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Am Sonntag war es dann so weit, das Ferienende war da und ich musste endgültig zurück zur Schule. Ich stand mit gepackten Taschen vor Sekis Auto und verabschiedete mich von meinen Eltern und meinem kleinen Bruder. Haru fing das Weinen an, als ich gerade ins Auto steigen wollte. Ich lief zu ihm zurück, kniete mich vor ihn und schloss ihn ganz fest in meine Arme. „Hey..." sagte ich sanft. „Ich komme doch bald wieder." Haru vergrub sein Gesicht an meiner Schulter und schluchzte ganz furchtbar, auch mir stiegen nach und nach die Tränen in die Augen. „Nicht weinen, Haru... dann muss ich auch weinen..." Er krallte sich mit seinen kleinen Händen in meinem T-Shirt fest. „Du hast beim letzten Mal auch gesagt, du bist ganz bald wieder da und dann hat es ewig gedauert," presste mein kleiner Bruder zwischen seinen Schluchzern hervor. „Ich weiß..." murmelte ich leise und streichelte ihm beruhigend über den Hinterkopf. Meine Mutter hockte sich neben uns und wollte mir Haru abnehmen, doch mein kleiner Bruder krallte sich noch fester an mir fest. Ich löste sanft seine Finger von meinem T-Shirt und meine Mutter zog ihn zu sich. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und streichelte Haru erneut über den Kopf. „Vielleicht kann Mama dich ja bald mal einen Sonntag zu mir bringen und ich zeige dir meine Schule?" Harus schluchzen wurde weniger und er rieb sich mit seinen kleinen Händen über die Augen. „Das geht?" fragte er leise mit brüchiger Stimme. Ich nickte und lächelte leicht. „Na klar."
Er sah mit seinen traurigen Kulleraugen zu unserer Mutter auf, diese seufzte leise. „Okay..." gab sie dann nach, stand auf und hob Haru dabei auf ihren Arm. „Das bekommen wir schon hin."
Mein kleiner Bruder fing augenblicklich das Strahlen an und ich lachte, während mir noch die letzten Tränen aus den Augenwinkeln liefen. Ich gab Haru einen Kuss auf sein Haar, drückte meine Eltern noch einmal und ging dann wieder zu Sekis Auto hinüber. Seki lehnte in der offenen Fahrertür und wartete auf mich.
Ich drehte mich noch einmal um. „Bis bald!" Dann stieg ich ein und zog die Tür hinter mir zu. Seki setzte sich hinters Steuer und fuhr rückwärts aus der Einfahrt. Meine Eltern und Haru winkten uns zu, bis wir außer Sichtweite waren. Ich lehnte mich seufzend zurück.
„Er kriegt sich schon wieder ein. Beim letzten Mal war nach ein paar Stunden auch alles wieder gut," sagte Seki, den Blick auf die Straße gerichtet.
„Ich weiß, aber es bricht mir trotzdem das Herz ihn so zu sehen..."
Wir schwiegen den Rest der Fahrt. Kurz vor unserer Ankunft an der Schule klingelte mein Handy. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich Satoris Namen auf dem Display erblickte. Er hatte es abgelehnt bei uns mitzufahren und lieber den Bus genommen. Seki und er verstanden sich noch immer nicht allzu gut.
Ich drückte auf Annehmen. „Hey Satori."
„Bist du schon da?" Er klang etwas aufgeregt.
„Noch nicht, aber wir biegen gleich auf den Parkplatz ab."
„Oh ach so..."
„Was ist denn?"
„Ach ich wollte dir nur erzählen, was mir auf dem Weg hier her passiert ist! Sehen wir uns später?"
„Ja klar, ich wollte dir eh auch noch was erzählen."
Ich legte auf. Seki sah kurz zu mir hinüber, ehe er den Blick zurück auf die Straße richtete. „Was gibt's denn Wichtiges zu erzählen?" Wir bogen auf den Parkplatz ab und Seki suchte eine freie Lücke. „Hm?" ich sah ihn fragend an. „Na, was du Satori erzählen willst?"
„Ach ist nicht so wichtig..." Ich öffnete die Tür, stieg aus und ging zum Kofferraum. Mein Bruder folgte mir, öffnete die Klappe und schnappte sich meine Tasche, während ich noch schnell eine Nachricht an Kaya und Amaya tippte, um ihnen mittzuteilen, dass ich angekommen war.
„Kommst du jetzt?" fragte Seki genervt, schloss das Auto ab und marschierte los.
„Ja klar..." antwortete ich, verwundert darüber, dass Seki es plötzlich so eilig hatte und lief ihm hinterher. Ich griff im Laufen nach Sekis Shirt und hielt ihn daran fest. „Jetzt hetz doch nicht so!" rief ich verärgert. Seki machte jedoch keine Anstalten sein Tempo zu verlangsamen. „Ich hab's ein bisschen eilig." Ich verdrehte die Augen und bemühte mich, mit meinem Bruder Schritt zu halten, ohne ins Laufen zu verfallen. „Warum bist du denn jetzt so?" fragte ich schließlich und schürzte schmollend die Lippen. Seki blieb abrupt stehen und ich lief mit voller Wucht in ihn hinein. „Aua! Spinnst du?"
Seki fuhr sich mit der rechten Hand durchs Haar. „Wenn's dir nicht passt, beschwer dich doch später bei Satori darüber."
„Was soll das denn jetzt?" Ich hielt kurz inne, sah ihn irritiert an, bis sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht schlich. „Du bist eifersüchtig!"
„Quatsch."
„Du bist mein Bruder und er mein bester Freund. Das kann man doch gar nicht miteinander vergleichen!"
Seki zog eine Augenbraue hoch und sah mich skeptisch an. Ich grinste ihn weiterhin breit an. „Dich muss ich für immer in meinem Leben ertragen, ob ich möchte oder nicht." Seki schüttelte den Kopf und seufzte tief. „Mensch Nana... du hängst nur noch mit Satori rum, ich will doch nur nicht, dass du da blind reinrennst und dich verlierst... vor allem möchte ich nicht, dass du verletzt wirst."
Ich legte meinem Bruder eine Hand auf die Schulter und lächelte ihn sanft an. „Ich weiß das wirklich zu schätzen. Aber Satori ist ein guter Kerl und irgendwann musst du mich meine eigenen Erfahrungen machen lassen."

Tendou x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt