Kapitel 12

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"Also warst du das?" fragte ich ihn, mein Kopf fühlte sich echt schwer an.

Ich hätte es mit dem Rennen sein lassen sollen...


"Halte dich an mir fest" sagte nun Hasan, so als würde er versuchen das Thema zu wechseln und tippte dabei auf seine Schulter.

"Nein, ich schaffe das schon", gab ich etwas verärgert zurück. Ich hasse es, wenn Leute versuchen das Thema zu ändern. 

"Yaren, ich kann es erklären..." 

Ohne etwas zu sagen und erwartungsvoll blickte ich ihn mit verschränkten Armen an. 

"Komm setze dich erstmal, du musst dich ausruhen, das weißt du." 

Dass er das Thema andauernd versuchte zu wechseln, in dem er immer wieder etwas anderes sagte, reichte mir schon. "Nasil istersen(Wie du willst)" sagte ich ihm, als ich merkte dass er nichts dazu sagen wollte. Ich stand von dem etwas harten Krankenhausstuhl auf, der im Flur meiner Station war und begab mich zu den Aufzügen.

"Yaren, dur bekle! Tamam söyleyecegim(Warte, ich werde es dir sagen)" sagte er, fasste an meinen Arm und zog mich zu seiner Richtung. Er hatte mich zu stark zu sich gezogen, sodass wir sehr nah waren und er blickte in meine Augen, während ich versuchte mich von ihm zu befreien. Wir standen an den Aufzügen und es öffnete sich eine Aufzugstür. Eine ältere Dame und wahrscheinlich ihr Gatte, blickten uns zuerst einmal verwirrt an und danach lächelten sie. "So waren wir auch mal" gab die alte Dame plötzlich von sich... 

Ich verstand worauf die Frau hinaus wollte und sagte, dass er mein Bruder sei. Das wäre die einzige Möglichkeit gewesen, das Gesrpäch mit der Frau nicht noch länger in die Weite zu ziehen. Nachdem sie durch eine Türe liefen, waren wir wieder allein vor den Aufzügen und ich blickte zu Hasan, der sich ein lächeln nicht verkneifen konnte, dies machte mich wieder aggressiv...

"Du hattest die ganze Zeit die Chance mir etwas zu erzählen, lass mich jetzt los." sagte ich nun, woraufhin Hasan wieder meinen Arm lossließ.   

"Tamam Yaren ama lütfen bi dur(Oki, aber warte bitte)."

"Durmayacagim! Benimle normal konusmaya cesaretin mi yok ya senin! Beni anonym arayip, beni korkutmaktan baska birsey aklina gelmedimmi ya! Ne bicim erkeksin! Pesimde sapik, piskopat biri var sandim(Ich werde nicht warten. Hast du kein Mut dich mit mir normal zu unterhalten? Was bist du für ein Mann, ich hab gedacht hinter mir ist ein Psychopath her)!"

"Hakklisin ama ben...(Du hast Recht, aber ich...)"

Ich wusste einen Moment nicht was ich antworten sollte und schoß plötzlich mit: "Ama, mama yok tamam mi!(Es gibt kein Aber, ok?)"

 Mein Blick änderte sich und ich blickte umher, ich war kurz etwas verwirrt, weil ich nicht wusste was ich sagen sollte nach diesem komischen Satz.

Oh Gott, das mit ama mama(Aber, maber) hat sich voll komisch angehört. Warum habe ich nichts anderes gesagt. Er muss die Situation ernst nehmen und wenn ich solche Sachen sage, denkt er ich bin nicht zu sehr sauer. 

Ich beobachtete Hasan's Blick um zu sehen, ob er gemerkt hat, wie komisch der Satz war, mit 'Ama mama'. Er hatte einen Pokerface und lächelte kein bisschen. Eine Sekunde später schoß aus seinem Mund ein Lachen, der mich mitzog. Nun standen wir da, mitten im Flur und lachten uns eine ab.

Ich versuchte mich wieder einzukriegen und sagte ihm nun: "Hasan, ich meine es Ernst. Lach nicht!"

Doch er hörte nicht auf und meine Lippen zitterten, weil ich auch kurz davor war zu lachen.

Ich verpasste ihm eine Faust an seine Schulter und er fasste sich automatisch dahin und beugte sich nun. Ich sah nun seine definierten muskulösen Arme und seinen Kopf der nach vorne gebückt war. Ich dachte eine Sekunde lang, dass der Schlag ihm zu sehr weh getan hatte, doch ehe ich dachte, lachte er noch mehr. Eine Krankenschwester schob ihren Kopf durch einen Türspalt und bat uns um Ruhe.

"Hasan, ich meine es immer noch ernst gülme(lach nicht). Bir daha vururum(Ich schlag dich nochmal)."

Nun richtete er sich wieder auf und man sah wie rot er im Gesicht war. Er wischte mit seinem Finger eine Träne vom ganzen Lachen weg und grinste. Su tipe bak ya, esek gibi gülüyor... (Wie der aussieht ey, lacht er jetzt wie ein Esel)

Ich packte meine Sachen und ging einfach. Ich dachte dass ich wenigstens mit meinem Abgang zeigen konnte, wie "ernst" ich doch war.

Eine Aufzugtüre öffnete sich und ich lief hinein. "Hasan sakin pesimden gelme(komm ja nicht hinter mir her.)" sagte ich als ich mich an die Wand des Aufzuges lehnte. Doch er achtete nicht darauf und war mit einem großen Schritt schon drinnen. 

"Ich komme dir nicht hinterher, ich stehe bis jetzt nur neben dir" gab er jetzt lässig zurück und dabei zwinkerte er. 

"La havla vela kuvette...(Sabir ve Güc duasi(Geduld und Kraft Gebet auf arabisch)) Sen daha dogru düzgün dayak yemedin benden(Du hast noch keine richtige Schläge von mir bekommen.)" sagte ich ihm drohend und hoffte er würde ansatzweise verstehen, wie wütend ich war.

Spätestens dann, als ich auf die Knöpfe blickte, realisierte ich das ich nicht wusste wo überhaupt das Auto war. "Hasan arabam nerde(Wo ist mein Auto)?" "Söylemem(Sag ich nicht)."

Diesmal wusste ich mir nicht anders zu helfen und war verzweifelt mit der Lage. Ich war müde, erschöpft und meine letzten Nerven nahm Hasan mir weg. "Allah askina seni Allah bana belam olman icin mi yolladi ya(Hat dich Allah mir geschickt, damit du mich aufregst man). Ich kann nicht mehr vallah(Ich schwöre), cok yordun beni.(Ich bin so erschöpft wegen dir)"

In ihm stiegen Mitleid und Schuldgefühle auf, die ich deutlich sah. "Tamam seni eve götürecegim(Na gut, ich bringe dich nach Hause)."

"Yarabbi sükür(Allah sei Dank)" sagte ich nun erleichtert. Wir fuhren nach Hause und die ganze Fahrt über herrschte Stille. Ab und an äffte mir Hasan nach mit dem Satz "Ama mama" und versuchte mich zum Lachen zu bringen. Doch ich blieb stur. 

Bevor wir bei mir zu Hause in der Dunkelheit, spät am Abend ankamen, blieb Hasan am Straßenrand stehen und fragte mich, ob er bis vor die Türe fahren soll. Ich bejahte, da durch den Anruf von Hasan an meine Eltern, meine Eltern schon wussten, dass ich einen kleinen Unfall hatte und jemand aus der Schule bei mir war. Ich war etwas verwundert. Meine Mutter würde eigentlich ausflippen, wenn mit mir was geschehen würde. Niye gelmediler hic(Warum sind sie nicht gekommen)?

Auch, wenn man sagen würde: "Ihrer Tochter gehts gut", würde sie gar nicht darauf hören.

Kaum fuhr ich mit dem Finger zur Klingel, öffnete sich die Tür und meine Mutter durchbohrte mich mit Fragen. "Anne bi girebilirmiyim(Mama, darf ich bitte mal rein)?"

Inzwischen war Hasan zu Fuß auf dem Weg zum Edekaparkplatz.

Ich lief in Richtung Wohnzimmer und stellte mich darauf ein, auf den Sofa zu plumpsen, doch dass was mich dort erwartete schockte mich sehr.

"Herr Özden was machen sie hier?" 

Mein Vater, der daneben saß, bat mich mit einem besorgten Blick, darum mich zu setzen.

Warum war plötzlich Herr Özden so spät bei Yaren's Elternhaus. Hat es was mit der Schule zu tun? Aber wenn es was damit zu tun hat, warum ist er noch so spät da?

Was wird aus Hasan und Yaren?

 

Eray&Yaren-"Als hätte mein Herz nur auf ihn gewartet..."Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt