Lautlos (Stigma)

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„Leg deinen Kopf in meinen Schoß, schau nach oben. Siehst du die Schwalben ziehen? Spürst du den Atem unserer Welt, spürst du den Puls? Wir sind vereint für immer."

Meine Gedanken schweifen ab, wie so oft. Wie einfach es doch früher gewesen war. Mittlerweile wünsche ich mir die Zeit zurück, die Unbeschwertheit meiner Jugend.

Die Zeit an der Shiratorizawa-Akademie fühlt sich so weit weg an, fast so als hätte es sie niemals gegeben, als hätte es dich niemals gegeben.

„Zwei Schläge nur ein Herz, du bist meine Passion."

Über ein Sportstipendium war ich damals an diese Schule gekommen, wie viele von ihnen. In der Mittelschule war ich bereits ein bekannter Zuspieler gewesen, was ich anfangs auch an der Oberschule gewesen war, doch wurde ich eines Tages ausgetauscht, einfach ersetzt.

„Lauf weg von dir, du hast keine andere Wahl. Lauf weg, bevor es dich berührt. Lautlos, wie du es schon tausend Mal getan hast. Dein Spiel, bei dem du allein verlierst."

Anfangs hatte es mich gekränkt, dass man so schnell einen Ersatz für mich gefunden hatte, doch relativ schnell hatte ich verstanden, warum. Meine Stärken waren damals meine Aufschläge gewesen, doch ich konnte bei weitem nicht mit dir mithalten, weil du um einiges sicherer spielst. Auch wenn es mich gekränkt hast, begreife ich das sie Recht hatten.

„Deine Nähe tut mir weh, ich kann nicht bleiben. Hab keine Zeit zum Atmen, und kein Blut das zirkuliert. Freundschaft nur ein hohles Wort, das so langsam verstummt. Das sehr langsam verstummt."

Der Grund, warum ich mich der Musik gewidmet hatte, war wohl der gewesen, weil ich dachte das ich in dieser Sache besser sein würde als du. Die Menschen starren mich und meine Band an, ich weiß bereits jetzt schon, dass sie sich wünschen wir würden die Bühne verlassen.

„Lauf weg von dir, bevor das Feuer dich verbrennt. Lauf weg, bevor es dich berührt. Lautlos, wie du es schon tausend Mal getan hast. Dein Spiel bei dem du allein verlierst."

Ich würde behaupten, dass nicht er es ist der verloren hat, sondern ich. Denn meine Zeit wurde knapp, für uns und wir spielen gegen die Uhr. Ist es noch nicht zu spät? Wir ernten was wie säen. Ist dies die tatsächliche Erfüllung meines Lebens? Bin ich glücklich?

Damals wollte ich meine Fähigkeiten zeigen, doch was ist aus diesem Ziel geworden? Bin ich etwa vom Weg abgekommen? In mir drin ist nur Chaos.

Entnervt hebe ich meinen Blick, als wir fertig sind und ich sollte Recht behalten, denn sie fangen an zu buhen, wie so oft. Ein Funken reichte aus, um alles in Flammen zu hüllen. Wenn der Wind schlecht stehen würde, dann würden wir alle verbrennen, doch er stand immer nur so dass er mich erreichte. Schnaubend stemme ich meine Hände in die Hüften, es war mal wieder der totale Reinfall gewesen. Meine Worte erreichten sie nicht.

Und damals war noch alles gut gewesen, hätte ich gewusst wie sich das Blatt wenden würde, dann wäre ich wohl besser beim Volleyball geblieben.

Die Melodie meines Lebens - SemiShiraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt