𝑰-12 | Typisch Gryffindor

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KAPITEL ZWÖLF
TYPISCH GRYFFINDOR
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„Hört zu, Kinder. Nachdem wir die Betonung des Aufrufezaubers Accio zum Anfang der heutigen Stunde wiederholt haben, werden wir nun dazu übergehen, uns seine Ausführung wieder ins Gedächtnis zu rufen. Setzt euch dafür gegenüber voneinander hin und versucht den kleinen Edelstein aus der Hand eures Partners zu euch zu rufen. Für diese Übung hat jedes Team einen anderen Stein bekommen, also sollte es nicht allzu schwer sein, den richtigen zu rufen. Unterstützt euren Partner bei Schwierigkeiten. Gut, fangt an!"

Im Raum stellte sich ein allgemeines Gemurmel ein und die Schüler begaben sich langsam auf ihre Plätze. Der sogenannte Teampartner aus dem verfeindeten Haus wurde skeptisch beäugt und teilweise wurden einige Worte miteinander gewechselt, ohne dass wirklich ein Gespräch entstand. Niemand hatte so recht Lust darauf mit jemandem aus dem anderen Haus eine Partnerarbeit zu machen. Slytherin und Gryffindor – das passte einfach nicht. Da hatte sich der Professor aber etwas Lustiges ausgedacht.

Ich sah wie Daphne Longbottom einen entnervten Blick zuwarf, während dieser bei dem Versuch sein Kissen etwas weiter nach rechts zu schieben, beinahe über seine eigenen Füße stolperte. Mein Blick wanderte weiter zu Nott, der konzentriert die Bewegung des Accio-Zaubers wiederholte und dann traf ich auf die Sturmaugen. Malfoys Blick lag ruhig auf mir, doch ich verbot mir irgendwie darauf zu reagieren. Der konnte das Starren ruhig mal sein lassen. Es schien so, als hätte er sich dazu entschlossen Weasley einfach gekonnt zu ignorieren.

Plötzlich zuckte der Blonde zusammen und rieb sich den Hinterkopf. Ich musste mich abwenden, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Weasley hatte ihm tatsächlich den Edelstein an den Kopf geworfen. Kurz darauf kamen bruchstückhafte Fetzen von Malfoys Schimpftriade bei mir an. Mit einem Grinsen wandte ich mich an meinen eigenen Partner. Potter schaute seit Beginn an nur auf den Boden oder den Stein in seiner Hand. Uns war ein Smaragd zugeteilt worden, der in der Sonne in einem strahlenden Grün glitzerte.

„Potter" Er zuckte kaum merklich zusammen. „Für Accio muss man doch einfach nur einen Halbkreis schwingen, oder?"

Natürlich kannte ich die Antwort auf diese Frage schon, doch der Gryffindor saß so ungryffindorhaft – mit gesenktem Kopf und eingesunkener Haltung – auf diesem Kissen und wollte einfach nicht anfangen zu reden, dass ich ihn nicht wiedererkannt hätte, würde ich nicht wissen, dass er Harry Potter höchstselbst war. Er sah auf. Das Sonnenlicht fiel in sein Gesicht und seine Augen fingen an zu strahlen. Sie waren beinahe genauso grün, wie der Smaragd und für einen Moment verlor ich mich darin. Das war mir beim Tanzen gar nicht aufgefallen.

„Ähm, ja! Bestimmt...", rief Potter und besah sich den Stein in seiner Hand erneut ganz genau, als hätte er ihn nicht die letzten Fünf Minuten durchgehend angesehen. Was war bitte mit ihm los? Wo blieb der draufgängerische Gryffindor, der er eigentlich war? „Wie- Wie geht's dir eigentlich? Wir haben uns ja länger nicht mehr unterhalten."

„Gut.", antwortete ich mit einem irritierten Blick. Was sollte das jetzt? Wir waren mitten im Unterricht.

„Ah, ja. Sehr gut."

„Willst du vielleicht anfangen?", fragte ich und wieder erschrak er. Salazar, steh mir bei. Wieder hantierte er mit dem Smaragd in seiner Hand herum, als wäre es das Interessanteste überhaupt und wieder sah er mich nicht mehr an. Mit einem missbilligen Blick schnappte ich mir kurzerhand den Stein. Er sah überrascht auf, während ich mit meinem Kissen etwas Abstand zu ihm herstellte.

„Potter, das ist eine Partnerarbeit. Das geht schlecht ohne beidseitige Kommunikation. Jetzt versuch den Stein zu dir zu rufen."

Er schluckte und setzte sich etwas gerader hin. Dann richtete er seinen Zauberstab auf den Stein in meiner Hand und murmelte ein leises „Accio Smaragd", was eher so wie „Acko" klangt, dabei hatte er eine ganz falsche Haltung und zog den Stab viel zu langsam nach oben. Entsprechend viel Wirkung hatte sein Versuch. Der Smaragd bewegte sich kein Stück.

„Konzentrier dich, Potter. Der Zauber braucht Willenskraft. Wenn du es nur so halbherzig versuchst, wirst du den nicht hinbekommen." Ich sah den Jungen streng an und bekam darauf ein kurzes Nicken. „Versuch es noch einmal."

Diesmal korrigierte ich ihn bei seinen Bewegungen.

„Arm gerade. Denk an deine Aussprache. Dein Timing ist schrecklich. Ein ordentlicher Bogen.", murmelte ich, während den einzelnen Schritten und tatsächlich, der Stein fing an sich zu bewegen und beim dritten Versuch kam er auf den Jungen zugeflogen, der ihn mit einem Grinsen auffing.

„Geht doch.", kommentierte ich. „Wenn du weiter so herumstotterst habe ich bald die Nase voll, Potter. Man braucht schon beide Seiten, um ein ordentliches Gespräch zu führen. Du willst doch, dass wir uns näher kennlernen, nicht?"

Ich beobachtete seine Reaktion. Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und ein rosa Hauch legte sich auf seine Wangen, was mich ein klein wenig freundlicher stimmte.

„Ja. Klar. Ich bemühe mich um Besserung, Professor.",antwortete er und etwas in seinen Augen blitzte auf. War es Schalk? Hatte ergerade einen Witz gemacht? Ob ich es wollte oder nicht, ein sanftes Grinsenlegte sich auf meine Lippen und ich verdrehte die Augen. Typisch Gryffindor.

𝑺𝑨𝑳𝑨𝒁𝑨𝑹, steh mir beiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt