Kapitel 6, 'Not Today', Seoul, Gangnam-gu, 26.07.2020

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Kapitel 6

'Not Today', Seoul, Gangnam-gu, 26.07.2020

Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht was ich groß sagen soll. Das Kapitel spricht für sich.

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Lg Nick

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Min Yoongi:

Kühl war das Plexiglas unter seinen Fingern, die leicht zitterten und sich doch nicht lösen wollten. Ganz so als wären sie an der Scheibe festgeklebt. Genau wie sein Blick, der unentwegt auf der reglosen Gestalt ruhte, die sich hinter der Scheibe befand. Yoongi konnte die Maschinen nicht hören, aber dennoch glaubte er es. Das gleichmäßige Piepen des Herzschlages, die Linie, die sich in Kurven nach oben und unten bewegte und Jungkooks Herzschläge zeigte.

Er schlief, hatte sich nicht einmal geregt in den Stunden, in denen er nun schon hier war. Niemals glaubte Yoongi ihn so zerbrechlich gesehen zu haben. Nicht einmal dann, als er gerade frisch bei ihnen angekommen war. Ein kleiner Junge von 15 Jahren, frisch getrennt von seinen Eltern und total grün hinter den Ohren. Yoongi würde lügen, wenn er nicht zugeben würde, dass Jungkook ihn am Anfang genervt hatte. Seine Schüchternheit, sein Wegducken und Ausweichen jedes Blickes, die piepsige Stimme, wenn er sich für jeden Scheiß entschuldigte oder zusammenzuckte, wenn ein etwas zu lautes Wort fiel. Wie er sich an Namjoon geklammert hatte, sein großes Vorbild. Der Mann, für den dieses Kind alle Angebote ausgeschlagen hatte. Angebote, die ihm so viel mehr zu bieten gehabt hätten als Bighit. Ein damals kaum bekanntes Entertainment, dass nicht mehr aufwarten konnte als ein paar Schauspielern und ein eher mäßig erfolgreiches Gesangsduo.

Himmel sie hatten alle in einem Zimmer schlafen müssen, ein Badezimmer benutzen und sich im ersten Winter dick in Decken und Pullis hüllen müssen, weil die Heizung über mehrere Wochen ausgefallen war. Jungkook war der Erste gewesen, der damals krank geworden war. So anfällig war er gewesen. Auch Yoongi hatte eine Rotznase bekommen, eine Erkältung und trotzdem hatte er Stunden im Studio zugebracht, Musik geschrieben und sich die Finger wundgetippt um Songs zu komponieren. Jungkook aber war ausgefallen, hatte nicht trainieren können und war mit Fieber im Bett gelegen. Er war so schwach gewesen, so erbärmlich. Es hatte Yoongi genervt.

Und doch... schon damals hatte er sein Talent gesehen. Dieses große Talent, alles was er anpackte in Gold zu verwandeln. Golden Maknae. Dieser Status kam nicht von den Fans, sondern von ihnen selbst. Wenn Namjoon ihr Gehirn war, war Jungkook das Rückenmark, welches sie schon damals gestützt hatte, trotz seiner anfänglichen Schwierigkeiten. Und egal wie sehr er Jungkook am Anfang verabscheut hatte. Er hatte schon immer Respekt für ihn gehabt und - wie er heute wusste - einen ganz besonderen kleinen Fleck in seinem Herz. So wie für alle seine Bandkollegen, die inzwischen viel mehr waren als das. Sie waren seine Familie. Sie hatten gestrauchelt, sich gefetzt und doch wieder zusammengefunden. Die ersten Monate waren für sie alle schwer gewesen bis sie sich endlich zusammengerauft und ein System entwickelt hatten, mit dem sie klarkamen.

Jeder hatte seine Eigenheiten. Sie waren so unterschiedliche Menschen mit so unterschiedlichen Persönlichkeiten und Gewohnheiten, dass Yoongi lange daran gezweifelt hatte, ob das Konstrukt eines – rückblickend betrachtet – nicht ganz so gelungenen Konzepts einer Idolband, die auch noch Hiphop als Markenzeichen auf ihrem Namenskärtchen trug, überhaupt funktionieren konnte.

Namjoon mit seinem übergroßen Hirn, sodass Yoongi manchmal glaubte seine Eltern hatten ihn mit sämtlichen Enzyklopädien und Klassikern der Literatur, anstatt mit dem Babybrei gefüttert und zugleich mit der Ungeschicklichkeit eines Kleinkindes gesegnet, so das alles, was er berührte zu Bruch ging.

You are me, I am you - Das Ende einer Ära [JiKook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt