Kapitel 2

45 15 43
                                    

Mürrisch rührte Ruby in ihrer Suppe herum. Ausbilder Yengon konnte sie mal! Rot vor Wut pfefferte sie ihren Löffel in die Suppe - sofern man dieses konsistenzlose Zeug überhaupt noch als solche bezeichnen konnte.

Ein paar Tropfen der heißen Brühe flogen heraus und landeten mit einem leisen Platschen auf dem groben Holztisch. Doch das interessierte sie nicht weiter.

Aufgebracht fuhr ihr Blick durch das große Zelt. Die braunen Tische waren wie immer in einer langen Reihe aufgestellt. Die beigefarbene Plane bildete das Dach und ein großer Tisch am Eingang des Zeltes zeichnete die Essensausgabe.

Fahles Licht schien durch ein paar Löcher in der Seite, die notdürftig zu verschließen versucht worden, allerdings schnell wieder aufgegangen waren. Gegen die Sonne anblinzelnd, sah sie zu ihren Freunden.

Neo, Kayra und Alina waren gerade in irgendeinem Gespräch vertieft und nahmen sie kaum war. Stören tat sie dies im Moment jedoch nicht. Sie hatte keine Lust irgendwas zu erklären. Das war heute einfach nicht ihr Tag.

Unglücklich fischte sie ihren Löffel wieder aus der Suppe heraus - der ihr aber ziemlich schnell wieder aus der Hand glitt und mit einem leisen Klirren in der Schale landete. War ja klar.

Ruby gab den Versuch auf ihren Löffel zurück zu erobern. Es hatte sowieso keinen Sinn und den Hunger hatte sie schon vor Stunden verloren.

Nachdenklich sah Alina zu ihr herüber. "Wegen Yengon?", fragte sie mitfühlend. Ihre roten, gelockten Haare wippten bei ihren Worten kurz auf und ab. Schon das ein oder andere Mal hatte Ruby sie für jene beneidet, doch zu ihr würde so eine dichte Mähne gar nicht passen.

Sie nickte nur. "Vergiss den doch einfach", murmelte Neo. "Der ist nur ein Haufen Rattendreck und dabei sollte man es auch belassen. Ändern wird er sich sowieso nicht mehr", flüsterte er abfällig. Auch wenn seine Worte nur die Wahrheit sprachen, sollten sie trotzdem nicht die Ohren einer der anderen Ausbilder erreichen, die hier im Essenszelt Aufpasser spielten.

"Darauf können wir uns einigen", meinte Kayra sofort schmunzelnd. Sie bekam auch ziemlich oft von Yengon zu spüren, was er von ihr hielt. "Okay", sagte Ruby wenig überzeugt, fühlte sich aber schon ein wenig besser.

"Lasst uns lieber mal das Thema wechseln", schlug Kayra sofort vor und bedachte ihre beste Freundin mit einem Blick, der mehr als tausend Worte sagte. Sie wusste, dass Ruby keine Lust mehr hatte darüber zu reden.

"Hat eigentlich jemand von euch Flynn gesehen?", fragte Alina da auch schon und zeigte demonstrierend auf den Platz neben Ruby, der noch frei war. Dort saß der Junge sonst. Alle drei schüttelten sie verneinend ihre Köpfe. Das Flynn zu spät kam, war nicht ungewöhnlich. Pünktlichkeit war noch nie eine seiner ausgeprägtesten Eigenschaften gewesen.

Doch keiner wusste was von ihm, also herrschte wieder Stille. Bedrückende Stille.

"Was denkt ihr, machen wir heute beim Bogenschießen? Zielübungen oder jagen?", beschloss Kayra das Gespräch wieder in Gang zu bringen.

Sofort war Ruby wieder Feuer und Flamme. Sie liebte das Bogenschießen. Mit Schwert und Bogen fühlte sie sich wohl. Nur da war sie sicher, fühlte sich Zuhause.

"Ich denke, wir werden heute wieder jagen gehen. Ich habe zufällig ein Gespräch zwischen dem Koch und einem der Führungssoldaten mitbekommen, wo sich über die zu wenigen Essensvorräte beschwert wurde", warf Ruby aufgeregt ein.

"Du hast es "Zufällig" mitgehört", fragte Alina mit hoch gezogener Augenbraue skeptisch.
"Ähm, also, so ganz zufällig vielleicht dann doch nicht", räumte Ruby ein und wurde leicht rot. Kayra brach in Lachen aus. "War ja klar", brachte sie unter zwei Lachkrämpfen hervor. "Typisch du". Auch Neo fing an zu grinsen. "Kannst du eigentlich auch noch was anderes als lauschen?', fragte er sie neckend.

SaghoryaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt