Beyla OS - "Du bist das Wichtigste für mich"

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💜 LEYLA 💜
Heute war ein so anstrengender Tag auf der Arbeit. Es fing schon mit dem Aufwachen heute Morgen an. Dadurch, dass Ben schon seit fast 2 Monaten in London ist, fühle ich mich so einsam in unserer großen Wohnung und vor allem nachts. Mir fehlt das Gefühl nachts in seinen Armen zu liegen und zu spüren, wie er mich eng an sich drückt, wie ein Kleinkind sein Kuscheltier. Auch Bens Geruch auf seinem Kopfkissen wird immer schwächer.
Neben Ben fehlen zurzeit bei uns aber noch mehrere andere Kollegen, aufgrund der momentanen Grippewelle, sodass ich nach meiner Schicht noch eine zweite machen musste. Zu allem Überfluss, kam kurz vor Ende meiner unfreiwilligen Doppelschicht noch ein Notfall rein. Motorradunfall, der so ähnlich war, wie der, den Ben und ich vor ein paar Jahren hatten und durch den Ben seinen rechten Unterschenkel verloren hat. Nur leider hatte dieser Motorradfahrer nicht ganz so viel Glück gehabt wie Ben. Er hat die OP leider nicht geschafft. Dieses schlimme Gefühl, wenn einem die Patienten unter den Händen wegsterben, wird nie besser.
Nach diesem anstrengenden Dienst will ich nur noch nach Hause fahren. Auf dem Heimweg fahre ich noch bei meiner Lieblingspizzeria vorbei, um später nicht mehr kochen zu müssen.
Zuhause angekommen, finde ich sofort einen Parkplatz vor unserem Haus, sodass mir glücklicherweise ein langer Fußmarsch erspart bleibt. Müde schleppe ich mich die Treppen zu unserer Wohnung hoch. Als ich die Wohnung aufschließe, ziehe ich mir meine Schuhe und Jacke aus und lasse mich nur noch müde auf die Couch fallen, versuche meine Pizza zu essen, aber ich bekomme nicht viel runter. Diese doofe OP nimmt mich so sehr mit, dass ich mit niemandem reden möchte. Selbst Niklas Anrufe ignoriere ich. Vor lauter Müdigkeit fallen mir die Augen zu und ich falle in einen unruhigen und von Albträumen gefüllten Schlaf. Zum Glück habe ich morgen meinen freien Tag, denn in dieser Nacht werde ich nie im Leben gut und vor allem durchschlafen können. Normalerweise würde ich mich nach so einem Horror-Tag bei Ben in die Arme kuscheln. Er fehlt mir so sehr und das gerade in solchen Momenten. Ich wünschte, ich könnte jetzt meinen Kopf auf seinen Oberkörper legen. Seinem Herzschlag zu lauschen ist die einzige Möglichkeit, um mich zu beruhigen. Aber Ben kann ich mit meiner momentanen Situation nicht behelligen. Er hat morgen eine sehr wichtige und große OP, von der er mir gestern am Telefon vorgeschwärmt hat, dann soll sich keine Sorgen um mich machen müssen sondern sich voll und ganz auf die OP konzentrieren.

💙 BEN 💙
Ich liege gerade wach auf meinem Bett in meiner Londoner Wohnung und denke mal wieder an Leyla. Sie ist echt der wichtigste Mensch in meinem Leben und ich habe sie nun seit fast 2 Monaten nicht mehr richtig um mich gehabt. Zwar war sie bisher zweimal bei mir, aber in unserem Job ist es halt nicht so einfach einen Termin zu finden, an dem wir beide frei haben. Als auf einmal mein Handy klingelt, ist es nicht Leyla, wie ich es gehofft hatte, sondern Dr. Ahrend. Was will der denn jetzt von mir? Ist vielleicht was mit Leyla?
„Dr. Ahrend. Was gibt's?" begrüße ich den besten Freund meiner Freundin. Und dann erzählt er mir von Leylas Not-OP „Leyla war nach der OP wie verändert. Sie war total neben der Spur, hat mit niemandem gesprochen und alle ignoriert. Wie ferngesteuert ist sie in die Umkleide gegangen und dann weggefahren. Ich komme gar nicht mehr an sie ran. Vielleicht können Sie sie ja beruhigen." Oh nein. Ich kann mir so gut vorstellen, dass Leyla diese Operation und vor allem das Ende der OP total mitnimmt. Es tut mir so leid, dass ich gerade in diesem Augenblick nicht bei ihr sein kann. Aber warum eigentlich nicht? So ein Flug von London nach Erfurt dauert doch nur eine Stunde. So wie ich meine Verlobte kenne, schläft sie mittlerweile und wenn ich den Flug in einer Stunde nehme, dann bin ich bei ihr, wenn sie morgen früh aufwacht oder sie in der Nacht von Albträumen geplagt wird, wie es häufig bei ihr vorkommt, wenn sie seelisch in keiner guten Verfassung ist, was Gott sei Dank nicht so oft vorkommt.
„Danke, Dr. Ahrend, dass sie mich benachrichtigt haben. Ich werde schauen, was ich für Leyla tun kann." beende ich unser Telefonat. Daraufhin packe ich schnell meinen Koffer und rufe mir ein Taxi zum Flughafen, um so schnell wie möglich nach Erfurt zurückzukehren. Meine morgige OP ist total in den Hintergrund gerutscht. Das Einzige, was jetzt für mich wichtig ist, ist, dass es meiner Verlobten gut geht. Ich muss jetzt einfach für sie da sein.
Als ich ca. zwei Stunden später in unserer Erfurter Wohnung ankomme, öffne ich leise die Schlafzimmertür, um Leyla nicht zu wecken. Aber das Bett ist leer. Wo ist Leyla? Ist sie gar nicht nach Hause gekommen? Aber wo sollte sie sonst sein? Leise durchsuche ich die anderen Zimmer unserer Wohnung. Als ich Leyla dann im Wohnzimmer auf der Couch schlafen sehe, fällt mir ein Stein vom Herzen, aber dann fängt sie plötzlich an sehr unruhig zu werden. Die Arme hat einen Albtraum. Leyla tut mir so leid. Vorsichtig setze ich mich auf die Sofakante und versuche sie mit meiner Hand an ihrer Schulter zu wecken. Als das nicht wirklich wirkt, lege ich vorsichtig meine Lippen auf ihre, in der Hoffnung meine Verlobte so wecken zu können.

💜 LEYLA 💜
Ich träume diese Nacht total wirres Zeug und schlittere von einem Albtraum in den nächsten. Gerade gehe ich in meinen Träumen die heutige OP von dem Motorradfahrer erneut durch, nur dass mir diesmal nicht der fremde Mann unter meinen Händen wegstirbt, sondern Ben. Gerade als wir ihn bereits zum zweiten Mal reanimieren müssen, werde ich sanft geweckt. Zuerst spüre ich eine Hand an meiner Schulter und kurz darauf spüre ich weiche Lippen auf meinen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es Ben ist, der mich hier gerade wachküsst. Aber das kann nicht sein, Ben ist in London. Da ich es aber dennoch wissen möchte, wer mich sonst hier einfach so küsst, öffne ich meine Augen, um demjenigen eine Ansage zu machen, denn schließlich bin ich glücklich verlobt. Aber als ich meine Augen aufschlage, verschlägt es mir die Sprache. Ich blicke direkt in die Augen des Mannes, der soeben noch in meinem Traum gestorben ist. Ganz sanft zieht Ben mich in seine Arme und hält mich einfach nur fest. Ich genieße es total, meinem Liebsten endlich wieder nah zu sein und drücke mich ebenfalls stark an Ben. Dennoch brennt mir eine Frage auf der Zunge. Um diese zu stellen, löse ich mich leicht von Ben, um ihm in die Augen zu schauen. „Was machst du hier? Warum bist du nicht bei deiner OP?" „Leyla. Dr. Ahrend hat mich angerufen und mir alles erzählt. Das tut mir so leid. Ich kann mir vorstellen, wie es dir gerade geht. Und es tut mir leid, dass ich nicht für dich da war. Und meine OP ist mir überhaupt nicht wichtig. Eine Hauttransplantation wird doch regelmäßig durchgeführt. Aber ich will bei dir sein, wenn es dir schlecht geht. Du bist das Wichtigste für mich. Ich liebe dich." Um seine Antwort zu untermalen, legt er seine Lippen sanft auf meine und ich bin so froh, dass er hier bei mir ist.

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