4. Gefängnis (Chloé)

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"Das ist dein Zimmer", erklärte mir Anna mit einem starken russischen Akzent, während sie die Tür zu einem der vielen Räume öffnete

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"Das ist dein Zimmer", erklärte mir Anna mit einem starken russischen Akzent, während sie die Tür zu einem der vielen Räume öffnete.

Anna, wie sie sich mir zuvor vorgestellt hatte, war die Haushälterin dieser riesigen Villa am Rande von St. Petersburg. Sie war mittleren Alters, obwohl ihre Augen so müde und leer wirkten, als wäre sie um ein Vielfaches älter. Ihre Frisur und ihre Kleider waren altmodisch, ihr Körper hager und knochig. Das Wort "bieder" hätte sie wahrscheinlich am besten beschrieben. Besorgniserregend war jedoch ihre linke Hand, die übersäht von Brandnarben war. Die Haut dort sah aus, als hätte sie ihren Unterarm in einen Topf mit kochend heißem Wasser getaucht - und das mehrmals. Bei dem Gedanken durchlief mich ein Schauer und ich zuckte zurück.

Als sie meinen Blick bemerkte, zog sie eilig den Ärmel ihres grauen Oberteiles ein Stück nach unten, räusperte sich und versteckte dann den Arm hinter ihrem Rücken.

"Denk nicht einmal daran, zu fliehen", riet sie mir, während sie mich in das große Zimmer schob. "Das ganze Anwesen wird gut bewacht, es ist unmöglich, ungesehen hinaus oder hinein zu gelangen. Du würdest es schneller bereuen, als es dir lieb wäre."

Ihre Stimme war hart und ihre Mine ausdruckslos.

Ihre Worte bestätigten jedoch meine Befürchtungen, denn nicht nur vor, sondern auch im Haus, hatte ich insgesamt mindestens zehn Wachen entdeckt. Außerdem war das Anwesen von einem hohen Zaun umgeben, dessen obere Enden mit feinen Spitzen übersäht waren. Der einzige Ausweg war also das Tor, das den Garten vor dem Gebäude mit der Straße hinter dem Zaun verband. Die ganzen Sicherheitsmaßnahmen waren zweifellos nicht nur meinetwegen zum Einsatz gekommen, sondern deuteten vielmehr darauf hin, dass mein Käufer zum einen eine enorm einflussreiche Person sein musste und zum anderen womöglich Feinde hatte. Zum jetzigen Zeitpunkt schien eine Flucht auf alle Fälle aussichtlos. Ich konnte nur hoffen, dass meine Mutter inzwischen die Polizei verständigt hatte und bereits nach mir gesucht wurde.

Doch selbst wenn ... haben meine Entführer überhaupt Spuren hinterlassen? Wird man mich hier in Russland überhaupt finden können? Gibt es Zeugen? Einen Anhaltspunkt?

Hoffnungslosigkeit machte sich in mir breit, als ich daran dachte, wie weit ich von Zuhause entfernt war und wie schwer - vielleicht sogar unmöglich - es werden würde, von hier zu entkommen.

Auch während meiner Verfrachtung nach Russland hatte sich mir keine Möglichkeit zur Flucht geboten. Mit einem Privatjet wurde ich direkt nach St. Petersburg geflogen und an einem kleinen Flugplatz in einen schwarzen Wagen mit verdunkelten Fensterscheiben befördert; schlussendlich landete ich in dem Anwesen meines Käufers.

Ich hatte keine Ahnung, in welcher Stadt oder sogar in welchem Land sich dieser sogenannte Kurmanji befunden hatte. Bevor ich in den Privatjet verfrachtete wurde, hatte man mir die Augen verbunden und die Binde erst wieder entfernt, als wir in Russland zur Landung angesetzt hatten. Die wenigen Personen, die an meiner Auslieferung beteiligt gewesen waren, hatten kein Wort über ihre Lippen kommen lassen und mich stattdessen mit einer auf mich gerichteten Waffe zum Schweigen gebracht.

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