Kapitel 1. Mein Leitspruch

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Ich stand vor dem Spiegel und sah an mir herunter. Mein Kleid leuchtete in den verschiedensten Herbstfarben und zauberte jedem, außer mir, ein Lächeln auf das Gesicht. Der samte, weiche Stoff umschlang meinen Körper und fühlte sich wie eine angenehme zweite Haut an. Normalerweise hätte ich mich in diesem Stoff vergraben, doch Heute war es anders. Heute schlug mein Herz bis zum Hals und ließ keine Luft aus meinen Lungen entweichen. Heute war der Tag des Testes. Nervös strich ich durch meine Haare, die ich, wie fast jeder Amite, ausschließlich offen trug. Sie rochen nach Eberesche und dem Geruch von Darya, meinem Kanarienvogel. Viele Leute behaupteten sie wären Geruchlos, jedoch hatte jedes Lebendige Wesen hier einen Geruch und eine Bestimmung. So wie ich auch, nur was würde meine sein? Schon seit meinem jüngsten Jahren stellte ich mir diese Frage. Die Frage die der Test mir beantworten würde, die er mir zeigen würde. Doch würde ich auf ihn hören?

Ich ertappte mich beim puhlen an meinem Nagelbett und klatschte mir selbst auf die Finger. Wieder glitt ich vorsichtig durch mein strahlend braunes Haar, das ohne eine einzige Welle, locker bis zu meiner Taille viel. Meine Mutter hatte leichte Wellen und mein Vater sagte mir er hätte sehr viele Locken gehabt, bevor er sich seine Haare abrasierte. Ich glaubte ihm nicht. Langsam verfielen meine Gedanken wieder in der Sorge über den Test, was wenn ich nicht Amite werde? Was wenn meine Bestimmung einen anderen Weg einschlug. Dann mischte sich ein unwohler Gedanke ein, wollte ich denn Amite sein? Passte ich denn überhaupt hierher? Mein Blick glitt konzentriert durch mein Zimmer. Von allen Seiten viel das angenehme Sonnenlicht auf meine Holzmöbel und schien sich mit den orangen Blätterfarben zu vereinen. Einige Minuten sah ich diesem Lichtspiel zu ehe ich mich rasch umdrehte. Meine Mutter stand in der Tür.

Sie versuchte es zu verbergen, doch konnte man ihre klaren Tränen sehen. Mit langsamen, unhörbaren Schritten ging ich ohne ein Wort auf sie zu und schlang meine Arme um ihren Hals. Ich hatte 6 Geschwister gehabt, 4 davon wechselten und mich lies der Gedanke aufschrecken, dass ich wirklich daran dachte es auch zu tun. Wir beharrten eine halbe Unendlichkeit in dieser Umarmung ehe wir beide gleichzeitig losließen. „Schatz... ich möchte nur das du weißt das ich.“ Hier brach sie ab und ließ den Tränen freien Lauf.Ein lautes Schluchzen entwich ihr und ließ sie nur noch mehr weinen. Ich stützte sie und sah mitleidig dabei zu wie sie vom salzigem Wasser verschluckt wurde. „Mum. Mach dir keine Sorgen, alles wird gut werden. Egal was passiert , ich hab dich lieb.“ Sie schniefte auf und holte tief Luft, ehe sie mir wieder um den Hals viel. „Ich hab dich auch lieb mein Schatz. Mehr als alles auf der Welt.“ Weinte sie und ich umarmte sie noch fester. Ich wusste das, wie auch immer ich mich entscheiden würde, sie immer auf meiner Seite wäre. Sie ließ mich los und sah mir mit nassen Augen ins Gesicht. „Sei nicht nervös mein Schatz.“ sagte sie und streichelte mir sanft über meine Wangen. „Tu was du für richtig hältst und lass dich von niemandem beirren. Ok?“ Ich nickte stumm und merkte wie sich nun langsam auch bei mir Tränen bilden. Ich dachte an den morgigen Tag. Wie wäre meine Entscheidung? Mein Vater war meiner Mum gefolgt und umarmte mich. Seine Hände tätschelten meinen Rücken und ich lächelte leicht auf. Schon immer wusste er genau wie er mich zum lachen bringen musste, er flüsterte mir ins Ohr das er mich liebte und das ich mich immer entscheiden kann... ich wusste er hatte recht, jedoch war ich mir im klaren das der Test weise war und vertrauen darin wichtig.

Ich verließ unser Haus und schritt mit aufgesetztem Lächeln durch unsre Nachbarschaft und prägte mir die Häuser ein, ich würde sie zwar noch einmal sehen,doch wollte ich alles in mich aufsaugen, nur falls ich.... falls ich was? Ich atmete erleichtert auf als Gina mir entgegen gerannt kam. „Hey!“ schrie sie mir freudich entgegen. Gina war meine beste Freundin, letztes Jahr war ihre Entscheidung gewesen, deswegen musste ich das alles ohne sie bestehen, das würde sehr hart werden.sie hatte extrem lockige rote Haare und trug gern orange und rot, ihre Augen waren Kastanienbraun und ihre Wimpern, wie auch ihre Augenbrauen dunkelblond, was sehr gut zu ihrem blassem Teint passte. Meine 2 Geschwister liefen direkt hinter ihr. Peter klopfte mir mit herzlichen Glückwünschen auf die Schulter und mein 13 jähriger Bruder David umarmte mich. Ich lächelte als Gina eine Schnute zog. Sie sagte ich solle mich beeilen und das sie mir viel Erfolg wünschte. „Achja und Holly, vergiss nicht das wir immer für dich da sind!“ schrie sie mir hinterher, was mich nur noch verrückter werden lies.

Strong (Divergent F/F)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt