Tears ~ Part |

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Ihre dünnen Finger zitterten, als die nach dem schwarzen Hoodie griff, der auf der Stuhllehne hing. Langsam zog sie ihn an, der Stoff reichte ihr bis zu den Knien, doch es war ihr egal. Gerade als das Mädchen zur Tür lief, erklang hinter ihr eine Stimme. "Jesse, warte mal!" "Ich heiße nicht mehr Jesse.", gab das Mädchen genervt zurück. "Wann versteht ihr das endlich? Ich heiße 'Tears'. Tränen. So heiße ich." Erst jetzt drehte sich Tears um. Das Mädchen vor ihr nickte. "Tut mir Leid...", murmelte sie. Eine hellblonde Locke fiel ihr ins Gesicht und ihre dunklen Augen blickten Tears traurig an. Der Name des Mädchens war Jade. Sie war erst seit kurzem im Heim und war mit Tears in einem Zimmer. Jade war erst 13, Tears war 15, doch Tears empfand kein Mitleid dafür was Jade passiert war. Alle in dem Heim hatten schreckliche Dinge erlebt und ihre Eltern verloren - Jade brauchte sich also nicht so aufzuspielen!  Jade nervte sie. Sie folgte Tears überall hin und fragte sie immer nach Dingen, die sie nichts angingen. Dinge über ihre Vergangenheit. Tears hasste das Heim. Die anderen Jugendlichen hier verachteten sie, beleidigten und schlugen sie manchmal...

"Also was willst du, Jade?" Jade blickte zu Boden. "Du... du gehst doch jetzt... zur Schule und ich muss da sowieso auch hin... kann ich dich begleiten?", stammelte sie. Tears seufzte, nickte und lief nach draußen. Es war kalt draußen. Eine dünne Schicht aus Schnee lag am Boden, er war pulverig und klebte nicht.

Während sie zur Schule liefen, blieb Jade immer dicht hinter Tears, erst an Tears Klassenzimmer trennteb sich ihre Wege.

"Tears! Hey!", schrie Ema, eine ihrer Freundinnen ihr entgegen. Tears lächelte. Wenigstens in der Schule war sie relativ beliebt. Ihre Hand wanderte in ihre Jackentasche und sie fühlte etwas kaltes, glattes. Es war das ovale Medalion, dass sie von ihren Eltern bekommen hatte, kurz bevor... sie ermordet wurden... Das war alles was ihr von ihren Eltern grblieben war - wenn dieses Medalion verloren gehen sollte, würde sie austicken. Tears schluckte bei dem Gedanken. "Komm, Tears!", Ema riss sie aus den Gedanken und zerrte sie zu ihrem Platz. Zögernd setzte sich Tears auf den Stuhl neben Ema und strich sich die Pink gefärbten Haare etwas aus dem Gesicht. Der Untericht begann...

Nach der Schule lief Tears direkt nach draußen, ohne sich von Ema oder sonst wem zu verabschieden. Heute war nicht wirklich ihr Tag. Sie war müde, ihr war schlecht und sie hatte Kopfschmerzen. Sie hoffte nur, dass Jade ihr nicht folgte, denn Tears hatte nicht die geringste Lust ihr zu begegnen. Sie lief statt durch die Wohngebiete, den riesigen Umweg durch den Wald. Es war wirklich kalt draußen, doch auch das war ihr egal. Hauptsache sie musste nicht so schnell zurück ins Heim. Es wäre so schön, wenn ihre Eltern noch hier wären... wenn sie noch leben würden... Manchmal dachte Tears daran, alle zu töten. Einfach ein Messer zu nehmen und sie alle abzuschlachten... Sogar die Heimpfleger, die ihr schon mehr als einmal hart ins Gesicht geschlagen hatten, als sie sich weigerte das zu tun, was man ihr sagte. Tears hatte ihre eigene Meinung über die Welt. Wieder nahm sie das Medalion in die Hand und läxhelte. Die einzige gebliebene Errinerung... Der Wald war so wunderschön still und einsam...

In diesem Moment ertönte ein Knacken hinter dem Mädchen. Sie drehte sich ruckartig um, sie war etwas erschrocken. Doch hinter ihr stand nur ein Junge. Ein Junge mit fast schulterlangen, schwarzen Haaren, die seine Augen verdeckten. Er trug nur ein schwarzes Tshirt und schwarze Hosen. Tears starrte ihn an.

"Habe ich dich erschreckt?", fragte er plötzlich. Tears schüttelte den Kopf. Sie log. Der Junge lächelte und lief weiter. "Sag mal, ist dir nicht kalt?", fragte Tears plötzlich und es wunderte sie wirklich wie man im Winter im Tshirt rumlaufen konnte. Seine Arme waren übersäht mit Kratzspuren. Der Junge blieb stehen. "Nein. Dir?", lachte er. Tears schüttelte den Kopf und sah an sich herunter. Sie trug den viel zu großen schwarzen Hoodie, eine schwarz pink gestreifte Leggins, die schon einige Löcher hatte und schwarze, rissige Chucks. Wieder eine Lüge.

"Wie heißt du?" "Tears und du?" Der Junge grinste wieder. Irgendwas an ihm war komisch... Tears spürte es.

"Mein Name... ist Beny.", sagte er stotternd und lief auf sie zu. Tears lief langsam weiter und er ging neben ihr her. Tears hatte nichts dagegen. Den ganzen Weg entlang sagte keiner von ihnen auch nur ein Wort, doch Beny folgte er bis zum Heim. "Ich... ich muss jetzt gehn... danke, dass du mitgelofen bist", sagte Tears und wollte gehen. "Ich kann morgen früh ja hier auf dich warten, Tears...", hörte sie ihn noch sagen und Tears blieb stehen. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht jemanden zu haben, der mit ihr den langen Weg lief... Tears hatte nur extrem wenig Kontakt zu anderen Leuten, denn eigendlich hasste sie Menschen einfach nur.

"Ja kannst du machen. Bis morgen.", gab sie zögernd zur Antwort, ohne sich um zu drehen und lief zum Eingang. Irgendwie war sie froh ihn getroffen zu haben... auch wenn sie nur drei Sätze miteinander gesprochen hatten...

"Wo warst du solange?", knurrte sie eine der Erzieherinnen an, als Tears durch die Tür kam. Tears ignorierte sie. "Jesse! Ich rede mit dir! Jesse, bleib stehen!", Tears lief einfach weiter den Flur entlang, als sie plötzlich hart am Arm gepackt wurde. "Du weisst, dass es mittlerweile 16 Uhr ist? Der Untericht war um 13 Uhr zu Ende, versuch also nicht zu lügen, Jade hat es mir gesagt, Jesse!", Tears blickte sie nur hasserfühlt an. Jade war eine dumme, kleine Petze. Und sie konnte was erleben. Die Erzieherin war eine Idiotin und alle anderen hier nichts als... sie umklammerte das Medalion und schwieg immer noch. Dann riss sie sich los und rannte nach draußen, in den Garten, der zum Heim gehörte. Tears ließ sich hinter eines der Gebüsche fallen. Trännen rannten ihr übers Gesicht. Ihr Leben war so schrecklich... das alles... Dieser Dreckskerl, der ihr Leben zerstört hatte, sollte dafür büßen...

Am nächsten Tag war Tears unglaublich müde. Sie war mit absicht zu spät aufgestanden um die Erzieherin von gestern zu ärgern. Es war Tears komplett egal, was Jade machte, dass Jade immer so perfekt war... Doch heute war der Tag, dwr sie für immer verändern würde, nur hatte sie keine Ahnung davon...

Tears trug die selben Sachen wie gestern, als sie zum Tor lief sah sie Beny dort stehen. Er hat mich nicht vergessen... er hat auf mich gewartet...

...Killer...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt