Ich ließ die schwere Haustür hinter mir ins Schloss fallen und raffte meine Schultern. Schule. Heute. Und ich hab gar kein Bock. Niedergeschlagen machte ich mich auf den Weg und summte irgendein deprimierendes Lied, das ich gestern im Radio gehört hab, vor mich hin. Ich sah auf die Ampel und die Kreuzung vor mir, die ich wie jeden Morgen überquerte. Es war rot. Scheiß drauf. Ich ging schnellen Schrittes zur anderen Straßenseite. Ein hupen. "Hey, pass doch auf!" rief ein alter Mann aus seinem VW. Fast angefahren worden, war mir ziemlich egal. Soll der doch rumheulen. "Penner" rief ich zurück und zog meine Kapuze tiefer. Ein paar Minuten später tippte mir jemand auf die Schulter. Ruckartig drehte ich mich um und packte aus Reflex nach dem Handgelenk der Person. "Hey hey, y/n" Es war Peter Parker, mein bester Freund. Naja, für mich war er viel mehr als nur der beste Freund, aber davon wusste er nichts. "Ach Peter. Du bist's" ich zog meine Hand zurück und schob sie in die Jackentaschen. "Wieso so schlecht gelaunt heute?" fragte er mich. Ich zuckte mit den Schultern. "Schule ist scheiße" murmelte ich. "Und ich hab gestern zu viel Schokolade gegessen. Jetzt bin ich fett" er grinste. "Ach?" ich schlug ihm gegen die Schulter.
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"Ist ja nichts neues" sagte er und lachte. Ich warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. So fett bin ich gar nicht. "Dass du zu viel Schokolade isst, meinte ich" Ich grinste ihn an. Er grinste zurück. Hach, dieses lächeln. Es ist einfach so wunderschön- einfach dieses Peter-Lachen. "Und was ist so bei dir los?" fragte ich ihn. Mit einem Mal wurde er etwas nervös. "A-also, heute frage ich dieses eine bestimmte Mädchen, ob- ob sie mit mir ausgehen möchte" er schaute auf seine Finger. Ach ja, stimmt. Seit ein paar Tagen redet er von diesem einen Mädchen, die so perfekt und toll und lustig sei. Und wie viele Talente sie habe! Das kotzt mich ja schon ein bisschen an. Nichts gegen Peter, aber er hat echt kein Taktgefühl. "Mhm" machte ich und schaute auf einen, für mich so zu sehen, Betonklotz. Unsere Schule. "Was haben wir gleich?" fragte ich abwesend. "Mathe. Doppelstunde, und danach Chemie, auch Doppelstunde. Dann ist Pause" ratterte Peter herunter. "Sag mal, hast du den Stundenplan geschluckt?" er lachte. Ah, dieses Lachen. "Komm" sagte ich und nahm seine Hand. "Was hast du vor?" fragte er und stolperte mir hinterher. "Schwänzen." meinte ich. Ruckartig blieb er stehen und ließ meine Hand los. Schade. "Wir können nicht schwänzen, y/n. Tante May bringt mich um, wenn sie das herausfindet. Und dich auch" widerwillig ließ ich mich von ihm zu Mathe schleppen.
"Pst, Peter... Kann ich abschreiben?" fragte ich ihn leise. "Nein" flüsterte er zurück, ohne den Blick von der Tafel abzuwenden. "Bitte" ich zog eine Schnute. "Y/n, wenn ich dich abschreiben lasse, lernst du's nicht" ich verdrehte meine Augen. Streber... Mir war langweilig und mein Gehirn fing an, sich gewisse Szenarios vor meinem Inneren Auge vorzustellen. Zum Glück konnte hier drin keiner Gedankenlesen. Zum Glück konnte PETER keine Gedankenlesen. Sonst wäre ich gehörig am Arsch.
In Chemie mischten wir irgendwelche Flüssigkeiten zusammen, was einigermaßen interessant war. Ich linste auf Peters Blatt, mit der Hoffnung, das Protokoll unseres Experiments abschreiben zu können, doch das Blatt war bis auf Datum und Name des Experiments leer. Ich beobachtete Peter, der ungesund halb über den Tisch gebeugt war und mit einem Stäbchen ein klebriges Gemisch anfertigte. "Was machst du da?" fragte ich neugierig. Blitzschnell schob er den Kasten mit dem Gemisch unter seinen Tisch und kam hoch. Fragend sah er mich an. Ich hob eine Augenbraue. "Peter? Hast du mir was zu sagen?" fragte ich. Er schüttelte den Kopf. Den Rest der Stunde fragte ich ihn aus, doch er blieb stumm. "Idiot" murmelte ich.
Peter sagte mir, er wolle einmal kurz zu Net gehen und ihn um Rat bitten. Ich zuckte nur mit den Schultern und saß nun alleine an einem Tisch in der Cafeteria und schlang mein Sandwich herunter. Auf einmal kam Peter, unglaublich nervös, auf mich zu. "H-hey y/n." "Na" sagte ich. Er setzte sich neben mich. Fragend sah ich ihn an. "Peter, was ist?" "Ich- also, äh" er starrte auf seine Finger. "Ich wollte dich etwas fragen." ich schluckte den Bissen herunter. "Und was?" Er sah mich an. "Willst du mit mir ausgehen?" ich verschluckte mich an meinem Sandwich und hustete mir die halbe Lunge aus dem Leib. Ich klopfte mir auf die Brust. "Was?!" fragte ich. Hatte ich mich gerade verhört? Er wollte mit mir ausgehen? "Willst- willst du mit mir ausgehen?" ich war kurz davor mich nochmal zu verschlucken. "Oh mein Gott, Peter" ich lachte. Er, unsicher, ob er lachen oder weinen sollte, zog eine Lachen-Weinen-Grimasse. "Natürlich will ich!" rief ich und fiel ihm um den Hals. Er atmete erleichtert aus und umarmte mich ebenfalls. "Weißt du was, Peter? Noch heute morgen war ich total eifersüchtig auf dieses Mädchen, was du fragen wolltest. Bis du mir sagtest, dass ich dieses Mädchen sei" nervös lachte er. "Ich wollte dich schon seit einem Jahr fragen, hatte aber nie den Mut dazu" gestand er. Süß. Ich könnte gerade Bäume ausreißen. Na, vielleicht doch keine Bäume, eher Büsche. Ok gut, beschränken wir uns auf Gänseblümchen.
