„Höre ich da etwa knurrende Mädchenmägen?“
Als Sally die vertraute Stimme vernahm richtete sie sich sofort wieder auf. Ihr Großvater blickte grinsend durch die Hintertür des Hauses. Einen Augenschlag später stand auch schon seine Frau neben ihm.
„Grandma! Grandpa!“, rief Sally erfreut aus und stürmte auf die beiden zu um sie fest zu umarmen. „Hallo, Kleines. Alles Gute zum Geburtstag.“ Die beiden drückten die 11-jährige nacheinander an sich und ließen das strahlende Kind dann wieder los, um sie zu mustern. „Oh! Wie ich sehe trägst du bereits dein neues Gewand. Gefällt es dir?“, fragte ihre Großmutter und lächelte glücklich, als Sally begeistert nickte. „Natürlich! Gelb ist doch meine Lieblingsfarbe!“ Sally grinste, schnappte die beiden an den Händen und zog sie zum Tisch hinüber.
Dort wurden die beiden Neuankömmlinge herzlichst begrüßt. Ted bot ihnen etwas zu Essen und seine Eltern nahmen dankend an. Während Mika mit Sergej im Gras lag und döste und ihre Großeltern aßen und sich mit ihrer restlichen Familie über die neuesten Neuigkeiten unterhielten, nutzte Sally die Gelegenheit und blätterte in ihrem neuen Buch. Sie hatte sich vom Tisch entfernt und saß unter dem Baum, unter dem sie vor dem Essen gesessen hatte. Mika lag wenige Meter entfernt von ihr. Sally fischte sich einen Schokofrosch aus der Schachtel, die sie von Nymphadora bekommen hatte und aß ihn während sie „Babbitty Rabbitty und der gackernde Baumstumpf“ las. Sie hatte dieses Märchen schon gemocht, als es ihr noch als Gutenachtgeschichte erzählt wurde.
Sally war so in Gedanken versunken, dass sie nicht merkte, dass genau über ihr ein weißer Vogel saß, der sie schon seit ein paar Minuten beobachtete und gierig die Schokofrösche anstarrte. Sally nahm sich einen neuen Frosch und hatte gerade den Kopf abgebissen, als ein Brief in ihren Schoß segelte. Sie war so erschrocken, dass sie sich an dem Stück Schokolade in ihrem Mud verschluckte. Die Schneeeule nutzte die Gelegenheit der Abgelenktheit, flog hinab und stibitzte sich den restlichen Frosch in Sallys Hand. Diese ließ einen spitzen Schrei hören, als sie den Vogel sah, der sogar Mika aufwachen ließ. „Was ist passiert?“, fragte sie wie aus der Pistole geschossen und Sergej zischelte zustimmend. Die Gespräche am Tisch waren verstummt und die Erwachsenen blickten auf das Szenario und warteten was weiter passieren würde.
Sally hatte sich wieder einigermaßen von ihrem Schreck erholt und die Schneeeule sah sie entschuldigend an; sie machte beinahe ein trauriges Gesicht. Die Eule hatte sich wohl genauso über Sallys Geschrei erschreckt, wie Sally über die Eule. „Tut mir leid…“, meinte Sally dann, als sie die Sprache zurückerlangt hatte. Das Tier hob den Kopf und kniff in den Finger des Mädchens, als wollte es sagen: „Ist schon okay. Und mir tut es auch leid.“ Sally strich einmal über das Gefieder des Tieres, dann breitete dieses die Flügel aus und verschwand.
„Was war denn das?!“ Mika und sah der Eule mit gerunzelter Stirn hinterher. „Das nennt sich Eule, Mika!“, rief Nymphadora, die gerade auf die beiden zukam und Mikas letzten Satz gehört hatte. Die Jüngere verdrehte die Augen und meinte belustigt: „Nein? Was du nicht sagst.“ „Ja, wirklich! Sogar eine Schneeeule“, erwiderte Nymphadora, machte aus ihrer Nase einen Schnabel und ließ sich zu den beiden ins Gras plumpsen. „Was hat sie denn vorbeigebracht, die Eule?“, fragte sie ihre kleine Schwester neugierig. Etwas verwirrt sah Sally die Ältere an. Dann fiel es ihr wieder ein. Der Brief.
Sie klappte das Buch auf und nahm den Brief heraus. Er war schwer. Und mit smaragdgrüner Tinte beschrieben.Miss. S. Potter
Außerhalb des Ortes im Hause Tonks
Hellgelbes Zimmer im obersten Stockwerk
BasildonSally las die Adresse dreimal durch. Miss. S. Potter. Wer war das? Und warum lag der Brief in ihrem Schoß? Sonst wohnte allerdings niemand Außerhalb des Ortes im Hause Tonks…mit S. konnte Sally gemeint sein. Aber Potter? das ergab für das junge Mädchen keinen Sinn. Sie wusste ja zwar, dass sie keine geborene Tonks war, aber sie hatte seit sie denken konnte unter diesem Namen gelebt. Sally Tonks. Damals, als sie ihre Eltern belauscht hatte, hatte sie ja gehofft, dass alles nur ein böser Traum war; sie hatte es auch nach kurzer Zeit wieder vergessen, doch das hier verwirrte sie nun zunehmend.
„Sally?“
Nymphadora fuchtelte vor ihren Augen mit der Hand herum, bis Sally wieder in die Realität zurückgekehrt war. „Bist du noch da?“ „Was? Ja. Sicher…“
Sally drehte den Brief in ihren Händen um und sah auf ein bekanntes Wappen.
„Hogwarts…“, hauchte sie.
Inzwischen hatte sich ein Lächeln auf Doras Gesicht gebildet, denn sie hatte ihren eigenen Brief, mit der Bücherliste hinter ihrem Rücken versteckt gehalten.
„Hogwarts“, bestätigte sie der Jüngeren.
„Oh mein Gott…oh mein Gott…“ Sally konnte es noch nicht fassen. Erneut drehte sie den Brief um und sah auf die Adresse. Das war das einzig rätselhafte daran. Andererseits, warum sollte der Vogel ihr den Brief geben, wenn er eigentlich für jemand anderen bestimmt gewesen wäre?!
Noch einmal sah sie sich das Siegel an, dann sprang sie auf und rief schreiend auf ihre Eltern zu. „Mum! Dad! Ich hab einen Brief aus Hogwarts!!!“ Sie kriegte sich überhaupt nicht mehr ein, warf sich den beiden an den Hals und brach in Freudentränen aus. Insgeheim hatte sie schon den ganzen Tag darauf gewartet und erst jetzt am frühen Nachmittag war es endlich so weit gewesen.
Sie drückte die beiden bestimmt fünf Minuten an sich und bemerkte nur, dass ihr beruhigend über den Rücken gestreichelt wurde. Als sie sich wieder von ihnen löste, sah sie in die strahlenden Gesichter ihrer Eltern. „Das ist toll, Schatz“, brachte ihre Mutter nach kurzer Zeit hervor. Auch Sally lächelte bis über beide Ohren. „Ich weiß!“ Noch einmal drückte sie die beiden an sich; diesmal aber nicht so lange.
Zur Feier des Tages stellte Ted eine große Torte auf den Tisch, auf der riesengroß Happy Birthday, Sally! stand. Die 11-jährige pustete die elf Kerzen auf einmal aus und erntete damit den Applaus ihrer Familie. Sally und Mika bekamen als erste ein Stück der Torte. Die Jüngere war immer noch ganz fasziniert von dem Brief, den Sally immer noch nicht geöffnet hatte. Aber auch sie verstand nicht, warum Potter als Anschrift darauf stand. Die beiden waren mit ihrer Weisheit am Ende und hatten aufgehört zu tuscheln.
Sally war sich noch etwas unsicher was den Brief anging. Irgendwie war so ein Drang in ihr, der sie dazu bewegen wollte, den Brief zu öffnen. Aber irgendwie kam sie sich blöd vor. Was wenn diese S. Potter den Brief schon erwartete, ihn aber nicht bekam, weil er bei Sally lag?
Das kleine Mädchen hatte keine Zeit mehr sich darüber Gedanken zu machen, denn Andromeda trat mit etwas großem aus dem Haus. Sally konnte nicht zuordnen was es war, nur dass es groß und die Wohnzimmerdecke darüber gelegt worden war. „Jetzt ist es Zeit für unser Geschenk.“ Lächelnd kam ihre Mutter auf sie zu. „Alles Gute zum Geburtstag, Sally.“ Andromeda hatte Sally diese Worte ins Ohr geflüstert und überreichte ihr nun das große etwas. Unsicher sah Sally ihre Mutter an, die ihr aufmunternd zunickte. Sally hatte es am Boden vor sich abgestellt und hob nun vorsichtig die Wohnzimmerdecke an.
Man wusste nicht welches Gekreische lauter war. Entweder das erfreute von Sally, oder das erschreckte der Eule in dem Käfig. „Das ist nicht euer Ernst?!“ Sally war überglücklich und fiel, zuerst ihrer Mutter und dann ihrem Vater erneut um den Hals, bevor sie wieder zu dem kleinen, verschreckten Etwas in dem Käfig ging. „Darf ich sie rauslassen?“ Andromeda lachte. „Natürlich! Sie gehört jetzt dir. Aber ich hoffe doch mit ‚sie' meinst du die Eule? Sie ist nämlich ein er. Und er ist ein Waldkauz.“ Andromeda lachte erneut, als sie das verwirrte Gesicht ihres kleinen Schützlings sah. Man konnte förmlich die Zahnräder in Sallys Gehirn rattern sehen. Die Kleine zuckte mit den Schultern und öffnete den Käfig. Der kleine Waldkauz bewegte sich allerdings nicht von der Stelle, da er viel zu verängstigt war. Sally steckte ihre Hand in den Käfig, um den Vogel zu streicheln. Er wich nicht zurück aber er musterte die kleine Hand, die in seinem Käfig steckte, etwas verwirrt. Er saß auf seiner Stange und da er ziemlich neugierig war, streckte er der Hand langsam den Kopf entgegen. Sally zog die Hand nicht zurück und wartete gespannt darauf was der Waldkauz tun würde.
Dass er allerdings den Kopf so weit nach vorne strecken würde, dass er direkt von der Stange in ihre Hand segeln würde, damit hatten weder sie, noch der Waldkauz gerechnet…
Das Tier war momentan so erschrocken, dass es ruhig liegen blieb. Sally zog die Hand mit dem Vogel aus dem Käfig heraus und hielt ihn nun mit beiden Händen, sonst würde er wohl oder übel noch weiter fallen. „Ich werde ihn James nennen.“ Sie sah auf. Mikas Augen waren groß, rund und leuchteten. Die ihrer Mutter waren auch groß. Allerdings vor Schreck. „James? Das ist aber ein schöner Name…“ Sie schien etwas nervös. „Aber findest du nicht, dass…“ Weiter kam sie nicht. „Ja, du hast recht. Ich nenne ihn Oliver.“ Sally sah die Eule an und nickte zustimmend. „Ja. Du heißt jetzt Oliver.“ Sie bemerkte nicht, dass sich ihre Mutter wieder entspannte und kraulte Oliver am Kopf.Der restliche Nachmittag, von dem nicht mehr viel übrig war, verging schnell. Sally spielte mit Mika einige Runden Zaubererschach, von denen sie nur zwei gewann und die restlichen vier verlor. Aber das machte ihr nichts. Sie war nicht ganz bei der Sache gewesen, aber auch wenn es so gewesen wäre, hätte sie wahrscheinlich verloren, da Mika einfach ganz und klar die bessere Spielerin war.
„Mika, dein Vater ist da!“
„Maaaann!!!“
„Ich freu mich auch dich zu sehen, Schatz!“
Sally kicherte. Es war immer der gleiche Ablauf. Andromeda teilte Mika mit, dass ihr Vater da war und Mika und Sally begannen gleichzeitig sich zu beschweren.
Mikas großgewachsener Vater Darren O’Brian trat aus dem Haus heraus und kam auf die beiden Mädchen unter dem Baum zu. „Hey ihr zwei. Alles Gute zum Geburtstag, Sally.“ „Danke.“ Sally lächelte und schüttelte die Hand von Mikas Vater. Mika saß mit verschränkten Armen im Gras und schmollte. „Ach komm, Mika. Ihr seht euch doch bestimmt noch mal vor Schulanfang. Und dann…“ Weiter kam er nicht. „Nein, sag jetzt nicht und dann trefft ihr euch eben an den Wochenenden. Sally hat nämlich ihren Brief von Hogwarts bekommen…!“ Mika schmollte nun nicht mehr sondern lächelte breit und ihre Augen leuchteten; sie war sehr stolz auf ihre Freundin.
Darren hob die Augenbrauen. „Wirklich? Na dann herzlichen Glückwunsch!“ Sally grinste breit. „Danke.“ „Aber jetzt müssen wir wirklich los, Süße. Deine Mutter macht sich schon Sorgen.“ „Na gut…“ Mika zog wieder eine Schnute, stand aber dennoch auf. Sie nahm ihre Schlange hoch, hängte sie sich um den Hals und nahm ihr Zaubererschachspiel in die Hand. „Gut, ich hab alles.“ Ihr Vater sah die Schlange etwas abschätzenden an. „Willst du nicht vielleicht die Schlange vom Hals runter nehmen…?“, bat er. „Nein. Eigentlich nicht.“ Mika sah ihn an und lächelte ihm beruhigend zu. Sally stand daneben und musste sich ein Lachen verkneifen. Es war doch immer wieder zu lustig, wenn sich die beiden unterhielten.
Mika verabschiedete sich von Sally und den anderen und bedankte sich noch einmal dafür, dass sie heute hier sein durfte. „Ist doch selbstverständlich! Und vor Schulanfang kommst du noch mal zu uns, oder Sally zu dir. Das machen wir schon.“ Andromeda drückte Mika liebevoll an sich und gab dann ihrem Vater die Hand. „Tschüß!“, rief Sally Mika noch nach, als die beiden zusammen im Kamin standen und schon ‚eingesaugt’ wurden.
Kurz nachdem Mika und ihr Vater das Haus verlassen hatten, verabschiedeten sich auch ihre Großeltern. Draußen wurde es langsam dunkel und sie wollte noch nach Hause, bevor sie nichts mehr sahen. Sally bedankte sich noch einmal und schon waren auch sie weg.
Klio strich ihr ums Bein und Sally hob sie hoch. Zusammen mit der Katze trat sie nach draußen und beobachtete Oliver, der vom Baum herunter auf seinen Käfig zu segelte. Sally ging zu ihm hinüber, ließ Klio wieder runter, verschloss den Käfig und hob ihn hoch. „Na dann werd ich dich mal in dein neues zu Hause bringen…“ Sie trug Oliver ins Haus und ging die Treppe hoch in ihr Zimmer. Dort stellte sie den Käfig am Schreibtisch ab. Oliver war den kurzen Weg hier rauf eingeschlafen. Liebevoll sah Sally ihn noch eine Weile an.
Leise klopfte es an ihrer Zimmertür. Sally wandte den Kopf und sah ihren Vater, der fragte, ob er eintreten dürfte. „Ja klar.“ Er kam auf den Schreibtisch zu. „Schläft er schon?“ Sally nickte. Ted legte ihr einen Arm auf die Schulter. „Hier. Ich hab noch etwas für dich. Es ist zwar nicht viel, aber ich hoffe trotzdem, dass es dir gefällt.“ Er hielt ihr eine kleine Schatulle hin, die Sally zögernd entgegen nahm. Vorsichtig öffnete sie das kleine Kästchen. Darin lag ein dunkelbraunes Lederarmband. Es war nur etwa fünf Millimeter breit und in der Mitte wurde es von einem dunkelgelben, bis hellorangenen Faden durchzogen; die Farbe war nicht eindeutig zu erkennen.
„Es ist wunderschön…“, flüsterte Sally begeistert. Ted lächelte. Er nahm es ihr aus der Hand und band es ihr um das linke Handgelenk. „Mama will, dass du nach unten kommst. Sie muss mit dir sprechen.“ Sally nickte und Ted wandte sich zum Gehen. Sie betrachtete immer noch das Lederband um ihr Handgelenk. Als Ted an der Tür war, hielt sie ihn noch einmal zurück.
„Dad?“
„Hm?“
„Woher hast du das Armband?“
Ted drehte sich um und lächelte ihr liebevoll zu. Sally glaubte, in seinen Augen eine Träne glitzern zu sehen.
„Es ist ein Erbstück deiner Mutter.“
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Harry Potter, the Real Story...
Fanfiction...die Geschichte beginnt! ●●●●●●●●●▬▬▬▬▬▬ஜ۩۞۩ஜ▬▬▬▬▬●●●●●●●●●●●● Sally Tonks ist ein ganz normales Mädchen, mit einer ganz normalen Familie und einer vielleicht nicht allzu normalen besten Freundin. Sie weiß, dass es Hexen und Zauberer gibt - ihre...