Als ich am nächsten Morgen von den Sonnenstrahlen aufgeweckt wurde und einen ersten Blick auf mein Handy warf, bemerkte ich, dass es schon 8 Uhr war und wir mussten spätestens um viertel nach beim Frühstück erscheinen. Ich weckte Sara auf, zog mich an und schminkte mich.
Mir wurde ganz flau im Magen, bei dem Gedanken an letzte Nacht. Ich nahm mir vor, noch heute herauszufinden, ob sie sich an dem Kuss erinnern konnte. Hoffentlich würde sie sich an ihn erinnern und würde auch Gefühle für mich aufbau-. Warte! Was dachte ich da bloß? Warum wollte ich, dass Sara das gleiche für mich empfand, wie ich für sie?
Nein! Ich hatte schließlich keine Gefühle für sie. Ich meine sie war schließlich ein Mädchen und ich war mir zu 99% sicher, dass ich hetero war. Aber dieser eine Prozent. War er vielleicht für Sara bestimmt? Naja egal. Irgendwann würde ich mir schon sicher bei der Sache sein.
Während dem Frühstück wirkte Sara normal auf mich. Nichts an ihrem Verhalten mir gegenüber hatte sich geändert. Vielleicht konnte sie sich doch nicht an die ganze Sache erinnern. Ich ging zum Buffet und füllte mir den Teller randvoll mir frischen Früchten. Sara nahm sich nur wie üblich eine Schüssel Müsli.
Ich setze mich zurück an den Tisch und stocherte nachdenklich in meinen Früchten rum. Ich konnte einfach nicht aufhören an letzte Nacht zu denken. Sara brachte meine ganze Gefühlswelt durcheinander und ließ mich meine Sexualität stark in Frage stellen. Ich aß widerwillig meine Früchte auf und sagte zu Sara, sie könne ruhig schonmal aufs Zimmer gehen, denn ich würde einen kleinen Spaziergang machen, um richtig wach zu werden.
Ich ging die Strandpromenade entlang und setzte mich auf eine Bank nahe dem Meer. Ich spürte die leichte Meeresbrise auf meiner Haut und lauschte dem Aufprallen der Wellen an den Felsen.
Ich versuchte mich zu entspannen doch egal wie sehr ich mich anstrengte ich schaffte es nicht meine Gedanken auch nur für einen Augenblick in eine einzige Richtung zu lenken. Als wäre mein Gehirn ein Prisma und meine Gedanken zerstrahlen in alle Farben des Regenbogens. Nur nicht so schön.
Tief versunken in meinen Gedanken riss mich der Klingelton meines Handys wieder hinaus. Ich ging ran und hörte Saras Stimme. „Du bist jetzt schon über eine Stunde draußen. Wie lange soll dein kurzer Spaziergang denn noch dauern?", sagte sie mit besorgter Stimme. „Tut mir leid", antwortete ich. „Ich war etwas in meinen Gedanken versunken, aber ich mache mich jetzt auf den Rückweg."
Wir verabschiedeten uns voneinander und ich machte mich langsam auf den Weg zum Hotel. Angekommen klopfte ich fest an die Türe, denn ich hatte meine Schlüsselkarte Sara gegeben, bevor ich ging. Sie öffnete mir die Türe und begrüßte mich mit einem Lächeln. Kaum hatte ich die Türe hinter mir geschlossen, klopfte schon der nächste.
Ich öffnete und sah Mrs Rodriguez vor mir stehen. Sie teilte uns mit, dass wir in einer Stunde einen Überraschungs-Ausflug machen würden und dass wir uns pünktlich am Hoteleingang befinden sollten. Ich schob vorsichtig die Glasschieibe an die Seite und setzte mich auf den Balkon. Meine Augen beobachteten wie die Palmen im Wind wehten.
Sara setze sich auf den zweiten Stuhl neben mir. Sie legte ihre Füße auf den Tisch und zündete sich eine Zigarette an. Es wunderte mich, denn eigentlich rauchte Sara nur wenn sie unter Stress stand oder mit schweren Problemen und Sorgen zu kämpfen hatte. Sie war also sozusagen eine Stress-Raucherin, falls so ein Begriff denn überhaupt existierte. Ich fragte lieber nicht nach, denn ich wusste, dass Sara nicht gerne über ihre Gefühle und Probleme redete.
Wir saßen noch eine ganze Weile schweigend nebeneinander, ohne uns gegenseitig in die Augen zu blicken. Die Verbindung zwischen ihr und mir war etwas Besonderes. Wir konnten stundenlang still nebeneinander sitzen ohne dass die Situation merkwürdig wurde. Und genau durch solche Kleinigkeiten, sah ich sie als etwas ganz Besonderes in meinen Augen. Ich konnte mir keine Person vorstellen, die sie jemals ersetzen könnte.
Ich holte mein Buch, um es auf dem Balkon weiterzulesen. Ich vertiefte mich in jede einzelne Zeile des Buches, sodass ich nichts mehr um mich herum mitbekam. Der Wind wurde von Zeile zu Zeile leiser und der Geruch des Zigarettenrauches immer schwächer. Ein Kapitel weiter wurde ich dann auch schon von Sara aus meinem Leserausch gerissen. Sie erinnerte mich an den Ausflug. Ich nahm mir eine dünne schwarze Jacke mit, für den Fall, dass es etwas frischer wurde.
Wir machten uns auf den Weg zum ausgemachten Treffpunkt und erschienen fast pünktlich am Hoteleingang. Die Klasse machte sich in Leitung von Mrs. Rodriguez auf den Weg zur Bushaltestelle. Ich war neugierig, wohin es ging, doch Mrs. Rodriguez wollte es uns einfach nicht wissen lassen. Nach fünf Minuten warten hielt der Bus an und öffnete die Türen. Wir stiegen ein.
Ich setzte mich mit Sara hinten in einen Zweiersitz und schaute mich im Bus um. Er unterschied sich sehr von einem amerikanischen Bus. Von innen war er ganz türkis und es lief so eine merkwürdige afrikanische Trommelmusik. Der Bus fuhr los und während der ca. 30-minütigen Fahrt schaute ich mir überwiegend die Umgebung an. Sara hörte wie immer die Playlist, die ich ihr mal vor zwei Jahren erstellt hatte. Ich klaute ihr einen AirPod und hörte mit. Angekommen, stiegen wir aus. Ich fragte mich immer noch was das wohl für ein Ausflug war.
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Do you listen to girl in red?
Teen FictionBis vor kurzem war alles noch normal. Doch dann verliebte ich mich ausgerechnet in meine beste Freundin Sara. Ein Mädchen? Damit stellte sich meine ganze Welt auf den Kopf. Sollte ich es ihr sagen? Aber was wäre wenn sie nicht das gleiche empfand un...