(24) Konturen

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Gegenwart

Katsuki's Sicht

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich an der Tür zu Dekus Zimmer stand. Das laute Summen der Geräte, welche ihn noch am Leben hielten, schien in meinen Ohren immer lauter zu werden. Ich schluckte. In solchen Momenten wäre ich gerne taub. Ich biss mir auf die Zunge.

Eiji drückte meine Hand, welche er die ganze Zeit bis jetzt umklammert hatte. Ob das zu seiner Beruhigung oder meiner eigenen dienen sollte, war schwer zu erkennen.

Ich atmete durch, schenkte ihm einen kurzen Blick und schob dann die Tür auf. Der Raum war dunkel, nur der Vollmond spendete Licht durch das Fenster und erhellte die Umrisse des Raumes. Nur die Geräte und deren Displays erhellten noch etwas besser den Raum. Die kleine Gestalt auf dem Bett sah schon fast erschreckend klein in diesem Bild aus.

Deku war blass. Blasser als sonst. Würde sich sein Brustkorb nicht heben und senken, hätte ich ihn wahrscheinlich für Tod gehalten.

Ich ließ Kiris Hand los und trat an sein Bett. Seine Wunden waren zwar einigermaßen gut abgeheilt, trotzdem konnte man klare Narben an den Nähstellen erkennen. Hätte bei seinen vielen Narben auch keinen Unterschied gemacht. Sofort trat mir etwas scheinbar in den Magen. Ich kämpfte etwas gegen die Übelkeit an und krallte mich etwas an das Gestell.

Sein Gesicht sah ruhig aus. Zu ruhig. Seine Lippen waren leicht geöffnet und wirkten fast so, als würde er lächeln. Ich machte die Nachttischlampe auf einem kleinen, überflüssig aussehenden Tisch an.

Das warme Licht tauchte den Raum sofort in eine angenehmere Atmosphäre. Ich schaute über meine Schulter zu Kiri, welcher unbeholfen im Raum rumstand. „Ich warte vor der Tür" murmelte er, lächelte leicht und verschwand dann hinter der Tür, welche er leise schloss.

Nun war ich wieder alleine mit meinem alten Kindheitsfreund. Ich blickte wieder zu Deku. Seine Narben hebten sich schon fast gleichmäßig ab und hinterließen ein einerseits schönes dennoch gruseliges und grausames Bild. Wenigstens waren seine Augenringe weg. Ich hörte still dem Piepen des Geräts zu. Fast so, als hätte ich Angst, es würde schneller Piepen. Doch alles blieb normal.

Meine Hand wanderte über das Gestell und ich strich behutsam über seine Wange. Seine Haut fühlte sich an manchen Stellen rau und dennoch unglaublich weich an. Ich musste lächeln.

Hätte ich ihn an dem Tag retten können? Wahrscheinlich. Ich starrte aus dem Fenster. Dennoch war ich nicht mal in der Lage, einen Freund zu beschützen. Ich seufzte und schaute wieder zu ihm. Ich wünschte, ich könnte ihm mal erzählen, was er mit mir in der Zeit, wo er weg war, angestellt hatte. Ich biss mir leicht auf die Lippe.

Ich strich leicht über seine Wange und fuhr mit dem Daumen vorsichtig die Konturen seiner scheinbar unberührten Lippen nach. Er sah trotz der Narben perfekt aus.

Was würde er sagen, wenn er jetzt das mitbekommen würde? Mein Blick haftete an seinen Lippen. Bis heute wusste ich nie, warum er mich geküsst hatte. Vielleicht wollte ich es garnicht wissen. Ich hatte immer geglaubt, der Nerd würde auf sich aufpassen können, und dennoch konnte er es nicht.

In meinem Magen war wieder dieses komische Gefühl. Ich strich behutsam über die Rillen an seinem Hals. Es sah aus, als wären Schnitte und doch sahen sie anders aus, als die an seinem rechten Arm. Ich biss mir auf die Lippe.

Was würde er wohl sagen, wenn er jetzt aufwachen würde? Mein Herzschlag schien sich etwas zu beschleunigen. Meine Hand strich an seiner Hand vorbei, wo ich meine Finger mit seinen verschränkte. Seine Hand war ungewohnt warm und ich spürte leicht seinen Puls. Ich wollte einfach nur noch, dass er wieder da war. Das ich mich entschuldigen konnte und wüsste, dass es ihm gut ginge. Tränen traten mal wieder in meine Augen.

You told me, I should live [BakuDeku]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt