Drei weiße Bällchen (Frankreich)

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Es war einmal ein Königspaar, das sich sehnlichst ein Kind wünschte, am liebsten eine Tochter.

Doch die Jahre vergingen und als ob es das Schicksal beabsichtigte, bekamen sie kein Kind. Das machte das Königspaar sehr traurig.

Eines Tages kam eine alte Fee ihres Weges daher. Sie hörte das Wehklagen und wollte dem ein Ende setzen.

"Nun, da ich euer Leiden nicht so einfach hinnehmen kann, werde ich euch diesen Wunsch erfüllen, der sich im Laufe des Jahres ergeben wird. Allerdings nur unter einer Bedingung", sprach die Fee.

"Sag uns, sag uns! Was auch immer das sein soll, wir werden alles tun", bat der König eifrig.

Die Fee setzte fort: "Eure Prinzessin darf keinen Prinzen heiraten, sonst muss sie sterben."

"O Gott!", riefen König und Königin aus einem Mund.

"Aber ihr dürft eurer Tochter drei schneeweiße Kätzchen schenken. Gebt denen sechs Bällchen zum Spielen, drei aus weißem Leinenstoff und drei aus Gold. Wenn sie mit den Bällchen aus Leinen spielen, ist alles in Ordnung. Sobald sie mit den Goldenen spielen, so droht Gefahr!", mahnte die Fee.

Trotz der Bedingung willigte das Paar schließlich ein. Innerhalb des Jahres gebar die Königin eine entzückende Tochter und auch die drei schneeweißen Kätzchen wurden herangeschafft mit den sechs Bällchen.

Immer spielten sie mit den weißen Leinenbällchen und es drohte keinerlei Gefahr.

Irgendwann wuchs die kleine Prinzessin zu einer unübersehbaren Schönheit heran, was sich natürlich wie ein Lauffeuer im ganzen Land ausbreitete.

Sofort kamen viele Prinzen, um ihr den Hof zu machen. Doch sie wurden weggeschickt.

Und an einem Tag erschien einer, der von ihr sehr gemocht wurde. Den Kontakt zu ihm konnten die Eltern nicht verbieten. Sie fühlte sich wohl in seiner Nähe und war traurig, wenn er abends wegritt.

Nach einem halben Jahr gestanden sie sich einander ihre Liebe sowie ihre Zuneigung.

Plötzlich fingen die Kätzchen an mit den goldenen Bällchen zu spielen und die Prinzessin erschrak sich. Daher lief sie zu ihren Eltern, die sich ebenfalls erschracken.

Unruhig warten sie auf das große Unheil, aber es kam nicht. Stattdessen wurde der Prinz schwer krank und musste von zahlreichen Ärzten behandelt werden, die allerdings nichts dagegen tun konnten.

Diese Krankheit hätte es noch nie zuvor gegeben. Die Ärzte waren mit ihrem Latein am Ende und bedauerlicherweise wurde der Prinz immer schwächer und schwächer.

Die Prinzessin fiel in tiefe Trauer und wurde Tag für Tag betrübter. Weil die Eltern diesen Anblick ihres geliebten Kindes nicht ertrugen, riefen sie nach der Fee, die einst geholfen hatte aus der schweren Not.

Auch dieses Mal verzichtete sie nicht zu helfen.

"Ich selbst bin nicht fähig ihn von seinen Beschwerden zu heilen, dazu bin ich viel zu schwach. Aber die Prinzessin kann das. Sie muss ihm einen Tag vor Weihnachten zehntausend Leinentücher sticken.

ALLEIN, MIT DER EIGENEN HAND!"

Und schon war sie verschwunden. Als die Eltern der Tochter das erzählten, machte sie sich sofort an die Arbeit, um den Prinzen zu retten. Den ganzen Tag und die ganze Nacht sponn sie und schaffte zehn Tücher aus Leinen.

Im Rechnen und in der Mathematik fähig, malte sie sich im Kopf schon das Schicksal aus. Sie würde niemals zehntausend Leinentücher bis einen Tag vor Weihnachten schaffen.

Bitterlich weinend brach sie in der Ecke zusammen, die Fäuste geballt und auf den Boden hämmernd.

Wenn er nicht mehr sein sollte, dann würde sie niemanden lieben wollen.

Überraschenderweise kamen die drei schneeweißen Kätzchen zu ihr mit besorgten Blicken zu ihr hinüber.

"Prinzessin, Prinzessin! Was weinst du so jämmerlich? Was bedrückt dich so sehr?"

Dann erzählte sie von der unerfüllbaren Aufgabe.

"Aber das ist doch kein Problem. Wir werden dir helfen. Sogar die Regeln werden wir nicht brechen können, denn Katzen haben Pfoten und keine Hände."

Mit Vergnügen fingen die Kätzchen an zu spinnen, tagelang, nächtelang, sodass das Mädchen sie nur noch füttern musste mit ein paar Schälchen Milch.

Einen Tag vor Weihnachten waren zehntausend Leinentücher fertig gestickt und es gab nichts auf der Welt, was die Prinzessin jemals hätte aufmuntern können als das.

Doch nicht nur seine unerklärliche Krankheit wurde damit geheilt, sondern auch der Bann der Königstochter selbst.

Dies freute natürlich auch die Eltern, denn nun konnte ihre liebste Tochter den Mann ihrer Träume heiraten und somit wirklich glücklich sein.

Auf Ihrer Hochzeit hatten sie einen riesigen Tisch gedeckt mit allerlei Speisen und allerlei Gästen auch die drei Kätzchen, die einen Ehrenplatz neben dem frisch getrauten Ehepaar erhielten.

Als die überglückliche Prinzessin und ihr Gemahl jedoch fragten, ob die Kätzchen Milch und Sahne haben wollen, waren sie vor Erschöpfung längst eingeschlafen und begannen lauthals zu schnurren zur Freude des Paars.

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