und reiße sie ihm aus der Hand „Außerdem wolltet ihr, dass ich hierbleibe, also müsst ihr nun mit den Konsequenzen leben." 

Die Melodie meines Lebens - SemiShiraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt