Beyla OS - "Ich will einfach nie wieder ohne dich sein"

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OS zur Folge 249 „Klarheit"

💜 LEYLA 💜
Ich bin gerade so glücklich, wie das ganze letzte Jahr nicht mehr. Ben ist wieder in Erfurt und er hat endlich auch seinen Facharzt. Wir haben nach seiner Prüfung endlich mal wieder normal miteinander reden können. „Du bist so toll." Das waren seine Worte zu mir. Wie habe ich solch liebevolle Worte doch von ihm vermisst. Und nicht nur seine Worte haben mir gefehlt. Er fehlt mir noch viel mehr. Aber kommt er zu mir zurück? Was ist mit Isabell? Die Eifersucht ist immer noch da. Aber sie ist so eine attraktive Frau und sie hat bei Ben gewohnt. Hallo? Gewohnt!! Irgendwie kann ich nicht glauben, dass sie nur Rayas Babysitterin war. Aber was wird aus uns? Ohne ihn ist mein Leben trostlos und düster.

Ben und ich stehen mittlerweile im Labor und suchen nach dem Erreger, der für Isabells Entzündung verantwortlich ist. Ich kann förmlich spüren, wie angespannt er ist. Es liegt ihm scheinbar sehr viel an ihrer Genesung. Klar, mir auch, aber für mich ist sie nur eine Patientin -  und eine Nebenbuhlerin, die mir den Mann ausspannen will. Oder hat sie es bereits getan? Mir gehen ihre Schwärmereien für Ben nicht aus dem Kopf. Es gibt doch so viele Indizien dafür, dass Ben was mit ihr angefangen hat. Ich kann es ihm ja auch nicht verübeln, schließlich war ich es ja, die einen anderen geküsst hat. Aber wie Kathrin schon gesagt hat, man sollte um seine große Liebe kämpfen. Und genau das werde ich tun. Ich werde um Ben, den besten Menschen, den ich kenne, kämpfen.
„Das mit Isa. Ich hätt's dir sagen sollen. Sorry." Ich unterbreche sofort meine Arbeit und blicke ihn nervös und gekränkt an. „Was hättest du mir sagen sollen?" Kaum hatte ich diese Frage gestellt, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich die Antwort wirklich wissen will. „Das sie auf Raya aufpasst." Ben blickt mich während seiner Antwort nicht an, sondern ist ganz auf die Bakterienkultur unter seinem Mikroskop fokussiert. „Das sie auf Raya aufpasst?" hake ich nach. Irgendwie kann ich das nicht glauben, dass sie wirklich nur auf meine Tochter aufgepasst hat. Ich habe das Gefühl, er verschweigt mir was. Oder bilde ich mir das nur ein? Schließlich ist eine Affäre mit der Babysitterin der Klassiker. Ben scheint meinen eifersüchtigen Unterton gar nicht wahrzunehmen. Er antwortet mir nur mit einem schlichten „Ja." Da ich jetzt Klarheit brauche, ob ich bei Ben noch eine Chance habe, bohre ich weiter nach. „Und ihr beide?" frage ich zögernd. Jetzt scheint auch bei Ben der Groschen gefallen zu sein. „Moment?" Er fängt an zu lachen, bevor er klar stellt „Da war nichts" „Nichts?" „Gar nichts." „Gar nichts?" Ich kann es einfach noch nicht glauben, dass da wirklich nichts war. Oder will mein Kopf es nur nicht verstehen, dass Ben mir die ganze Zeit treu war und mich immer noch liebt. Trotz allem, was ich ihm angetan habe? Als er meinen ungläubigen Blick sieht, lacht er erneut auf. Sein Lachen ist wie Musik in meinen Ohren. „Leyla. Versprochen."
Mit einem Mal fällt der ganze Frust und alle schlechten und falschen Gedanken der letzten Stunden von mir ab. Ich stoße Ben mit einem leicht wütenden „Du Blödmann!" weit von mir weg. Doch er fängt nur an zu lachen. Ben ist mir also nicht fremdgegangen. Dieser Mensch liebt mich immer noch. „Boah! Mann!" schreie ich mir noch den restlichen Frust und alles, was mich die ganze letzte Nacht wachgehalten hat, von der Seele. Als ich mich beruhigt habe, atme ich einmal tief durch, bevor ich mich wieder mit einem Pokerface bewaffne und mich mit einem „Wusst ich natürlich" wieder meiner Arbeit widme. Von Ben kommt daraufhin nur ein „Ja. Klar." Er hat natürlich mitbekommen, dass ich eifersüchtig war und mir echt schon das Schlimmste ausgemalt habe. Aber ich hatte mir die ganzen letzten Monate, in denen Ben in Hamburg war, vorgenommen, dass ich, wenn er wieder da ist, alles daranlege, um ihm zu zeigen, wie sehr ich ihn liebe und dass er der einzige Mann für mich ist. Ich kann einfach nicht mehr ohne ihn leben. Er ist neben Raya mein Lebensinhalt.
Aber dennoch liegt mir noch eine Frage auf der Zunge. „Bist du sicher, dass sie das auch so sieht? Ich glaube sie findet dich ganz schön toll." Eine leichte Skepsis schwingt in meiner Stimme mit. Ich merke doch, wenn eine Frau von Ben schwärmt. Schließlich rede ich genauso über ihn. Aber Ben scheint ihre Blicke gar nicht bemerkt zu haben, denn er setzt nach meinen Fragen nur eine nachdenkliche Miene auf. „Oh Mann! Ich war so blöd zu ihr." entfährt es mir.
Es kommt echt nicht häufig vor, aber bei diesem Patientenfall habe ich echt den professionellen und emotionalen Abstand verloren. Aber ich hatte echt Angst, Ben für immer verloren zu haben. Vor allem, als Ben nicht au meine Anrufe geantwortet hat und mir in der Klinik aus dem Weg gegangen ist, hat das meine Angst nur noch stärker werden lassen.
Lange kann ich mich aber nicht über Bens klaren Worte freuen, denn gerade als wir das geklärt hatten klingelt mein Handy und Kathrin teilt mir mit, dass wir Isabell sofort operieren müssen. Ben bleibt unterdessen im Labor und sucht weiter nach dem Erreger. Wirklich viel haben wir beide eben ja nicht geschafft, aber das war es sowas von wert.

Nach der wirklich sehr anstrengenden Operation, bei der wir Isabell fast verloren hätten, verlasse ich als letzte den OP-Saal und stoße fast mit Ben zusammen. Wie lange er hier wohl gewartet hat? Er trägt immer noch seinen Anzug und darin sieht er so gut aus. Und schon wieder vermisse ich ihn. Ich wünsche mir nichts mehr, als nach einer anstrengenden, knappen OP, einfach in den Armen des Mannes zu liegen, den ich liebe.
Während ich meine Handschuhe abstreife und in den Mülleimer werfe, nehme ich all meinen Mut zusammen und frage Ben hoffnungsvoll „Kommst du wieder nach Hause?" Nachdem keine Antwort von ihm kommt, gehe ich zum Waschbecken und fahre fort „Weil..." ich entledige mich auch meiner Schutzbrille „ich will, dass du wieder nach Hause kommst. Ich weiß, ich weiß, du brauchst Abstand und Zeit und deine Freiräume ... ich... das brauchen wir beide, aber weißt du ähm ..." Ich öffne den Wasserhahn, schließe ihn aber sofort wieder, da ich Ben bei den folgenden Worten in die Augen schauen möchte. Ich drehe mich zu ihm um und dann sprudeln die Worte nur so aus mir heraus. „Weißt du was ich noch mehr brauche?" Ich reiße mir die OP-Maske ab, damit Ben meine Mimik sehen kann, um zu wissen, dass ich es ernst meine. „Deine Nähe. Deine Wärme. Deine ganze ... Art. Ich will, dass du ... ich will abends mit dir auf dem Sofa sitzen und spüren, wie du mit deiner Hand über meinen Kopf streichst. Ich will nachts wieder neben dir einschlafen. Und morgens neben dir aufwachen. Ich will sehen, wie du und Raya spielen." Nun steigen mir noch mehr Tränen in die Augen. „Ich will für dich da sein, wenn's dir schlecht geht. Und wenn alles beschissen läuft und es ist trotzdem schön. Weil wir uns haben. Ich will einfach nie wieder ohne dich sein." Um Ben zu zeigen, dass das alles die Wahrheit ist und wie sehr ich unter seiner Abwesenheit gelitten habe, schaue ich ihn noch ein paar Sekunden an, bevor ich meine Kopf senke, meine OP-Haube abstreife und dann die wohl bedeutsamsten Worte der letzten Jahre ausspreche „Ben Ahlbeck. Ich liebe dich. Willst du mich heiraten?" Doch anstatt mir zu antworten, greift Ben in seine Anzugtasche und was er da herausholt lässt mein Herz noch viel höher schlagen. Es ist ein Ring, den er mir mit den Worten „Nur, wenn du mich heiratest" zeigt. Eine schönere Antwort hätte ich mir nicht wünschen können. Ich kann plötzlich wieder strahlen. So wie nur Ben mich strahlen lässt. „Ja", antworte ich ihm strahlend und laufe ihm entgegen. Doch kurz vor unserer Umarmung stoppe ich. „Zieh dich aus", fordert Ben mich auf und schnell reiße ich mir den noch mit Blut beschmierten Kittel, den ich noch von der OP trage, vom Körper. Dann drehe ich mich wieder Ben zu und mit einem erneuten strahlenden „Ja" laufe ich ihm in die Arme. Wie habe ich das vermisst. Aber jetzt habe ich meinen Ben wieder. Er hebt mich hoch und ich schlinge meine Beine um ihn. Mit meinen Händen drücke ich seinen Kopf zu mir und auch er hält mich fest zu sich gedrückt. Seine Nähe tut mir nach all der Zeit so gut. Ich liebe diesen Mann so sehr. Nach einer langen Umarmung bewege ich meinen Oberkörper etwas nach hinten, um ihm in die Augen zu schauen. Dann näher ich mich mit meinem Gesicht seinem und darf endlich das tun, was ich die letzten Monate immer machen wollte, wenn ich ihn sah: Ihn küssen. Wir legen beide unsere ganzen Gefühle füreinander in diesen Kuss und ich hoffe einfach so sehr, dass unserer Hochzeit dieses Mal nichts im Wege steht. Sonst packe ich Ben und Raya und fahre mit ihnen weg, um in aller Ruhe zu heiraten, ohne Gefahr zu laufen, dass uns die Arbeit dazwischenkommt. Endlich habe ich ihn wieder – meinen Ben.
Dieser Mann ist mein Leben und ich lasse ihn nie wieder gehen, denn wie ich es Ben eben schon erklärt habe: Ich will einfach nie wieder ohne ihn sein.

Beyla OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt