~Prolog~

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Der 'Ewige Winter' (Teaser)

Vor uns stand dichter Nebel in der Luft, unnatürlich konzentriert und nah, als würde eine gläserne Wand ihn aufhalten und zusammenpressen.

Die Sonne schien mir in den Rücken und wärmte mich, doch sobald ich die Fingerspitzen in den milchigen Nebel streckte, zog brennende Kälte durch meine Hand.

Ich nahm einige Schritte Abstand.

Der Ewige Winter - ein gefürchtetes Areal, doch die paar Minusgrade gab es in unserer Welt auch. Diese Welt hatte vier Jahreszeiten, so wie die meine ebenfalls, doch hier wechselten sie nicht. Hier beherrschte jede Jahreszeit einen bestimmten Teil des Landes, der Welt. Der Erde vermochte ich nicht zu sagen.

Noch standen wir im Sommer, doch es war bereits kühler geworden. Im Osten grenzte der Herbst an diese Landschaft.

Aus meiner Tasche zog ich dicke, warme Winterjacken und Schals hervor, mit denen man jeden Schneesturm überleben würde. Und solange wir uns an der Grenze hielten, liefen wir keine Gefahr.

Eingehüllt in viele gefütterte Stoffschichten machte ich den ersten Schritt in den Nebel.

***

Es war eine schier unendliche Fläche aus meterdickem Packeis, Gletschern, Bergen aus unendlichem Eis. Keine Spur von sichtbarem Leben weit und breit. Keine Zivilisation, keine Anzeichen dafür, dass hier jemals eine gewesen war. Doch auch an diesem Ort gab es einen See mit einem Schlüssel.

Ein Schlüssel aus gefrorenem Kristall, geradezu unmöglich zu unterscheiden von den Massen an verschiedenstem Eis, das hier lag. Aber diesen Schlüssel mussten wir finden. Man versteckte diesen Schlüssel bestimmt nicht ohne Grund so gut, und selbst wenn die Legende vom Eisschlüssel nur eine alte Lüge war - auch hier gab es hohes Gut, das im ewigen Sommer sehr begehrt war. Silber zum Beispiel.

Handtellergroße Scheiben in Formen wie Schneeflocken oder Eiskristallen wie aus Bilderbüchern lagen unter einer dünnen Schicht Schnee in den Tälern des hohen Nordens, keine wie die andere, aber alle aus reinstem, puren Silber. Gold ist Massenware im Sommer. Doch Silber - das gab es dort nicht.

Joshuas Mut und meine Abenteuerlust würden noch belohnt werden. Doch erst mussten wir es schaffen, lebendig das Silber zu suchen, zu finden, und in den Sommer zu bringen ohne überfallen zu werden.

Es war das kalte Areal, das ewige Eis, die unendliche Kälte, Leben aus Stein, Tod aus Schnee. Verlassen, vergessen, verloren. Der Winter ist gestorben, und wer mit ihm stirbt, der wird unter seiner Masse begraben. So sprach man über ihn. So sprach man hier, in dieser Welt, wenn man im Sommer geboren wurde.

Doch ich wusste von Anfang an, dass diese Mythen nicht wahr waren. Sie stimmten nicht, sie waren falsch, und sie verbargen ein Geheimnis, welches nur zu entdecken war, wenn man fest auf das Eis vertraute. Auf das unendliche Eis. Und auf den ewigen Winter. Anders konnte es gar nicht sein.

Erst dann würde man die Kreaturen, die ihr Leben dem Eis gewidmet hatten, zu Gesicht bekommen. Verborgene Paradiese, in Iglus so groß und weit wie die Hallen eines Doms oder die Eishöhlen wie Tunnelsysteme unter den Tonnen von Schnee. Paläste aus Eis, gefrorene Schönheiten, kalt und hart und verloren, längst zurückgezogen. So lange aus der Erinnerung verbannt, dass sie nur noch in der Phantasie herrschten. Bis zu dem Tag, an dem ich ihnen begegnen würde.

Die Berge aus gefrorenem Wasser und Täler von gewanderten Gletschern bargen ihre Geheimnisse. Eine stille, weise Macht, die ihre Opfer unbemerkt einwickelte, um sie dann zu töten. Die weißen Blitze. Die schwarzen Wolken. Der rote Schnee.

Willkommen im ewigen Winter.

~You've got a secret~
~I've got a key~
~We'll better keep it~
~In the icy sea~

~Silver Stories~
Der ewige Winter

Vorwort

SILVER STORIES ist offiziell der zweite Teil von GOLDEN FAIRYTALE (naaa, fällt die Parallele auf?), aber der erste Teil muss nicht zwingend gelesen worden sein. Diese Fortsetzung ist im Grunde genommen auch nicht weiter für die Handlung notwendig, und auch absolut unabhängig vom geplanten BRONZE LEGENDS (die gebündelten Schattenseiten - lasst euch überraschen), allerdings kann es wirklich nicht schaden, den ersten Teil gelesen zu haben. Dann erst ergibt das Meiste Sinn, die Informationen, Hintergründe und Erinnerungen. GOLDEN FAIRYTALE spielte nämlich im Sommer. So gesehen kann man eigentlich nicht von Teil eins, zwei, usw. sprechen, da sie zwar zusammengehören, aber in der Handlung möglichst unabhängig voneinander sind. Allerdings hat diese Welt so viele Gesichter, da reichte ein Buch einfach nicht aus. Frühling Sommer - Herbst Winter - und die ganzen dunklen Seiten...

Viel Spaß beim Lesen, und danke, dass ihr euch bis hierher verirrt habt und geblieben seid :*

Liebste Grüße,

Eure dragon_flies_

:)

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