Geborgenheit

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Mein Schädel dröhnte. Ich fühlte den kalten und feuchten Boden unter meinem Körper. Am Bauch liegend zog ich meine Hände an ihn. Ich konnte die einzelnen Fliesen unter meinen Handflächen spüren. Meine Arme schmerzten als ich mich vom Boden wegdrückte um mich aufzusetzen. Ich saß einige Sekunden da und lauschte der Stille. Ab und zu hörte ich jemanden schwer Atmen. Doch das kümmerte mich wenig. Meine Gedanken waren vollkommen zerstreut und ich versuchte sie zu ordnen.

Keith hatte mich vor ihm gewarnt..aber was hat Jean mit all dem zu 
tun?Was geht hier überhaupt 
vorsich. Warum warenKeith und 
Elise Gesichter vernarbt..

Schritte. Schwere und schnelle Schritte kamen näher. Erst jetzt öffnete ich vorsichtig meine Augen. Es war genug Licht vorhanden um mich zu orientieren. Vor mir war eine weise Wand mit vielen verschiedenen Zeichen darauf abgebildet. Hinter mir hörte ich wie eine Tür aufging. Sie quietschte. Ich zuckte zusammen und drehte mich rasch um.

"Jean!", schrie ich voller Freude ihn zu sehen.

Ich stand auf und rannte auf ihn zu. Er streckte mir seine Arme entgegen und umarmte mich. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Schulter. Ich wollte ihn eigentlich nie wieder loslassen. Eigentlich wollte ich nur hier raus. Mit ihm. Weit weg von diesem Ort. So weit es geht.

Er lies mich los. Fragend schaute ich zu ihm hoch. Ein ungutes Gefühl kam in mir auf und mir wurde schlecht. Seine Miene verfinsterte sich. Angst überkam mich. Ich ging einen Schritt zurück. Mein Körper begann zu zittern. Mein Puls stieg und Adrenalien fuhr durch meinen ganzen Leib.

"Was.. was geht hier vorsich..?", fragte ich zögernd.
"Wo bin ich hier? Was.. Wer.. Wieso..?"

Gefühlte tausend Fragen stellte ich ihm, aber keine schien wirklich Sinn zu machen. Ich verstummte. Die Zeit schien stehnen geblieben zu sein. Wir standen uns gegenüber und die Minuten vergingen. Ich merkte, dass er versuchte irgendetwas zu sagen, doch er war anscheinend genau so mit der Situation überfordert wie ich. Er kam einen Schritt auf mich zu und berührte mich mit seiner Hand an meiner Wange. Er begann über sie zu streicheln und kam noch ein wenig näher. Ich schloss meine Augen und genoss die Berührung. Ich konnte eine Träne fühlen die meine Wange hinunter kullerte. Er wischte sie vorsichtig weg und drückte sich näher an mich. Mit der zweiten Arm umgriff er meinen Körper und zog mich zu sich. Mein Kopf lehnte auf seinem Brustkorb und ich konnte seinen schnellen Herzschlag hören. Er war unregelmäßig und er atmete schwer.

Mir war alles zu viel. Es gab zu viel Fragen und zu wenig Antworten. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten und heulte los. Ich brach in schluchtzen aus und er umarmte mich umso fester. Einerseit spührte ich wie mir seine Geborgenheit gut tat und alles vom mir herabgleiten zu schien aber anderer Seits war ich mir nicht mehr sicher wer er wirklich war. Oder wer ich wirklich war.

Er begann meinen Kopf zu streicheln und als ich mich ein wenig beruhigt hatte, löste er sich von der Umarmung. Wir sahen uns an und es war so als ob er mit seinen klaren, blauen Augen direkt in meine Seele schauen konnte und den ganzen Kummer und die Verwirrung die mich plagten ausradieren konnte.

Doch ohne Vorwarnung ging er an mir vorbei zur beschriebenen Wand. Er hockte sich hin und legte seine rechte Hand über einen Schriftzug. Ich konnte ihn nicht lesen aber ich erkannte das Logo, welches daneben abgebildet war. Es war das zeichen der EYELESS ORPHANS

"Sam.. ich..", begann er "ich.. ehm.. es tut mir leid.."

"Was tut dir leid?", versuchte ich zu verstehen und ging einen Schritt auf ihn zu.

 "Ich weis gar nicht was ich sagen soll. Es ist alles so kompliziert..", flüsterte er verzweifelt.

"Sag mir doch einfach was zur Hölle hier vor sich geht. Ich verstehe das alles hier nicht." Ich sagte es lauter als mir lieb war.

"Sam.. ich hab' angst..", stotterte er, "angst dich zu verlieren.."

"Aber warum solltest du mich denn verlieren?", fragte ich ihn verwirrt und wurde langsam ungeduldig.

Dunkle GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt