»Was willst du in der Zukunft tun?«
Oft hab' ich diesen Satz schon gehört, aber nie gestanden, dass er so mich stört, denn es kann ja niemand wissen, dass es sich so anfühlt, als hätte ich meine Zukunft schon längst verschmissen.»Was willst du später werden? Wo wirst du sein?«
Niemand kann diese Fragen für mich beantworten, doch langsam würde ich am liebsten einen Zettel schreiben, Sätze ausfeilen und anschließend an alle Fragenden verteilen,
damit ich nichts mehr sagen muss.
Doch diese Gefühle lassen mich nicht klar denken.
Ich bin allein.
Allein mit mit dieser Angst, allein mit den Gedanken,
denen ich hab all die Unruhe und Angespanntheit zu verdanken. Dabei weiß ich gar nicht, warum; ich kann keinen konkreten Grund nennen, warum ich mich fühle wie ich mich fühle, ich kann nur sagen, dass es auf einmal so war.Ich will weg, will die Farben spüren und sehen, auf Tanzflächen tanzen,
laut singen und mich zur Musik wild im Kreis herum drehen,
Runde für Runde.
Will mich sicher fühlen,
ohne diesen Widerstand,
wissen, dass ich den Schlüssel schon längst fand.Ich möchte laut und schief singen, während einer Autofahrt,
und dann mit einem Lächeln im Sitz einschlafen und das Leder riechen, das leise knarrt.Und warten
bis die richtigen Wörter von selbst kommen,
bis sich mir der Himmel nach langem Regen aufklärt, denn bis jetzt sah ich nur verschwommen.Ich will raus. Raus aus dem Labyrinth, in dem ich schon viel zu lange herumirre.
Es fühlt sich an, als wäre ich falsch abgebogen, als hätte ich mich verirrt,
und nun stehe ich irgendwo in der Mitte, komplett hoffnungslos und verwirrt.
Ich will frei sein,
wissen, dass sich das Vertrauen ins Leben lohnt,
denn ich bin es gar nicht mehr gewohnt,
etwas zu wagen und loszulassen.Ich frage mich, wie es wäre, wenn ich einfach aufhören würde zu denken,
einfach aufhören würde, alles versuchen zu lenken,
mich ohne Erwartungen in fremde Länder, an fremde Orte begeben,
und dieses Gefühl, dass alles perfekt ist, erleben.
Einfach nur wissen, es ist okay und gut so wie es ist-auch wenn der Kummer mich manchmal von innen auffrisst,
denn eigentlich ist das Leben wunderschön, auch wenn ich's manchmal viel zu gerne überseh'.Ich will lachen,
und mit der Sonne mitstrahlen. Mein Leben selbst bestimmen, es voll bunter Farben anmalen.
Aufhören, mich selbst in mir zu verlieren,
den Weg aus dem Labyrinth finden,
und mich nicht mehr darin verirren.Eis essen, und tanzen im Gewitterregen,
ja, ich möchte
leben.Und nun sitze ich hier unter den Sternen, blicke auf die Straße, die um diese Uhrzeit noch leer ist, und atme tief durch.
Einmal.
Zweimal.Wer weiß, vielleicht heilt Zeit tatsächlich manche Wunden,
vielleicht habe ich den Weg aus dem Labyrinth sogar schon fast gefunden?
Vielleicht sollte ich endlich akzeptieren und annehmen, was das Leben mir die ganze Zeit versucht zu geben.
Einfach nur mir selbst wegen.
Vielleicht wird es ja gar nicht schlimmer und schlimmer,
vielleicht bleibt es ja nicht für immer so,
wer weiß, vielleicht bin ich ja in naher Zukunft irgendwo?
Irgendwo, wofür es sich gelohnt hat zu leiden,
Irgendwo, wo ich mich selbst nicht mehr muss meiden.
Irgendwo, wo für mich die Sonne wieder scheint, selbst nach endlosem Regen,
denn ja, verdammt, ich möchte leben.
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Mitternachtsnoema
Short Story✧Worte sind doch die schönsten Farben. Mit ihnen kann man Bilder malen, deren Vielseitigkeit nur von der eigenen Vorstellungskraft begrenzt ist.✧ Um Mitternacht kommen sie, die Gedanken. Gedanken, die zu Worten werden. Worte, die zu Sätzen werden. S...