Beyla OS - "Ich bin immer für dich da. Egal, was passiert."

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💜LEYLA💜
Ich kann es kaum glauben. Genau heute vor einem Jahr war der schönste Tag meines Lebens. Meine Hochzeit mit der Liebe meines Lebens. Navid ist einfach das Beste, was mir je passiert ist. Nach dieser sehr schmerzhaften Trennung von Ben, hat er mir das Gefühl gegeben, begehrt zu werden, etwas besonderes zu sein. Er ist einfach aufmerksam und liest mir jeden Wunsch von den Lippen ab.

Fröhlich pfeifend verlasse ich das JTK und frage mich, was mein Ehemann für diesen Abend geplant hat. Er kocht zwar jeden Abend vorzüglich für mich, aber ich denke, dass es heute besonders sein wird. Schließlich ist heute unser erster Hochzeitstag. In meinen Gedanken male ich mir einen wunderschönen Abend aus. Und ich bin Niklas so dankbar, dafür, dass er meine zweite Schicht so kurzfristig übernommen hat, damit ich den heutigen Abend in vollen Zügen genießen kann. Navid weiß nicht, dass ich bereits drei Stunden eher nach Hause komme als ursprünglich geplant, da ich ihn überraschen möchte. Ich habe so gute Laune, dass es mir heute ausnahmsweise nichts ausmacht, dass die Parkplätze in unserer Straße komplett belegt sind und ich zwei Straßen weiter parken muss.

Leise, um ihn nicht zu stören schließe ich unsere Wohnungstür auf und fange an, breit zu grinsen. Navid hat unsere CD mit der romantischen Instrumentalmusik angestellt und der Duft von brennenden Kerzen liegt in der Luft. Es ist genauso schön, wie ich es mir vorgestellt habe. Nur eine Sache fehlt noch: Mein Mann.
Nachdem ich mich meiner Jacke und Schuhe entledigt habe, schleiche ich sockfuß in die Küche, um ihn nach dem anstrengenden Arbeitstag wieder in die Arme schließen zu können. Aber anders als erwartet ist dort alles normal. Kein Navid, kein Essen, keine Kerzen. Die Arbeitsplatte, der Herd und unser Esstisch sind komplett unberührt. Was geht hier vor?
Ich lausche der Musik und stelle fest, dass diese aus dem Wohnzimmer kommt. Ich möchte jetzt einfach nur ganz schnell bei dem Menschen sein, den ich über alles liebe. Ich will nach diesem Tag im Klinikum einfach nur in seinen Arm liegen und ihn küssen. Vorsichtig öffne ich die Wohnzimmertür und bleibe wie angewurzelt im Türrahmen stehen. Das glückliche, vor Vorfreude strahlende Lächeln in meinem Gesicht wich schlagartig und stattdessen verfinsterte sich meine Miene. Ich will nicht zuschauen. Am liebsten würde ich losschreien, wütend die Tür knallen und den Raum sofort wieder verlassen, aber ich kann nicht. Ich bin wie erstarrt. Meine Augen sehen zwar meinen Mann, beziehungsweise nur seine blanke Kehrseite, aber was mich so wütend macht, ist die Tatsache, dass er nicht alleine ist. Mein Mann hat also nichts besseres zu tun, als an unserem Hochzeitstag fremdzugehen. Ich fasse es nicht!
Ich halte diese Situation nicht aus. Tränen schießen mir in die Augen und rollen mir unermüdlich über die Wangen. Ich kann ein lautes Schluchzen nicht verhindern und mache so ungewollt auf mich aufmerksam. Schnell löst Navid sich von seiner Flamme und starrt mich an. Ich bekomme kein Wort über die Lippen, obwohl ich ihm jetzt am liebsten an den Kopf geworfen hätte, was für ein Arschloch er ist und andere weitaus schlimmere Wörter. Ich halte das nicht mehr aus hier. Ich muss hier raus. Als ich aus dem Zimmer flüchten will, hindert Navid mich mit seiner Hand, die grob meinem Arm umschließt, daran dies zu tun. „Leyla. Bitte lass mich dir das erklären. Es ist nicht das, wonach es aussieht." Da ist sie ja, diese dämliche Ausrede. „Lass mich sofort los, du Arsch! Bezüglich der Scheidung hörst du von meinem Anwalt. Ich habe dir nichts mehr zu sagen!" Nachdem ich es geschafft habe, mich aus seinem festen Griff zu befreien, schnappe ich mir meine Handtasche und laufe weinend, wütend und verletzt aus unserer Wohnung. Draußen bemerke ich, dass ich in der Hektik weder an Schuhe noch an meine Jacke gedacht habe. Da wir mittlerweile Ende Oktober haben, ist es schon verdammt kalt und bereits stockfinster. Und ich stehe hier draußen und trage nichts weiter als meine dünne gelbe Bluse, meine schwarze Jeans und Socken.
Wo soll ich denn jetzt hin? Ich fasse in meine Handtasche - eigentlich um auf meinem Handy die Uhrzeit zu checken - und was ich da spüre, bringt wieder etwas Licht ins Dunkel meines Lebens: Mein Autoschlüssel. Schnell mache ich mich auf den Weg zu meinem Fahrzeug, um mich dort etwas aufzuwärmen, bevor ich weiß, wo ich jetzt hin soll. Unter Tränen starte ich den Motor, da dies die einzige Möglichkeit ist, die Heizung zum Laufen zu bringen und somit meinen Wagen zu erhitzen. Ohne nachzudenken, fahre ich los. Einfach der Nase nach. Mir ist durchaus bewusst, dass ich in meinem Zustand kein Auto mehr fahren sollte, aber das ist mir im Moment total egal. Ich habe doch eh nichts mehr zu verlieren.

Beyla OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt