Ich setzte Carl gerade auf und stellte ihm das Tablett auf seinen Schoß, als Levi das Krankenzimmer betrat.
Carl salutierte sofort, soweit es ihm möglich war und schmiss dabei seine Tasse zu Boden, die klirrend zersprang.
"Meine Güte, Carl!", stöhnte ich genervt.
"D-das war nicht mit Absicht.", flüsterte er eingeschüchtert und es tat mir fast schon wieder leid, dass ich ihn dafür anranzte.
Ich merkte, wie meine Nerven blank lagen. Seit Carl zur Mission abgehauen war, habe ich nicht eine Nacht mehr durchgeschlafen. Geschweige denn mal etwas ordentliches zu Essen zu mir genommen. Ich fühlte mich wie eine Maschine, die nur noch funktionierte.
Ich war total überreizt und das merkten nun auch meine Menschen in meiner Umgebung.
Ich bückte mich, um die Scherben einzusammeln, als ich sah, wie Levi sich daneben hinhockte und mir half.
"Hauptgefreiter! Das...das müssen Sie nicht machen!", stotterte Carl und am liebsten würde ich ihn wieder anschreien, doch ich hielt mich zurück.
Ich nahm Levi vorsichtig die Scherben ab und bedankte mich für seine Hilfe. Ich ging in den angrenzenden Raum, schmiss die Scherben weg und lehnte mich an die Wand. Ich schloss meine Augen und versuchte mich einen Moment zu sammeln und mich zu beruhigen.
"Wann hattest du das letzte Mal so richtig Ruhe?", riss mich eine tiefe Stimme aus meinem Tun, doch ich hörte nicht auf.
"Eben gerade, bevor du kamst.", antwortete ich ihm und sah nun doch zu ihm. Levi lehnte an den Türrahmen und sah mich an.
"Und jetzt die Wahrheit."
"Keine Ahnung, Levi. Wann seid ihr zur Mission aufgebrochen? Vor zwei Monaten?"
"Du brauchst auch mal 'ne Pause."
"Gute Idee! Plan die doch bitte das nächste Mal mit ein, wenn du mit Erwin die nächste Mission besprichst!", zischte ich genervt und ich drängte mich an ihm vorbei und ging wieder zurück zur Krankenstation.
Ich zog ein benutztes Bett ab und bezog es wieder neu, als ich wieder Levis Stimme hörte:
"Du hast ein beschissenes System hier."
Ich drehte mich um und sah, dass Levi an meinem Schreibtisch saß und sich meine Papiere durch las.
Wütend stampfte ich zu ihm und riss sie ihm aus der Hand.
"Schon mal was von Schweigepflicht gehört?"
"Ganz ehrlich, es wundert mich, dass du hier noch durchblickst."
"Das tu ich, da brauchst du dir-", ich stockte, da es sich plötzlich anfing um mich zu drehen.
Ich fasste mich am Schreibtisch, um ein wenig halt zu finden, als ich spürte, wie mich zwei Hände packten.
"Was ist los?", fragte Levi, der hinter mich stand und mich hielt.
"Schwindelig.", sagte ich knapp und wollte mich von Levi weg bewegen, da mir seine Nähe plötzlich sehr deutlich bewusst wurde.
Doch er packte mich fester am Arm und schob mich zu einem freien Bett.
"Ich sagte doch, dass du dich ausruhen sollst.", kam es tadelnd vom ihm und drückte mich aufs Bett, sodass ich mich hinsetzen musste.
"Ich weiß schon, was ich tue.", murrte ich und wollte wieder aufstehen, doch er drückte mich wieder hinunter. Dabei kam er mit seinem Gesicht näher zu mir. Seine Nasenspitze berührte beinahe meine und ich sah erschrocken zu ihm auf.
"Leg dich hin."
Diese wenigen Worten ließen einen kalten Schauer durch meinen Körper laufen und sofort schossen mir Bilder in den Kopf, die mir die Schamesröte ins Gesicht trieben.
Da ich meiner Stimme nicht traute, gehorchte ich ihm und legte mich unter seinem skeptischen Blick aufs Bett.
"Ich hol dir was zu trinken.", sagte er noch, bevor er sich umdrehte und in die angrenzende Küche verschwand.
Carl, der alles mitverfolgt hatte, sah ebenfalls skeptisch zu mir.
"Hast du fieber? Du bist ganz rot!", kommentierte dieser und wenn er nicht bereits sämtliche Knochen gebrochen hätte, würde ich das für ihn erledigen.
Levi kam mit einem Glas Wasser wieder und reichte es mir, was ich dankend annahm und sofort ein Schluck nahm.
"Hauptgefreiter.", sagte Carl. "Ich glaube [Y/N] hat fieber."
"Mir gehts gut!", knurrte ich, doch zu meinem entsetzen legte Levi seine Hand an meine Stirn. Sofort stieß ich sie von mir und sprang wie von einer Terantel gestochen auf.
"Ich sagte doch, mir geht es gut!"
Ich versuchte ganz viel Abstand zwischen mir und dem Hauptgefreiten zu schaffen und ging in die Küche, um mich dort um die Wäsche zu kümmern.
Ich hörte noch, wie Carl etwas sagte, verstand aber nicht was.
Etwa nach einer Stunde kam ich aus meinem 'Versteck' raus und stellte erleichtert fest, dass Levi nicht mehr da war.
Carl war gerade am eindösen, machte jedoch seine Augen wieder auf, als ich eintrat.
"Ich soll dir vom Hauptgefreiten ausrichten, dass du wieder im Speisesaal essen sollst.", sagte er noch gähnend, bevor er die Augen wieder schloss.
Na toll. In der Zeit, als ich hier bis zum Hals in Arbeit steckte, hatte mir Erwin erlaubt, dass ich hier blieb und nicht rüber kommen musste. Das ist wohl nun vorbei.
Ich bereitete Carl schon mal das Abendessen vor, als ich danach zum Speisesaal ging. Levi saß bereits mit den anderen Kommandanten am Tisch. Ich holte wie gewohnt mein Essen und gesellte mich zu ihnen.
Erwin sah sofort zu mir.
"Levi hat mir gerade von dem Vorfall im Krankenzimmer erzählt."
Sofort sah ich zum Schwarzhaarigen. War das sein ernst?
Ich sagte jedoch nichts, also fuhr Erwin fort.
"Wir haben dich in letzter Zeit mit deiner ganzen Arbeit alleine gelassen und das tut uns leid."
Überrascht sah ich zu ihm, da ich damit wirklich nicht gerechnet habe.
"Deswegen haben wir uns überlegt, wie wir dir helfen können. Es gibt zwei Rekruten, die nicht dafür gemacht sind Soldaten zu werden. Wir wollen sie fragen, ob sie in die medizinische Abteilung wechseln wollen, also zu dir."
"Ich soll Rekruten ausbilden?", fragte ich überrascht.
Erwin nickte und fuhr fort:
"Hanji können wir momentan nicht aus der wissenschaftlichen Abteilung ziehen. Und da dir die Abteilung sowieso schon so gut wie gehört, wollen wir dir die komplette Verantwortung dafür geben, wenn du damit einverstanden bist."
Ich nickte überfordert und wusste nicht, was ich sagen sollte. Die Verantwortung trug ich ja sowieso, aber es jetzt noch einmal offiziel bestätigt zu bekommen, war noch mal was anderes.
"Gut, dann machen wir es Offiziel: Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg, Kommandantin [Y/N]!"
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Ein wenig kürzer als sonst, sorry ! ^^'
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LEVI X READER // ~Ein neues Leben~ // ABGESCHLOSSEN//
FanfictionDu erwachst mit deinem Nachbarjungen in einem Kerker in einer anderen Welt auf. Zwei Männer machten dir ein Angebot: Entweder ihr arbeitet für die im Aufklärungstrupp oder ihr werdet der Mauergarnison übergeben. Da du keine Soldaten warst, kämpft du...