Psycho

Kapitel 6// Jacobs Freund

Jacob zuckte erneut zusammen. Was war nur los mit ihm? Was hatten diese Menschen hier ihm angetan?
Sie versuchte wieder zu schreien doch wie zuvor kam kein Laut aus ihrem Mund. Stille.
Keiner der Jungen, die in den Betten lagen, sagte ein Wort. Jeder schien in seiner eigenen Welt zu sein. Auf den ersten Blick mochte dies nach etwas Gutem ausgesehen haben, angesichts der Tatsache, dass sie sich in einem gefängnisähnlichen Gebäude befanden und vermutlich erst wenige Stunden zuvor gefoltert worden waren. Auf den zweiten Blick bemerkte Skylla jedoch, dass es den Kindern in ihren eigenen Welten noch schlechter zu gehen schien. Die Schmerzen und Ängste hielten sie wach und folgten ihnen in jeder Sekunde.

Jacob saß nun aufrecht in seinem Bett. Immernoch zuckte er in regelmäßigen Abständen.
Skylla beobachtete, wie der Junge seinen Kopf mehrere Male nach rechts und links drehte. Es schien, als wolle er mit jemandem reden. Doch da war niemand. Verwirrt sah das Mädchen sich im Raum um. Sie kniff die Augen zusammen. Es half nichts, sie konnte die Person, nach der ihr Freund zu suchen schien, nicht finden.

Sie versuchte, genauer hinzuhören. "Aber warum?", hörte sie Jacobs leise Stimme. Diese war kratzig wie Kreide auf der Tafel und bereitete Skylla beinahe Ohrenschmerzen. Hätte sie nicht gewusst, dass die Stimme zu ihrem Geisterfreund gehörten, hätte sie ihm diese gar nicht zuordnen können. Sie hatte Jacobs Worte als weich und klangvoll in Erinnerung.

Aber all dies beantwortete immernoch nicht die Frage, mit wem der Junge in diesem Augenblick sprach. Eines der anderen Kinder konnte es nicht gewesen sein, denn diese schliefen entweder oder waren mit ihrem eigenen Kampf gegen die Schmerzen beschäftigt.

Skylla schloss die Augen. Vielleicht war diese Person ja in Jacobs Kopf. Vielleicht war auch Jacob selbst in ihrem Kopf. Das würde erklären, warum ihn sonst keiner sehen kann. Doch vielleicht würde sie den Gesprächspartner ihres Freundes auch sehen, wenn sie an diesen Ort in ihrem Kopf ging.

Augenblicklich fühlte das Mädchen wieder, wie sie von der Schwärze umhüllt wurde. Wie bei ihrem ersten Besuch hier hallten Stimmen in allen Sprachen aus jeder Richtung. Ihr wurde leicht schwindlig, doch diesmal riss sie sich zusammen. Sie wusste, dass sie keine Angst vor dem Ort der verlassenen Seelen haben musste. Ihr würde nichts geschehen, da war sie sich sicher.

"... nicht verstehen...fürchten...nicht verstehen", konnte sie da plötzlich einige Worte verstehen. Doch wer hatte sie gesagt? Die Aussprache der Wörter wirkte nicht ganz sicher und die Betonung klang fremd. Skyllas Vermutung nach gehörte die Stimme demnach zu einem Jungen, dessen Muttersprache wohl nicht die ihre war.
Das machte sie neugierig. In ihrem Kopf spukten mit einem Mal tausend Gedanken umher. Wie er wohl hieß? Wie alt er wohl war? Wo kam er her? Wie er wohl aussah? Was war seine Geschichte? Wie war sein Leben?
Die Frage, die sie am meisten beschäftigte, war jedoch: Was hatte er gesagt?

Suchend sah sie sich um. Egal in welche Richtung sie sich auch drehte, sie konnte niemanden finden. Wo war dieser mysteriöse Junge? Sie fragte sich, ob er vielleicht auch so wie Jacob auf sie zukommen würde, wenn sie weiterhin wartete.

"Jacob!", rief sie. Der Ton verbreitete sich und verlor sich in der Dunkelheit. "Wer...?", filterte sie ein Wort aus dem Gewirr der Stimmen der verlassenen Seelen. Es kam von der selben Person wie zuvor. "Skylla", gab sie etwas zögerlich zurück. "Ich bin eine Freundin von Jacob."

Auf einmal wurde alles wieder hell. Das Licht blendete sie das Mädchen und sie fürchtete, zu erblinden. Reflexartig schloss sie ihre Augen und wartete einige Sekunden, bis sie den Eindruck hatte, dass die Helligkeit nun abgenommen hatte. Sie blinzelte vorsichtig. Über ihr stand eine Frau mit Taschenlampe, die ihr ins Gesicht leuchtete.

//AN:
Ich weiß, ich habe sehr lange nicht mehr an dieser Geschichte geschrieben. Allerdings habe ich gemerkt, dass sie euch anscheinend gefällt und das hat mich motiviert, weiter daran zu arbeiten. Ich kann nicht versprechen, dass jetzt regelmäßige Updates kommen, aber ich werde mein Bestes tun, diese Geschichte fortzusetzen.
Feedback ist immer willkommen~
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