19|"Stell dich nicht so an"

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Honestly, täglich zwei Stunden zu pendeln -und das auch nur, wenn die Bahn Bock auf Pünktlichkeit hat- ist... eine Sache. Schreiben geht da sogar teilweise echt noch, aber ordentlich am PC nochmal Korrektur zu lesen, bleibt da irgendwie auf der Strecke (wortwörtlich haha... ok, ich geh mich schon vergraben) 😅😅

Zayn fuhr trotz seiner Lässigkeit hinter dem Steuer wahnsinnig vernünftig und sicher und ich erwischte mich dabei, mich in seinem Auto tatsächlich wohl zu fühlen. Sein Wagen war ein alter, tannengrüner VW Polo mit an manchen Stellen bereits abblätterndem Lack - eine etwas klapprige Karre, Baujahr irgendwas-um-2000-rum, schätzte ich, aber durchaus noch funktionstüchtig und eigentlich sogar echt gemütlich, wenn ich ehrlich war.

Das Wageninnere hatte den gleichen herb-minzigen Geruch, der mir auch schon an Zayn selbst aufgefallen war und ich vermutete, dass er irgendwo im Auto noch eine Flasche seines Parfüms hatte, die diesen Duft verbreitete, denn einen Duftbaum sah ich nirgendwo hängen.

Bei Liam baumelte immer einer vom Rückspiegel, womit dieser eigentlich auch der einzige nicht unbedingt nötige Teil seiner Innenausstattung war. Diese fast schon klinische Sauberkeit seines Opels hatte mich schon immer etwas wahnsinnig gemacht (man fand in seinem Auto nicht mal Snacks für zwischendurch, also wirklich!), weshalb mir Zayns VW noch etwas mehr zusagte. Nicht, dass es irgendwie unordentlich oder gar zugemüllt war, aber ich hatte definitiv nicht das Gefühl, dass der Wagenbesitzer jede Woche einen Grundputz durchführte und ich Angst haben musste, mit meinen Straßenschuhen auch nur einen Krümel Schmutz auf der Fußmatte zu hinterlassen.

Ich fand einfach, mit dem vermutlich schon etwas älteren Kaffeebecher, der zwischen Münzen und Kaugummistreifen in der Mittelkonsole stand, der angefangenen Packung Gummibärchen in meiner Türseite und den zwei noch unbemalten Leinwänden und anderem Ramsch auf der Rückbank bekam das Auto einen gewissen Charakter - und ließ vielleicht sogar mehr von Zayns eigenem erkennen.

Kurzum und so wenig ich es wahrhaben wollte: dieser ungeplante Roadtrip war ein viel angenehmeres Erlebnis, als ich erst zu glauben gewagt hatte. Um gleich mal ehrlich und fair zu bleiben, hatte das vermutlich auch etwas mit der Tatsache zu tun, dass Zayn ein extrem guter und entspannter Autofahrer war, weshalb ich mich wohl unbewusst von dieser Stimmung anstecken ließ.

Ich selbst war die reinste Katastrophe auf den Straßen, anders konnte man es leider nicht sagen. Die paar wenigen Male, die ich nach meiner Fahrprüfung (die ich schweißgebadet und mit einer reichlichen Portion Glück tatsächlich beim ersten Versuch bestanden hatte) mit Liams oder dem Auto seines Vaters gefahren war, hatte ich das Gefährt jedes Mal an den minimalsten Steigungen mehrmals hintereinander abgewürgt, hatte vor lauter Fahr-Panik Geschwindigkeitsbegrenzungen und -aufhebungen übersehen und ständig versehentlich den Scheibenwischer aktiviert, weil ich beim Lenken mit der Hand dagegen gestoßen war.

Liam hatte mir danach mit unterdrücktem Lachen auf die Schulter geklopft, seine Autoschlüssel unauffällig wieder an sich genommen und "Das kriegen wir schon noch hin" gesagt, aber für mich war es ziemlich eindeutig, dass ich in der gay-Kategorie can't drive for shit feststeckte.

Zayn hingegen schien das Fahren im Blut zu liegen und ich fragte mich, wie lange er seinen Führerschein eigentlich schon besaß. Oder, wie alt er generell war. Ich wusste, dass er und Harry sich seit der Middleschool kannten, aber ob sie beide auch in einem Jahrgang gewesen waren, hatte ich nie erfragt - warum auch? Bisher war mir das Bedürfnis, mehr als zufällig bekannt gewordene Informationen über Zayn zu erfahren, erspart geblieben.

Aber jetzt, nach den letzten Tagen und ihren irritierenden Verläufen, schienen sich ungewollt lauter Fragen in meinem Kopf einzunisten.

Offensichtlich konnte Zayn auch anders, als mein bisheriges Bild von ihm durchscheinen ließ, was also lag hinter dieser Fassade? Welche Art Mensch verbarg sich unter dem kalten, unnahbaren und unfreundlichen Charakter, den er mir gegenüber so oft gespielt hatte? Wer war der Typ, den Harry (und scheinbar noch mehr Leute, wie Fanny oder Sasha zum Beispiel) kannte und gern hatte? Und vor allem: Wo kam der Umschwung her, ihn plötzlich auch mir zu zeigen? Dieses Rätsel ließ mir einfach keine Ruhe.

I hate you, I love you || Ziall AU (side Larry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt