Kapitel 15

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Bevor ich nach hinten taumeln kann, werde ich an den Hüften gepackt. "Tut mir leid, ich habe Sie nicht gesehen!", entschuldige ich mich und gucke die Person an, in die ich reingelaufen bin.
Ich gucke die Person erschrocken an. "Miss, es muss Ihnen nicht leid tun, es war meine Schu-. Sarah?" Er guckt mich mit seinen grünen Augen ebenfalls erschrocken an. "Hey." Ich lächle ihn schwach an und löse mich aus seinem Griff.
"Wir sehen uns dann später", wimmle ich ihn ab und mache mich auf den Weg in mein Zimmer. Er schaut mir nur verwirrt hinterher, aber das ist mir im Moment egal.

Nachdem ich mein ganzes Gepäck auf mein Zimmer gebracht habe, steige ich in einen Aufzug ein, um in den letzten Stock zu fahren. Harry steht auch dort, was für ein Zufall. Das Schicksal macht es mir wirklich nicht einfach. Am liebsten würde ich den Aufzug verlassen und die Treppen nehmen, aber wir sind hier nicht im Kindergarten. Oder doch? Während der Fahrt sprechen wir kein Wort miteinander, aber es ist auch besser so.

Auf einmal rüttelt es und der Aufzug bleibt stehen. Was zum Teufel? Ich drücke alle Knöpfe, aber es tut sich nichts. "Bitte nicht!", flüstere ich verzweifelt, denn ich habe Klaustrophobie. Und das nur bei Aufzügen, weil ich da immer eine Panik kriege, dass ich nie wieder rauskomme. Ich fange an schwer zu atmen und zu zittern. Meine Beine lassen nach und ich lande auf dem Boden.
"Hey, shh!" Plötzlich schlingt sich ein Arm um mich und ich nehme Harrys Geruch wahr. Während er mir beruhigend über den Kopf streichelt, kralle ich mich an ihn. Ich bin so froh, dass er hier ist und ich in dieser Situation nicht alleine bin. Auch wenn ich mich von ihm fernhalten wollte. "Es wird alles gut. Ich rufe hier einfach jetzt Hilfe", sagt er und drückt den Notrufknopf. Dann widmet er sich wieder mir zu und drückt mich fest an sich, so nach dem Motto: "Ich bin da, du brauchst keine Angst zu haben."
"Oh Gott Harry, du denkst dir jetzt sicherlich, dass ich so ein Angsthase bin. Mir ist das so peinlich!"
Er lächelt leicht: "Nein, jeder hat Ängste, dir muss das nicht peinlich sein!" Ich richte mich auf, um in seine Augen schauen zu können.
"Und was sind deine Ängste?" Er schaut mir direkt in die Augen und sagt lange nichts.
"Meine Angst? Von Menschen nicht zurückgeliebt zu werden, die ich liebe!" Dabei unterbricht er den Augenkontakt mit mir nicht einmal. Ich schlucke kurz und fixiere einen anderen Punkt im Aufzug. "Du zitterst ja immer noch!", sagt er und streichelt über meinen Handrücken. "Geht schon wieder, danke!" Ich entziehe ihm meine Hand und rapple mich auf meine Beine auf. Es tut es mir gleich und steht nun auf seinen Beinen. Er kommt auf mich zu, drückt mich gegen die Wand, stützt sich mit seinen Händen darauf ab und lehnt seine Stirn gegen meine. "Warum machst du es dir eigentlich so schwer?", flüstert er. Mein ganzer Körper erhitzt sich und ich bringe kein Wort raus. Die Tatsache, dass er gerade so nahe vor mir steht, bereitet mir wackelige Knie. "Wieso?", flüstert er und kommt meinen Lippen bedrohlich nahe. Genau in dem Moment ertönt ein "Ding" und der Aufzug bewegt sich wieder. Ich befreie mich aus der engen Lage und renne sofort aus dem Aufzug, als sich endlich die Türen öffnen. Ich muss erstmal was trinken, das ist mir gerade wirklich zu viel. Immer wenn ich denke, einen klaren Gedanken verfassen zu können, wird das durch einen Zwischenfall zerstört. Ich habe das Gefühl, als hätte ich den Verstand verloren. Langsam bereue ich es, mein Praktikum hier begonnen zu haben. Aber ich ziehe das hier bis zum Schluss durch, das wird mir ein Harry Styles nicht zerstören.

"Hi Sarah!" Louis setzt sich neben mich und bestellt sich auch an der Bar was zu trinken. "Hey Louis." "Wieso sitzt du hier so alleine?"
"Ich wollte nur kurz alleine sein."
"Oh, tut mir leid. Dann gehe ich mal wieder!"
"Nein, nein, bleib ruhig!", lächle ich und trinke einen Schluck aus meinem Glas Wasser.
"Gefällt dir New York?", grinst er und ich nicke heftig.
"Ohja sehr, ich bin das erste Mal hier. Es ist wunderschön hier, ganz anders als bei mir!"
"Hattest du schon eine Möglichkeit, die Stadt zu erkunden?"
"Nein, leider nicht. Vorhin ist da so ein kleiner Zwischenfall passiert."
"Was für einer?"
"Ich bin mit Harry im Aufzug steckengeblieben und ich hatte da eine leichte Panikattacke", murmle ich.
"Was? Im Aufzug stecken zu bleiben oder mit Harry in einem Aufzug stecken zu bleiben?", lacht er.
"Um ehrlich zu sein: Ohne Harry wäre ich im Aufzug wahrscheinlich Amok gelaufen. Es war schon gut, dass er da war", lächle ich leicht.
"Also ist alles wieder gut zwischen euch?"
"Ach, du weißt auch schon von der Sache?"
"Ja, du musst wissen, Harry ist mein bester Kumpel, wir reden über alles!"
"Ich weiß nicht, was zwischen uns ist. Nachdem die Sache im Park passiert ist, ist unser Verhältnis so ... so komisch geworden."
Er dreht sich zu mir. "Ich kann dir jetzt nicht irgendwie was reinreden, es ist ja deine Entscheidung. Und ich mag vielleicht auch nicht der Meister des guten Zuredens sein, aber gib dem Armen eine Chance. Er hat sich noch nie so sehr um ein Mädchen bemüht, wie um dich." Komisch, Niall hat auch sowas in der Art gesagt. Ich zucke mit den Schultern und seufze: "Ich weiß doch auch nicht, Louis!"
"Rede mal mit Eleanor. Sie ist super darin, Ratschläge zu geben und sie ist ein Mädchen, also wird sie dich verstehen", lächelt er und ich lächle zurück. "Danke, Louis!", flüstere ich und gehe wieder zurück in die Lobby, wo ich zufälligerweise Eleanor treffe. "Sarah, schön dich wiederzusehen!", strahlt sie und umarmt mich freudig. Ich bin wirklich froh, sie wiederzusehen. Sie ist so ein sympathisches Mädchen und mit ihr kann man wahnsinnig gut reden.
"Geht es dir gut?", fragt sie mich.
"Wie mans nimmt ..."
"Gehen wir auf mein Zimmer, dann reden wir darüber ok?" Sie zieht mich in einen Aufzug und als wir ihn betreten, fange ich wieder leicht an zu zittern. "Alles ok?", fragt sie besorgt. "Ich erzähle es dir in Ruhe, ich will nur so schnell wie möglich aus dem Aufzug raus."

In ihrem Zimmer angekommen, setzen wir uns auf das Bett und sie schaut mich erwartungsvoll an.
Ich erzähle ihr alles haarklein. Manchmal verzieht sie leicht die Miene, weil sie ein paar Sachen wirklich krass findet. "Dumme Lage, in der du da steckst, mein liebes Fräulein!", grinst sie. "Das hat wirklich jeder gesagt, dem ich das erzählt habe!" Sie beginnt mit ihren Händen herumzufuchteln. "Weils einfach stimmt."
"Ich kann dich so verstehen, dass du Angst hast, dich auf was zu einlassen, was du später mal bereuen könntest! Ich hatte am Anfang von Louis' und meiner Beziehung verdammte Angst, dass das nicht klappen könnte. Aber wir sind schon so lange glücklich zusammen und die Ängste waren völlig unbegründet. Klar, gibt es ein paar Hürden, aber zusammen kann man alles schaffen!" Ich schmunzle kurz. Ich finde die Liebesgeschichte von Eleanor und Louis so süß, das muss man erst packen.
"Danke, Eleanor. Ich kenne dich eigentlich gar nicht so gut, aber ich habe das Gefühl, dass ich dir wirklich vertrauen kann!", lächle ich und nehme sie in den Arm. "Du kannst immer zu mir kommen, hast du verstanden?" Ich nicke in ihre Schulter rein. Ich sollte mir wirklich überlegen, ob ich auf mein Herz oder auf mein Hirn hören sollte. 

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