Aufgeregt hüpfte Skylla also die Treppen ihres kleinen Häuschens hinab, bis sie in der Küche ankam. Hier war der Frühstückstisch bereits gedeckt und ihre Eltern hatten sich auf ihren Stühlen hingesetzt. Ihre Tochter nahm ebenfalls Platz und wollte anfangen, von Jacob zu erzählen, doch ihr Vater unterbrach ihr Vorhaben indem er begann, von seinem Job zu berichten. Die Mutter schenkte nur ihrem Mann Aufmerksamkeit. Deshalb beschloss Skylla, es ihnen einfach nicht zu sagen. Es interessiert sie ja eh nicht, dachte sie. Etwas beleidigt aß sie ihre Semmel auf und ging dann wieder die Treppen hoch in ihr Zimmer, um sich umzuziehen. Aus ihrem Schrank holte sie ein kurzes weißes Kleid mit ein paar Rüschen. Dann frisierte sie sich, so gut das ein siebenjähriges Mädchen eben kann, ihre blonden Haare.
Da sie nichts Anderes zu tun hatte, legte sie sich wieder auf ihr Bett und las ein Buch über Pferde, typisch für Mädchen in diesem Alter eben.
Doch als sie sich aufsetzte und das Buch zur Seite legte, stand Jacob vor ihr. "Guten Morgen Skylla. Gefällt dir meine Kette?" Da sie etwas erschrocken war, nickte das Mädchen nur. "Du hast ein schönes Zimmer", machte er ihr nun auch noch ein Kompliment. Immernoch blieb Skylla zurückhaltend. "Danke. Ich habe es mir ausgesucht, im Möbelgeschäft." "Gute Wahl. Erzähl mir mehr über dich." Warum sollte sie das nicht tun? Der Junge schien wirklich nett zu sein, etwas merkwürdig zwar, aber nett. "Na gut. Ich bin Skylla, was du ja schon weißt und ich bin sieben Jahre alt. Ich lebe hier mit meinen Eltern schon seitdem ich geboren wurde und ich gehe drei Straßen weiter in die zweite Klasse unserer Volksschule. Mein Vater fährt ein blaues Auto, indem ich in einem Sitz sitzen muss, weil ich noch zu klein bin. Meine Freunde heißen Lena, Maya, Max und Lukas. Mit ihnen gehe ich manchmal auf den Spielplatz oder fahrradfahren. Ansonsten ist mein Leben ziemlich uninteressant, denke ich."
Jacob hatte wärend ihrem Bericht aufmerksam zugehörigt. "Ein schönes Leben hast du. Aber langweilig. Jetzt hast du ja mich, jetzt wird es lustiger, glaub mir. Ich bin jetzt auch dein Freund. " Er lächelte und hielt ihr seine Hand hin. Sie griff danach und spürte wieder diese Art harte Luft als sie ihn berührte, diesmal schreckte sie aber nicht zurück. Ungefähr drei Sekunden hielt sie seine Hand fest, dann löste sich ihr Griff.
Dieser Jacob war schon ein komischer Typ. Einerseits war er geheimnisvoll, andererseits aber auch sehr offen und humorvoll. Skylla mochte seine Art, er war ihr einfach sympathisch. "Erzähl mir doch auch etwas von dir." Es war ja nur fair wenn auch Jacob ihr etwas aus seinem Leben erzählte.
"Gut. Wenn du etwas nicht verstehst, frag einfach nach. Also ich bin Jacob, acht Jahre alt. Hobbies habe ich nicht so in diesem Sinne, aber ich bastle gerne Dinge. Wie zum Beispiel deine Kette."-"Die hast du gemacht? "-"Ja, habe ich. Ich bin ein Waisenkind, so würde ich es jedenfalls nennen, und viele Freunde habe ich nicht. Das war's." Skylla wollte fragen, was mit seinen Eltern passiert sei, doch sie traute sich nicht, also ließ sie es.
"Skylla-Schätzchen! Komm runter, Maya ist da!" unterbrach die Stimme von Skylla's Mutter das Gespräch, also verabschiedete sie sich freundlich von Jacob und lief die Treppen runter. Dabei beschloss sie, niemandem von Jacob zu erzählen, jedenfalls nicht, solange niemand nachfragte.
Bei der Türe begrüßte Maya ihre Freundin und sie gingen zusammen zum Spielplatz, der um die Ecke lag. Was Skylla nicht sagte war, dass Jacob direkt neben den beiden Mädchen ging, Maya schien ihn nicht zu bemerken. "Lass uns schaukeln!" rief sie ausgelassen und stürmte auf eine der vier Schaukeln. Jacob setzte sich auch auf eine von ihnen und Skylla ebenfalls. Eine Weile saßen die drei Kinder einfach nur da und schaukelten. Maya bemerkte Jacob immernoch nicht. Nach einer Zeit jedoch, erkundigte sie sich nach der Kette. Als Skylla antwortete, die sei von einem Freund, wollte Maya wissen, von wem. Und so erzählte sie es ihr. Die ganze Geschichte von Jacob, begonnen mit gestern Nacht.
Nach diesem Gespräch verabschiedete sich Maya jedoch schnell und lief nach Hause, mit der Begründung, sie müsse noch Aufgaben machen.
Auch Skylla ging zurück zu ihrem Haus. Wie jeden Tag stand das Abendessen bereits auf dem Tisch, als sie kam und die Familie aß zusammen Toast mit Schinken und Käse. Nachdem sie satt war, putze sich das Mädchen noch die Zähne und zog sich ihr Nachthemd über. Dann ging sie schlafen.
Wieder träumte sie von Jacob, diesmal jedoch in einer anderen Umgebung. Es war ein kleines Dorf, so vermutete Skylla es, mit vielen Häusern, die alle einen kleinen gepflegten Garten hatten. Die beiden Kinder gingen in eines der Gebäude, Jacob schien sich dort auszukennen, und sie spielten Verstecken. Auffällig war, dass sie wärend der ganzen Zeit keinen anderen Menschen sahen, was Skylla jedoch nicht wirklich auffiel, da sie viel zu sehr mit spielen beschäftigt war.
Als sie mit den ersten Sonnenstrahlen erwachte, war eigentlich alles wie immer. Das Mädchen zog sich um, putze sich die Zähne und frisierte sich ihre Haare. Doch als sie die Treppen hinunter zur Küche ging, standen dort vier kräftig gebaute Männer mit starken Muskeln, daneben Skylla's Eltern. "Es tut uns leid, mein Schatz aber du musst mit diesen Männern mit. Sie bringen dich an einen Ort, wo es dir bestimmt gut gehen wird. Wir kommen dich bald besuchen." Skylla war starr vor Schreck, sodass sie sich nicht bewegen konnte. Die Männer nutzten das aus, um sie zu packen und mitzuzerren. Die Eltern standen teilnahmslos daneben. Da fing das Mädchen an zu weinen. Maya musste es erzählt haben. Wo sie sie jetzt wohl hinbringen werden? Ob Jacob dort auch sein wird? Warum tun sie mir das an? Verzweifelt versuchte sie zu schreien, doch sie bekam einen Schlag auf den Kopf, ihr wurde schwindelig, sie verlor das Bewusstsein, und alles was sie noch mitbekam war, wie sie in ein Auto gezogen wurde, dann wurde alles um sie herum dunkel und sie wusste nicht mehr wo oben und wo unten war....

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Psycho
Mystery / Thriller"Nichts ist, wie es scheint" Über ein kleines Mädchen, das ein wenig anders ist als alle anderen und die Reaktion der Menschheit. "Zwischen Vernunft und Wahrheit. " Was tust du, wenn dich ein toter Junge besuchen kommt? #1 in Geister #1 in Tr...