Am nächsten Morgen wurde ich unsanft von einem Kissen geweckt, mit dem mich Ottokar abwarf. ,,Hast du ne Ahnung wie spät es ist?", murmelte ich leicht genervt in mein Kopfkissen. ,,Schon spät genug. Wenn du nicht zurückbleiben willst, würde ich mich an deiner Stelle beeilen", entgegnete mein bester Freund gut gelaunt und verließ das Zimmer. Ich seufzte und schloss meine Augen. Menschen, die jeden Tag gefühlt um 07:00 Uhr aufstehen, obwohl sie frei haben, hatte ich ja sowieso noch nie verstanden. Wenn es gut geht, dann drehe ich mich um diese Uhrzeit zum ersten Mal um. Aber diesmal blieb mir nichts anderes übrig, ich musste aufstehen. Seufzend verließ ich mein warmes Bett und schlenderte in die Küche, wo die anderen schon beim Frühstück saßen. ,,Guten Morgen, kannst du dich vielleicht ein bisschen sputen? Sonst sind wir morgen auch noch da", stresste meine Mutter direkt. ,,Jaja", mit diesen Worten setzte ich mich an den Tisch und strich mir ein Erdbeermarmeladebrot. ,,Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie später als 07:30 aufgestanden", meldete sich Maik zu Wort, der am Küchentresen stand und sich einen Kaffee machte. ,,Dasn' Stress", schmunzelte ich und biss in mein Brot. Nach dem Frühstück machte ich mich frisch, zog mir eine beige Schlaghose und einen roten Pulli, da es draußen regnete und somit ziemlich kalt war, an, band meine brustlangen dunkelblonden, gewellten Haare zu einem Pferdeschwanz und überprüfte nochmals, ob ich alles dabei hatte. Anschließend verstaute Maik unser ganzes Gepäck im Kofferraum und auch wir traten zur Abreise an. Ich schlüpfte in meine Converse und ließ meinen Blick ein letztes Mal durch die Wohnung wandern, bis ich letztendlich die Haustür hinter mir ins Schloss fallen ließ und die Treppen bis zur Tiefgarage hinunter sprintete. Als alle -außer Leon- im Auto saßen, ging es endlich los. Ich freute mich sehr darauf, die anderen zu sehen, doch bis zu unserem Wiedersehen lagen noch 8 1/2 Stunden Fahrt vor uns. Nach circa zehn Minuten steckte ich mir Kopfhörer ins Ohr und hörte Musik, Ottokar tat es mir gleich. Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen wieder öffnete, war von der Großstadt nichts mehr zu sehen. Stattessen zog eine Landschaft bestehend aus Wiesen und Bäumen an uns vorbei. Während der Autofahrt passierte eigentlich nichts Spektakuläres. Zwischendurch spielten Ottokar und ich eine Runde UNO oder führten Diskussionen über Gott und die Welt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir endlich das Dorf. Anscheinend war der Tag der Rückkehr schon für Mehrere gekommen, denn im Dorf spielte sich mehr ab als sonst. Fast jede Sekunde fuhren Autos vorbei, deren Ziel vermutlich Burg Schreckenstein oder Schloss Rosenfels war. Allmählich ließen wir die Altstadt hinter uns und kurvten die Straße zur Burg hoch. Anschließend hatten wir unser Ziel endlich erreicht. Schon als mir durch die Fensterscheibe die alten Gemäuer ins Auge fielen, musste ich lächeln. Es tat gut, wieder hier zu sein. Wir stiegen aus und Maik lud unser Gepäck aus dem Auto, da kamen auch schon Mücke und Strehlau auf uns zu getrottet. Grinsend fielen wir uns in die Arme. ,,Sag mal halluziniere ich oder ist Emma gewachsen?", grinste Strehlau, als wir uns aus unserer Umarmung lösten. Leider wurde ich mit meiner Größe oft aufgezogen, da ich nur knapp einen halben Kopf größer als unser Jüngster -Mücke- war. Die anderen waren locker einen halben bis einen ganzen Kopf größer als ich. ,,Also hör mal", schnaubte ich gespielt beleidigt. Meine Mutter und Maik waren in ein Gespräch mit Strehlaus Eltern vertieft, weshalb wir beschlossen, unsere Zimmer zu beziehen, da uns gesagt wurde, dass die Zimmereinteilung die Selbe wie letztes Jahr sein würde. So schleppten wir unser Gepäck hoch, bis wir schlussendlich vor unserer jeweiligen Zimmertür standen. Langsam öffnete ich die Holztür zu dem mir nur allzu bekannten Raum. Ich trat einen Schritt hinein und schloss die Tür hinter mir. Lächelnd ließ ich meinen Blick durch das Zimmer wandern. Alles war genau so, wie ich es vor den Sommerferien hinterlassen hatte. Hastig stellte ich mein Gepäck ab und warf mich auf mein Bett. Kurz starrte ich an die Decke, anschließend schloss ich seufzend meine Augen. Es war fast genau so, wie vor einem guten Jahr. Hätte ich zu dem Zeitpunkt, zu dem ich das erste Mal dieses Zimmer betrat, bloß gewusst, was mich hier alles erwarten würde. Schlagartig wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als plötzlich drei Gestalten in mein Zimmer gestürmt kamen. Erschrocken richtete ich mich auf. ,,Übrigens gilt die Regel mit dem Klopfen vom letzten Jahr nach wie vor", meinte ich leicht genervt. ,,Jaja sorry, aber die anderen sind angekommen", grinste Ottokar. Von seinem Grinsen angesteckt erhob ich mich und machte mich zusammen mit den anderen Dreien auf den Weg in den Burghof, wo ein Kommen und Gehen herrschte. Mein Grinsen wurde noch breiter, als mir ein blauäugiger Junge ins Auge stach. Wenige Meter vor ihm sprintete ich los und sprang von hinten auf ihn drauf. Fast wären wir beide zu Boden gegangen, doch Stephan konnte sich noch halten und trug mich nun Huckepack. ,,Spinnst du? Was hat dich denn gestochen?", lachte er. ,,Nichts, bin nur froh euch alle wiederzusehen", entgegnete ich grinsend und rutschte von seinem Rücken. Ebenfalls grinsend drehte mein Freund sich um und drückte mir einen schnellen Kuss auf die Lippen. Auch die Anderen waren mittlerweile bei uns angekommen und betrachteten uns grinsend. ,,Wenn man bedenkt, dass ihr vor knapp einem Jahr noch wie die Pest gehasst habt", lachte Ottokar. ,,Wer sagt denn, dass wir das nicht noch immer tun?", antwortete Stephan grinsend ,nahm mich leicht in den Schwitzkasten und wuschelte mir durch die Haare. Nachdem ich mich aus seinem Griff befreit hatte, sah ich ihn gespielt böse an. ,,Ja, wer sagt, dass wir uns nicht immer noch hassen?"
Nachdem schlussendlich auch Dampfwalze zu uns gestoßen war, verabschiedeten wir uns von unseren Eltern und packten unsere Koffer aus. Danach ließen wir uns im Zimmer der Jungs nieder und erzählten von unseren Ferien. Auch wenn wir uns 2 Mal getroffen hatten, fühlte es sich doch so an, als hätten wir uns ein halbes Jahr nicht gesehen. Gegen 18:00 Uhr schlenderten wir zum Abendessen in die Mensa, wo wir uns an unserem Stammtisch niederließen. Gerade als wir anfangen wollten zu essen, schlug der Rex mit einem Messer gegen sein Glas und bat uns somit um Aufmerksamkeit. Alle Blicke waren nun auf ihn gerichtet und sahen ihn fragend an. ,,Willkommen zurück! Ich hoffe, ihr hattet angenehme Ferien. Bevor wir ins neue Schuljahr starten, möchte ich ein paar Dinge bekannt geben. Also, wie euch vielleicht schon aufgefallen ist, sind manche Stellen in der Burg mit gelben Bändern abgesperrt. Das liegt daran, dass es sich Holzkäfer auf der Burg gemütlich gemacht haben und bei den abgesperrten Stellen ist das Holz morsch, heißt ihr könntet durchbrechen oder euch sonst irgendwie verletzen, also haltet euch bitte davon fern. Nun zu den etwas erfreulicheren Nachrichten; Wie jedes Jahr werden wir zusammen mit Rosenfels ein Schüleraustauschprojekt starten. In knapp einem Monat wird eine Klasse aus Dortmund zu Besuch kommen und für ein paar Wochen bei uns bleiben, heißt die Mädchen auf Schloss Rosenfels und die Jungen auf Burg Schreckenstein" Getuschel brach im Saal aus. ,,Auch der Graf wird uns dieses Jahr wieder beistehen. Also, auf ein gutes neues Schuljahr", beendete mein Onkel seine Rede und hob sein Glas. Wir taten es ihm gleich und wandten uns anschließend unseren Palatschinken zu. Während dem Abendessen spekulierten wir über die Austauschklasse und heckten einen willkommen-zurück-Streich für die Hühner aus. Die ganze Zeit über hoffte ich, dass es mit dieser Austauschklasse nicht langweilig werden würde.
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Tut mir leid, dass ich so unregelmäßig update, aber ich finde irgendwie keine Zeit zum Schreiben. Das nächste Kapitel wird wahrscheinlich morgen oder spätestens am Montag kommen. <3
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Burg Schreckenstein 2
FanfictionWas wäre ein neues Schuljahr ohne ein neues Abenteuer?