12 || Wünsche und Versprechen

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Zwar ein Tag zu spät aber immerhin💀 Hier das neue Kapitel haha<3

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Von all den Geschehnissen der letzten Tage, dem Gefühlschaos und der Überanstrengung schlief Amy ein. Sie konnte einfach nicht mehr.

Es war ihr egal, wo sie war.
Wenn das hier ihre Mutter war, dann konnte sie auch in ihrer Umarmung einschlafen.
Dann würde sie für sie sorgen.
Dann würde sie sich um sie kümmern und es ihr auch nicht übel nehmen.

Minerva bemerkte schnell, dass ihre Tochter eingeschlafen war. Sie bekam ein schlechtes Gewissen, da sie wusste, dass sie Schuld an Amys Erschöpfung hatte.

Vorsichtig fuhr sie dem Mädchen durch die Haare, über die Wangen, strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste sie auf den Scheitel.

Das alles hätte sie die letzten fast Achtzehn Jahre lang tun können- nein, müssen. Es war ihre Aufgabe gewesen. Eine wichtige Aufgabe, die sie nicht erfüllt hatte.
Doch es war auch ihre Aufgabe gewesen, ihr Kind zu beschützen und das hatte sie getan.
Die gesamten letzten Jahre hatte sie ihrer Tochter geopfert. Bereute sie es? Nein. Nicht wenn sie Amy so in den Armen hielt. Und auch nicht, wenn sie nur an sie dachte.

Ihre Tochter war zu einer liebenswerten jungen Frau herangewachsen. Sie war in einem sicheren Umfeld groß geworden und hatte Freunde gefunden.
Sie wurde weder gemobbt noch konnte sie sich im Notfall nicht wehren.

Was konnte Minerva sich noch wünschen?

Sie wünschte sich, bei dem gesamten Lebenslauf ihres Kindes dabei gewesen zu sein.
Ihr selbst beigebracht zu haben, was sie durfte und nicht durfte, wie man sich verhielt, wenn fremde Leute anwesend waren und eben diese Dinge.

Aber vor allem wünschte sie sich, Amy die Liebe hätte geben zu können, die jedes Kind brauchte. Mit Albus zusammen die Eltern sein können, die das Mädchen gebraucht hatte.
Wie gerne hätte sie gesehen, wie Amy das erste Mal gelaufen war, wie sie eingeschult worden war oder das erste Mal "Mama" gesagt hatte.

Schmerzlich wurde Minerva bewusst, dass Amy dieses Wort noch nie in dem Zusammenhang mit einer Person verwendet hatte. Sie hatte noch nie jemanden "Mama" oder "Dad" genannt. Also hatte es auch kein erstes Mal dafür geben können.

Weinend sah sie auf das schlafende Mädchen hinab. Sie sah friedlich aus, doch Minerva wusste, dass sie Alpträume hatte. Das merkte sie an den Augenlidern, die zwischendurch kaum merklich zuckten.

"Oh Maus, es tut mir so leid", flüsterte Minerva zitternd und wog Amy in ihren Armen sanft hin und her.

Nach einer Weile stand die Professorin langsam auf und schaute sich in ihrem Schlafzimmer um. Sie war kurz davor Amy auf die linke Seite des Bettes, wo sie normalerweise schlief, zu legen, doch dann überlegte sie es sich anders.

Mit einem Schwung ihres Zauberstabes ließ sie Amy auf das Bett zu schweben. Liebend gern hätte sie das Mädchen getragen, aber dazu war diese leider zu schwer.

Bevor Minerva es sich anders überlegen konnte, ließ sie ihre Tochter auf die rechte Betthälfte sinken. Die Seite, auf der seit fast sechzehn Jahren keiner mehr geschlafen hatte.
Die Seite, auf der eigentlich Albus liegen, und seine Tochter genauso liebevoll umarmen sollte, wie sie es tat.

Doch das ging nicht mehr.
Das war unmöglich.
Amy würde niemals ihren Vater kennenlernen.
Aber vielleicht konnte Minerva ihr zeigen, wie viel sie auch ihm bedeutet hatte. Sie wusste, dass Amy es eines Tages verstehen und wissen würde, jedoch hatte Minerva Angst davor, wie lange es dauern würde, bis es soweit war.

Sie saß auf der Bettkante von Amys Bettseite und ließ ihre Tochter nicht aus den Augen. Zu sehr hatte sie Angst, dass sie Amy wieder verlieren würde- auch wenn sie wusste, dass es kindisch war.

Zwischendurch fuhr sie dem Mädchen über den Handrücken oder über die Wange und hätte sich zu gerne dicht neben sie gelegt. Doch das traute Minerva sich dann doch nicht.

Nach mehreren Stunden fielen Minerva ebenfalls die Augen zu. Beim besten Willen konnte sie sie nicht offen halten und so legte sich die Professorin vorsichtig auf die andere Seite des Bettes. Ein paar Sekunden später war sie ebenfalls eingeschlafen.

Als Amy am nächsten Morgen aufwachte, brauchte sie eine Weile, um sich zu orientieren. Kurze Bilder von gestern Abend tauchten in ihrem Gedächtnis auf und sie bemerkte, dass sie in Professor McGonagalls Bett liegen musste.

Schnell sah sich das Mädchen weiter um und zuckte kurz zusammen, als sie merkte, dass Minerva direkt neben ihr lag. Ihre Mutter, sie sollte sich daran gewöhnen.

Vorsichtig, um ihre Mutter nicht zu wecken, stand Amy auf und schlich aus dem Raum. Sie musste dringend auf die Toilette. Relativ schnell fand sie das Badezimmer und verschwand darin.

Nachdem sie ihren Toilettengang erledigt hatte, nutzte sie die Gelegenheit und stellte sich unter die Dusche. Interessiert las Amy sich die verschiedenen Sorten an Duschgel und Shampoo durch und entschied sich schließlich für ein Shampoo und dem dazu gehörigen Gel mit Duft nach dem "Tränenden Herzen".

Frisch geduscht und mit noch nassen Haaren ging Amy zurück ins Schlafzimmer. Sie brauchte frische Klamotten und auch, wenn sie eben in ihren Schlafsaal laufen könnte, wollte sie Minerva nach einem Pullover fragen.

Doch in dem Zimmer angekommen merkte sie, dass Minerva zu weinen schien. "Mum?", fragte sie, ohne darüber nachzudenken und ging auf das Bett zu. Minerva schien im Schlaf zu weinen und es brach Amy das Herz.

"Mum? Mum, wach auf", flüsterte sie, aber die Schluchzer der Professorin wurden nur noch heftiger. "Mum, bitte!", sagte Amy laut und die Schwarzhaarige Frau fuhr hoch.

Schweratmend versuchte sie sich zu orientieren, genau wie Amy eine Stunde zuvor. Diese brachte schnell etwas Abstand zwischen sie beide, da ihr diese Nähe doch noch etwas unangenehm war.

Plötzlich umfasste Minerva, der immer noch Tränen über das Gesicht liefen, ihre Wange. "Lauf nicht weg, Amy", flüsterte sie, "lass mich nicht mehr alleine."

Amy nahm langsam die Hand von ihrer Wange und umschloss sie mit ihrer. "Nein", sagte sie, "das werde ich nicht. Das verspreche ich dir!"

Her Lost FamilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt