38. Epilog (Chloé)

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Ich musste hier weg, irgendetwas stimmte mit Nasser nicht, mit ihm, der Wohnung und der ganzen Geschichte, die er mir aufgetischt hatte

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Ich musste hier weg, irgendetwas stimmte mit Nasser nicht, mit ihm, der Wohnung und der ganzen Geschichte, die er mir aufgetischt hatte. Als er mich aus Russland gerettet und hierhergebracht hatte und all die Tage, in denen ich nun schon in dieser Wohnung festsaß, hatte ich ihm schon fast blind vertraut. Mich in dieser hilflosen Situation befindet, wünschte ich mir insgeheim, es noch immer zu können, doch jetzt wusste ich einfach nicht mehr, was ich noch glauben sollte. Eines war jedoch sicher, kein Polizist der Welt würde sich so verhalten wie er.

Wenn Nasser also kein Polizist war, wer war er wirklich und warum um alles in der Welt war ich dann hier?

Als ich versucht hatte, Antworten in Bezug auf seine Identität zu erhalten, war er ausgewichen und hatte nur seinen Namen erwidert. Mittlerweile war ich mir nicht einmal mehr sicher, ob überhaupt das der Wahrheit entsprach.

Es war an der Zeit, die Augen aufzumachen und zu sehen, was ich nicht sehen wollte. Ein dumpfes Gefühl machte sich in meinem Bauch breit. Ich fühlte mich verraten, allein und voller Angst.

Bewegungsunfähig und mit rasendem Herzen presste ich meinen Körper noch immer gegen die Rückwand des Aufzugs, um so viel Distanz wie möglich zwischen mir und Nasser zu bringen, doch mir war klar, dass, auch wenn er sich gerade ein paar Meter zurückbewegt hatte, er binnen Sekunden neben mir stehen konnte. Und was würde er dann mit mir machen? Vielleicht noch Schlimmeres als zuvor.

Kaum zu glauben, dass ich vor nicht einmal 24 Stunden nichts mehr gewollt hatte als seine Nähe. Der Gedanke, wie ich mich ihm förmlich an den Hals geschmissen hatte, wiedersträubte mir nun auf allen Ebenen. Wie hatte ich ihn nur eine Sekunde lang anziehend finden können?

Mit nun wieder weichen Worten versuchte er, mich aus dem Fahrstuhl zu locken, aber ich kaufte ihm diese sich als Fassade entpuppende Maske nicht mehr ab, nicht nach seinem Ausraster. Er war wie eine Schlange, die langsam versuchte, das Vertrauen ihrer Beute zu erlangen, bevor sie sie mit Haut und Haar verschlang. Doch viele Möglichkeiten hatte ich nicht.

Meine Gedanken überschlugen sich. Wie kam ich aus dieser verdammten Wohnung? Durch eines der Fenster zu fliehen, war aufgrund der Höhe ausgeschlossen, außerdem hatte ich es zuvor nicht einmal geschafft, eines auch nur zu öffnen. Eine Treppe gab es nicht; der einzige mir bekannte Weg nach unten war der gottverdammte Fahrstuhl, der sich keinen Millimeter bewegen wollte.

Gerade, als ich überlegte, erneut auf dem Bedienfeld herumzudrücken, ließ mich ein ächzendes Geräusch hochschrecken.

Perplex und mit neuer Hoffnung erfüllt, beobachtete ich die beiden Metalltüren dabei, wie sie sich langsam in Bewegung setzten. Warum sie sich gerade jetzt und nicht vor ein paar Minuten geschlossen hatten, war mir absolut schleierhaft, aber ich hatte auch nicht genügend Zeit darüber nachzudenken, denn Nasser gab einen erschrockenen Laut von sich.

Auf seinem Gesicht spiegelte sich erst Entsetzen und dann blanke Panik. Dann preschte er, ohne weiter zu zögern, auf den sich immer weiter schließenden Fahlstuhl zu. Seine rechte Hand schnellte nach vorne und versuchte, sich im letzten Moment zwischen den mittlerweile nur noch wenige Zentimeter breiten Spalt der Türen zu schieben – jedoch vergeblich.

Gold für eine JungfrauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt