Für Elise

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Bevor meine Beine mich nicht länger halten konnten griff meine Hand nach dem eisernen Geländer. Ich spürte wie meine Finger sich an der kalten Stange festhielten. Kalt.. und feucht.

BLUT!

So schoss es mir durch den Kopf. Schnell richtete ich das Licht auf die besagte Stelle. Mein Herz begann noch schneller zu pochen als es schon tat, als ich bemerke das es wirklich Blut war.

Panik ergriff mich. Ich wollte schreien doch ich konnte nicht. Tausend Gedanken verirrten sich in meinem Kopf. Meine ausgeprägte Fantasie machte es nicht gerade leichter.

OhmeinGott.. DasBlut.. esmussnochfrischsein. Sonstwürdeesdochschoneingetrocknetsein.
Oderetwanicht?

Mit aufgerissenen Augen starrte ich die Larche an die sich die ganze Kellerstiege hinunter ausgebreitet hatte. Ich wollte rennen. So schnell es ging raus aus diesem verdammten Haus.

Meine Beine waren anscheinend anderer Meinung. Sie waren wie festgefrohren. Mir kam es vor wie eine Ewigkeit in der ich nur da stand und den einzelnen purpurroten Tropfen zusah wie sie wie in Zeitlupe zu Boden fielen.

Erst jetzt bemerkte ich die Musik. Diese Melodie.. ich kenne sie irgendwo her. Plötzlich erinnerte ich mich wieder. Ein kalter Schauer lief langsam über meinen Rücken. Ich stand wie angewurzelt da.

DasLied.. esistdasgleicheLied. DerMördermeinerBrüderhatteesaufdauerschleifegestellt.. alsich nach Hause kamundsieTodauffand, spielteesimHintergrund. Eshörtenichtundnichtauf. DiePolizeimusstedieHauptstromversorgungabstellendamitderKlangdesTodesverstummte. EswarmeinLieblingsLiedgewesen. FürElisevonBeethoven.

Endlich spürte ich meine Beine wieder. Ich hatte das Gefühl, dass mein Herz mir gleich bei den Ohren heraus kam. Doch die Melodie war noch immer klar zu hören. Ich bemerkte leider viel zu spät, dass ich mich automatisch umdrehte. Mit meinen Augen halb geschlossen und meinen Armen in Verteidigungshaltung macht ich mich auf das Schlimmste gefasst.

Nichts. Rein garnits. Außer der lange dunkle Flur der zum Haupteingang führte. Mein Puls schien sich langsam wieder zu senken. Auch meine Gliedmaßen hörten auf zu zittern.

SollteichirgendeinenTonvonmirgeben? SowieindenganzenHorrorfilmen, wodieOpferandauerntHallorufen. DenkendiewirklichdaseinMörderdaraufantwortenwürde? Wartewas? Mörder? Nein, nein, nein! RausausmeinenKopf. FürsoetwashabichjetztwirklichkeineZeit.

Ich griff mir mit meiner freien Hand an den Kopf um einen klaren Gedanken zu fassen.

Schnell, lassdireineordentlicheErklärungfürdasKlavierstückeinfallen! EsistallesnurindeinemKopf.

Mein Schädel begann zu schmerzen. Der Sauerstoffmangel und der modrige Geruch vom Keller machten mir ordentlich zu schaffen.

Keith!

Wie ein Blitz schoss es mir durch den Kopf.

Klar! Keithwolltemir Angst einjagen! WarscheinlichausRache. Genausomussessein! EristwarscheinlicheifersüchtigweilichmitJean-LuczurHalloween-partygegangenbin, undnichtmitihm.

Ich schnaufte tief durch. Fest davon überzeugt die Mutprobe zu bestehen und endlich in die Clique der EyelessOrphansaufgenommen zu werden. Mit neuer Kraft drehte ich mich um und ging vorsichtig die erste Stufe hinunter.

Verdammt! UnddasBlut? WardasauchKeith? Klar.. erwares.. undesistbestimmtauchkeinBlut! Vielleicht.. isteseinfachnurroterSirup? Genau.. Sirupweiternichts.

Ich schloss abermals kurz meine Augen um zu verinnerlichen was ich gerade gesagt hatte.

Langsam hob ich meinen linken Fuß und stieg die zweite Stufe hinab.

"HalloSweetie ❤"

Ich ließ vor lauter Schreck mein Handy fallen. Ich zuckte zusammen und begann zu kreischen. Doch ich verstummte als mich jemand an der Schulter packte. Ich wagt es nicht mich umzudrehen. Warscheinlich konnte ich es nichteinmal. Man hörte wie mein Handy die Treppe hinunterpolterte und einige Sekunden später am Kellerboden aufkam.

"Hastdumichvermisst?"

Flüsterte eine tiefe männlich Stimme in mein Ohr. Er kam näher zu mir und legte meine Haare auf die rechte Schulter.

Ich bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut und ich hielt meinen Atem an.

Seine Lippen begannen meinen Hals zu küssen und seine Hände hielten mich an meiner Hüfte fest.

Ich wollte mich wehren. Schreien. Ihn treten. Schlagen. Aber ich konnt es nicht. Ich spürte wie mir Tränen den Wangen runterrollten.

"Und? IstesnochimmerdeinLieblingsstückvonBeethoven? Wie damals? IchhoffemeineÜberraschungwarerfolgreichundsiegefälltdir.", flüsterteer.

"..."

"Kommschon.. sagdochwas"

Er klang schon fast traurig. Doch plötzlich fing er an zu lachen.

"Hehe.. nawenndassoist. Duhastanscheinendnichtseinzuwenden. Oderirreichmichda? Naja.. vielleichtfälltdirspäternochetwasein. HappyHalloweenPrinzessin!"

Er stieß mich mit ganzer Kraft von sich weg. Wie in Zeitlupe flog ich die Kellertreppe hinunter. Ich spührte jede Kante die ich mit meinen Körper berührte als ich vollkommen von der Finsternis verschlungen wurde..

Dunkle GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt