PART ONE: PARTY

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Da war er schon wieder. Dieser Geruch. Ich griff mit meinen Fingern um meine Nase und hielt sie mir zu. Ich wollte gar nicht wissen, wie bescheuert ich ausgesehen haben musste.

Ich stand neben meiner besten Freundin Lyla, welche amüsiert und ohne klarem Verstand mit jüngeren Herren flirtete. Wir waren von tanzenden Menschen umgeben und hielten beide ein Glas Sekt in der Hand. Oder eher das nächste Glas Sekt. Wie viele hatten wir schon? Ich wusste es nicht. Nach dem Vierten hatte ich aufgehört zu zählen; oder konnte nicht mehr zählen.

Mir war schon lange flau im Magen, aber ich wollte nicht aufhören dieses Rauschmittel zu mir zu nehmen - Zu sehr genoss ich es. Doch als ich einen weitern Schluck trank, wusste ich, was jetzt passieren würde.

Schnell wurde mein Glas in Lylas Hand gedrückt und ich schwankte würgend in die Toilette.

Dass ich durch die falsche Tür gegangen war, fiel mir erst auf, als ich Frauen sah, die sich vor dem Spiegel neuen Lippenstift auftrugen. Sie schriehen auf und wollten mich verscheuchen. Allerdings kümmerte es mich nicht. Als ich erbrach, stürmten sie ohnehin aus der Toilette.

"Nie wieder so viel trinken...", flüsterte ich mir selbst zu, bevor ich mir meinen Mund mit Klopapier abwischte. Durch den fehlenden Gleichgewichtssinn, fiel es mir schwer wieder auf die Beine zu kommen. Ich stützte mich mit den Händen an einer Wand ab, indem ich meine Handflächen dagegen presste, und ging langsam in eine aufrechte Position. Ich betätigte die Spülung und reinigte meine Hände.

Ich wich einen kleinen Schritt zurück, als ich mich im Spiegel sah. Wie furchtbar sah ich aus?

Unter meinen geröteten Augen konnte man Augenringe erkennen. Das Schlimmste war jedoch, dass meine Frisur verwuschelt war. Für was stand ich denn eine halbe Ewigkeit im Badezimmer? Ach, was soll's?

Mein Hals wurde von einem Liebesmal geziert, welches definitiv nicht von Lyla war - sie würde so etwas niemals machen! Naja, bis auf damals... Warte, was? Wie besoffen war ich eigentlich? Es wurde Zeit die Gläser wegzustellen!

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Ich pendelte hin und her und es dauerte einige Minuten bis ich die Schulter meiner besten Freundin antippen konnte. Ich zog sie von den Männern weg, legte meine Hände auf ihre Schultern und blickte ihr, so ernst es ging, in die Augen. "Wir gehen jetzt nach Hause!", sagte ich mit schwerer Zunge. Meine Stimme klang so lallig, dass ich mich selbst fast nicht ernst nehmen konnte. "Aber wir haben doch so viel Spaß hier", entgegnete Lyla, welche kurz lachte und ihren Jungs einen belustigten Blick zuwarf. Ich bemerkte, dass sie auch mein Glas Sekt bereits ausgetrunken hatte. Ich legte meine Hand auf ihre Wange und drehte ihren Kopf zu mir. "Oh, willst du jetzt mit mir flirten?", hakte sie mit einem Grinsen im Gesicht nach. Sie wollte mir gerade einen Kuss auf die Lippen drücken, als ich angewidert zurückwich und sie losließ. "Lyla, es reicht!", brüllte ich schon fast. Dabei wollte ich gar nicht so laut schreien. Allerdings würde sie es nur mit einer gewissen Lautstärke verstehen - Die Musik war ziemlich laut. Ohne zu zögern packte ich sie am Arm und zog sie mit nach draußen. Sie versuchte sich loszureißen, aber durch meinen festen Griff schaffte sie es nicht.

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Wenige Meter vor dem Eingang der Bar stoppte ich und ließ sie los. Es war stockfinster. "Was sollte das eben?", fragte Lyla sauer und sah mich mit einer finsteren Miene an. Ich verschränkte die Arme. "Merkst du nicht, dass wir es völlig übertrieben haben?", hakte ich fast unverständlich nach. Lyla drehte sich um und zündete sich eine Zigarette an. "Ach, was! Du hast das Beste versaut! Wir wollten gerade eine weitere Runde bestellen und...". Sie stoppte kurz und drehte sich wieder in meine Richtung. "Weißt du was? Ich lasse mir von dir nicht den Spaß verderben! Entweder du kommt als mein bester Freund wieder mit da rein und trinkst mit mir wie in alten Zeiten oder du gehst jetzt nach Hause und verpasst den ganzen Spaß". Damit hatte sie mich. Ich schnaufte laut aus und verdrehte die Augen. Lyla nahm einen Zug und stoß den Rauch gen Sternenhimmel. "Na, geht doch", lallte sie, warf sie Zigarette auf den Boden und trat sie aus. Danach war sie diejenige, die mich packte und wieder in das Gebäude hineinzog.

BUT I NEED YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt