6 || Das erste Mal nach seinem Tod

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Hallöchen, hier ist das nächste Kapitel. Freue mich natürlich wie immer über ein paar Kommentare<3
Byee

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"Nun denn, dann wird es wohl etwas schwieriger mehr herauszufinden", meinte Poppy.
"Kopf hoch, Miss Allen. Es ist nicht unmöglich!" Damit verschwand sie in ihrem Zimmer.

Zwei Stunden später wussten sie, dass die Männer Amy nicht vergewaltigt hatten. Vermutlich waren sie dem Mädchen nur hinterher gelaufen und hatten ihr vor Wut eine runter gehauen.

Erleichtert stand diese auf. "Ich darf doch gehen, oder?"
"Wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen, können Sie gehen", erwiderte Poppy.

"Gut, dann werde ich mich an meine Hausaufgaben setzen. Sollen wir das Treffen von Gestern nachholen, Professor?"
"Ja, das können wir machen. Um vier?"
"Ist in Ordnung. Dann bis später, Professor. Auf Wiedersehen, Madam Pomfrey."

Amy verließ gut gelaunt den Krankenflügel und ließ eine verzweifelte Professorin mit ihrer besten Freundin zurück.
Poppy hatte langsam eine Idee bekommen, an wen Amy sie erinnerte, doch sie war sich nicht einhundertprozentig sicher.

"Nun, dann werde ich auch mal gehen", sagte Minerva nach einer Weile und verließ ebenfalls den Krankenflügel.

In ihren Räumen angekommen setzte sie sich in ihr Wohnzimmer und versuchte sich auf das anstehende Treffen vorzubereiten.

Sie wusste nicht mehr weiter. Das ganze Treffen über beobachtete sie Amy und wünschte sich so sehr, sie in den Arm nehmen zu können, ihre Stirn zu küssen und so zu behandeln, wie sie es sollte. Ihr Inneres schien nach und nach zu brechen und die einzelnen Stücke fielen ins Meer und wurden davon gespült. Und sie konnte nichts dagegen tun. Egal wie verzweifelt sie es versuchte.

Natürlich hatte Amy die Blicke während des Treffens bemerkt. Ihr war schon bei den letzten Abenden immer wieder dieser sehnsüchtige Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Professorin aufgefallen, und auch wenn sie es sich selbst nicht erklären konnte, war da irgendetwas zwischen ihnen, was nicht da sein sollte. Oder doch?

Nachdenklich ging sie zurück in ihren Turm, wo Alice am Kamin saß. Betty war wohl wieder irgendwo auf Party und das war Amy im Moment auch Recht so.

"Na, wie war es?", fragte Alice. "Ganz ok", antwortete Amy nur und ließ sich in den Sessel neben ihrer Freundin fallen.

"Was ist denn los?" Amy fragte sich mittlerweile nicht mehr, warum Alice immer wusste, was in ihr vorging.

"Ach, ich weiß nicht." Stockend begann sie zu erklären und schaffte es sogar einigermaßen die Situation zu beschreiben.

"Und findest du das schlimm?", wollte Alice wissen. Amy überlegte.

"Nein", sagte sie nach einer Weile langsam. "Nein, eigentlich nicht. Irgendwie ist es sogar ganz angenehm." "Na, dann lass es doch einfach auf dich zukommen", sagte Alice lächelnd und Amy beschloss ihr zu vertrauen.

In einem anderen Trakt des Schlosses hatte Minerva sich kraftlos auf ihr Sofa sinken lassen.

Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen. Wenn sie jedes Mal nach diesen Treffen psychisch so fertig war, dann würde sie das nicht mehr lange durchhalten.

Immer wieder durchlief sie ein Schauer, wenn sie an die strahlend blauen Augen dachte, die immer zu leuchten schienen. Jene Augen, die schmerzhafte Erinnerungen in ihr wach riefen und bei denen sie gleichzeitig glücklich war, sie zu besitzen.

Dann waren da natürlich noch die schwarzen langen Haare und das markante Gesicht, welches sie zu gut kannte.

Je mehr sie darüber nachdachte, desto schmerzhafter wurde es und irgendwann konnte sie einfach nicht mehr.

Stumme Tränen liefen ihr über die Wangen und sie gab sich auch keine Mühe sie aufzuhalten. Sie wollte sie gar nicht aufhalten, denn ausnahmsweise erlaubte sie sich, sie selbst zu sein. Um die Dinge zu trauern, die sie verloren hatte.

Eine Weile saß sie einfach so da und schaute zwischendurch auf ein Foto, welches auf der Kommode stand.

Sie bemerkte nicht, dass es an der Tür klopfte und auch nicht, dass diese sich wenig später öffnete.

"Min?", rief eine bekannte Stimme. "Min, wo bist du?" Schritte näherten sich dem Wohnzimmer und dann steckte Poppy Pomfrey den Kopf zur Tür herein.

"Miner-" Sie stockte, als sie Minervas Gesicht sah. Die Augen waren gerötet und die Wangen von den Tränen nass.

"Oh mein Gott, Minnie, was ist passiert?", rief sie besorgt und setzte sich neben ihre Freundin.

"Nichts!" Minerva setzte ein gezwungenes Lächeln auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

"Ach komm schon, du kannst mir nichts vormachen! Wie oft sehe ich dich weinen? Irgendetwas muss dich doch aufgewühlt haben."
"Es ist nichts, Poppy!", schniefte Minerva.

"Oh Minnie, ich bin deine beste Freundin, natürlich ist etwas. Das sehe ich dir doch an." Minerva wollte weiterhin protestieren, war jedoch machtlos und schluchzte los.

"Oh Poppy", schluchzte sie und schlug die Hände vor das Gesicht.

Es war das erste Mal, dass Poppy sie nach Albus Tod wieder schluchzen hörte. Natürlich hatte sie ein paar Mal gesehen, dass ihrer Freundin Tränen übers Gesicht liefen, doch wirklich dabei geschluchzt hatte sie in ihrer Gegenwart nur nach seinem Tod.

Sie nahm Minerva in den Arm und wog sie sanft hin und her.
"Oh Min, was ist denn los?", flüsterte sie leise, doch ihre Freundin schüttelte nur den Kopf.

"Ich kann es dir nicht sagen."
"Aber-"
"Nein, Poppy. Es geht einfach nicht."

Poppy hatte eine Ahnung, warum Minerva so aufgewühlt war und es würde ihre Theorie bestätigen.

"Schhh... beruhige dich erstmal und dann sehen wir weiter."

Her Lost FamilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt