18|Kreislaufprobleme

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"Ist das jetzt dein blöder Ernst?", zischte ich ungläubig, als Zayn mir durch den gesamten Raum und die Treppenstufen hinauf folgte und selbst dort im Gang keine Anstalten machte, mich allein zu lassen, während ich zum Ausgang stapfte. "Kannst du nicht einfach wieder weg gehen? Was ist denn dein scheiß Problem?"

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mit den Schultern zuckte. "Vielleicht muss ich ja nur zufällig in die gleiche Richtung wie du", sagte er und ich schnaubte abfällig.

"Ja sicher, wer's glaubt!"

"Niall, komm schon...", startete er erneut einen Versuch, mich aufzuhalten. "Wo willst du denn überhaupt hin?"

Ich blieb neben dem Spendentisch, der nun unbesetzt war, stehen und drehte mich schwungvoll zu Zayn herum (dass dabei erneut ein Schwindelgefühl in mir aufstieg, ignorierte ich gekonnt). "Was ist los mit dir, dass du das unbedingt wissen willst? Selbst wenn irgendwas ist, komm ich super allein klar! Ich bin keine fünf Jahre alt, verdammt nochmal!"

Mein Gegenüber sah mich nur wieder mit diesem besorgen Blick aus seinen dunklen Augen an und ich musste mehrmals hintereinander blinzeln, als die Farbpunkte für ein paar Sekunden zurück kamen.

"Ich versuche nur, verantwortungsbewusst zu sein", sagte Zayn schließlich mit erstaunlich ruhiger Stimme. "Und du siehst wirklich blass aus. Bist du ganz sicher, dass du keine Hilfe-"

"Mir geht es gut", fauchte ich und funkelte ihn an. Wie verflucht hartnäckig konnte ein Mensch denn sein?

Meine Bissigkeit schien nun aber immerhin eine Wirkung zu erzielen, denn Zayn machte einen halben Schritt vor mir zurück und hob seine Hände etwas an. "Ist ja schon okay, du kannst die Krallen wieder einfahren. Ich will nur nicht blöd angemacht werden, wenn doch irgendwas ist und ich weggeschaut hab."

Wieder rollte ich mit den Augen. "Natürlich", murmelte ich mehr zu mir selbst und schnaubte. "Natürlich geht es dir nur um deinen eigenen Arsch." Lauter fügte ich hinzu: "Ich will deine Hilfe gar nicht, du kannst also gern einfach abhauen und wieder deinen eigenen Scheiß machen, ich bin der letzte, der es dir übel nimmt."

Das schien zu meinem Glück der finale Satz unseres Streits gewesen zu sein, denn Zayn seufzte geschlagen auf und warf mir einen weiteren, definitiv unzufriedenen Blick zu, beugte sich dann aber meiner Aufforderung und wandte sich endlich ab, um langsam und kopfschüttelnd wieder in Richtung des Veranstaltungssaals zu gehen.

Fast wollte ich schon erleichtert darüber ausatmen, Zayns seltsam kritisch-besorgter Aufmerksamkeit entkommen zu sein, da bog die Blondine, die bereits bei meiner Ankunft hier am Spendentisch gestanden hatte, mit einer Tasse in der Hand um die Ecke zur Küche hinter und der Schwarzhaarige blieb stehen.

Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückt fluchend sah ich ihnen dabei zu, wie sie kurz miteinander redeten und die junge Frau ihre Tasse hochhielt, aber was sie sagten, kam nicht bei mir an. Tatsächlich hörte ich kaum etwas anderes, als das zunehmende Rauschen meines eigenen Blutes. Meine Gehörgänge schienen wie von Außen blockiert -so, als ob ich in der Badewanne untergetaucht wäre oder so- und ich wollte den Arm heben, um mir ins Ohr zu fassen, den Druck wegzubekommen, irgendwas, aber mein Körper schien mir nur in Zeitlupe zu gehorchen. Den aufkommenden Schwindel wegblinzelnd, setzte ich dazu an, mir meinen Rucksack nach vorne zu ziehen, und einen der Reißverschlüsse zu öffnen. Hatte ich nicht irgendwo da drinnen noch Traubenzucker? Oder zumindest eine halbwegs gefüllte Wasserflasche?

Meine Bewegungen waren zu unkoordiniert, um in dieser Haltung in irgendeiner Weise fündig zu werden, außerdem zog mich das Gewicht zur Seite und bevor ich es richtig realisierte, rutschte mir die Tasche schon von der Schulter. Ich schaffte es, sie am Träger festzuhalten und wollte sie wieder nach oben ziehen, aber ein erneutes, heftiges Schwindelgefühl ließ mir den Riemen aus der Hand rutschen und den schweren Rucksack vermutlich laut auf dem Steinboden aufkommen. Ich hörte es nicht, konzentrierte mich nur darauf, mich mit beiden Händen auf dem Spendentisch abzustützen, als meine Gliedmaßen wie aus dem Nichts tonnenschwer zu werden schienen und meine Knie einzuknicken drohten.

I hate you, I love you || Ziall AU (side Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt