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Er sah sie zweimal in seinem Leben.

Einmal als Sie in dieser Nacht an Ihm vorbei lief und das zweite Mal an dem Tag das ihr beider Schicksal bestimmen wird.

Ein schwarzes Motorrad parkte an dem Eingang der kleinen, dunklen Gasse. Spärlich wurde diese von einer Straßenlaterne beleuchtet. Eine junge Frau stieg elegant von einem Motorrad. Befreite ihren blonden Bob von einem schwarzen, matten Helm, schüttelte ihre Haare auf und schritt zielstrebig auf ihr Opfer zu. Ihr Körper steckte in einem engen schwarzen Einteiler. Sie zog aus dem Halfter ein Messer. Gezielt ging sie auf den Mann im schwarzen Anzug zu, der an der klammen Hauswand der kleinen Gasse im Schatten lehnte und eine Zigarette rauchte.

„Na Puppe, willst du in meinem Lokal arbeiten? Mit deinem Aussehen würdest du glatt meine beliebteste Stripperin ablösen." Er löste sich aus dem Schatten, schnippte sie Zigarette auf den Boden und trat sie aus. Innerlich ekelte sie sich vor ihm, sie hasste solche schmierigen Menschen. Sie zeigte keinerlei Emotionen wie es ihr beigebracht wurde, nur ihre Augen blitzten gefährlich auf.

„Nein danke, aber deine Mädchen können in paar Minuten dein Blut vom Boden wischen.", sagte sie, „ty razocharoval nas" Der Mann riss noch erschrocken die Augen auf als er das Messer im Licht aufblitzen sah aber es war bereits zu spät. Das Messer traf genau und er sackte in sich zusammen. Hart landete er auf dem dreckigen Teer. Das Blut floss auf den Boden. Im dämmrigen Licht der Straßenlaterne sah es ein wenig wie ein groteskes Gemälde aus. Rot und schwarz. Blut und Teer. Sie glänzten in der spärlichen Beleuchtung der Straßenlaterne.

Sie verlor keine Zeit, ließ den Mann unbeachtet liegen und tippte eine schnelle Nachricht an Ihren Auftraggeber. Schnell fuhr Sie zurück in Ihr Hotel. Sie war nur für eine einzige Aufgabe in diesem Land. Sie musste Menschen verletzen, sie einschüchtern. Alle die zu viel wussten oder eine andere Gefahr für ihre Familie darstellten, mussten eingeschüchtert werden. Sie hasste es, aber es musste sein, um ihren rechtmäßigen Platz einzunehmen. Sie musste sich von unten nach oben arbeiten. Wie es ihre Vorfahren vor ihr getan hatten. Es gab nur einen Haken: sie war die erste Frau, die in einer Reihe von Männern den obersten Platz der Bratva einnehmen wird.

Nach ein paar Minuten Fahrt durch die nächtliche Stadt kam Sie in der Tiefgarage des Hotels an. Sie stellte ihr Motorrad ab und nahm den Aufzug direkt in das Penthouse. Es war in einem der obersten Stockwerken des Hotels gelegen und bot einen atemberaubenden Blick über die nächtliche Stadt. Das moderne Interior war in hell gebeiztem Holz und bot einen wunderschönen Kontrast zu dem dunklen Holzboden und den goldenen Akzenten.

Sie zog die Kleidung aus und faltete sie sorgfältig, um sie in einer Plastiktüte zu verstauen. Sie musste so weit es geht alle Spuren verwischen, falls etwas schief gehen sollte. Aber nichts ging schief. Niemals.

Sie schlüpfte in etwas bequemere Kleidung und setzte sich auf das Sofa um sich etwas abzulenken bevor der nächste Auftrag kam.

Es dauerte nicht lange bis der nächste Auftrag eintraf:

„22:00 Uhr, Roof top bar im Hotel. Geschäftsmann, 46 Jahre. Töten. Elegante, aufreizende Kleidung

Hat eine Vorliebe für junge Frauen mit langem braunem Haar und dunklen Augen."

Leuchtete es ihr entgegen. Wenig später traf noch ein Bild mit ihrem Opfer ein. Er sah relativ attraktiv aus. Schwarzes Haar, ein leichter Bartschatten und stechend grüne Augen. Sie schaltete den Fernseher aus, ging zu dem Kleiderschrank und holte ein schwarzes Satin Keid und eine lange brünette Perücke heraus.

Wenig später blickte ihr eine ganz andere Frau entgegen als sie in den Spiegel schaute. Rote volle Lippen, dunkelbraune Augen die von künstlichen Wimpern umrahmt wurden und langes brünettes Haar. Ihr Körper steckte in einem bodenlangen schwarzen Kleid. Das Oberteil lag eng an ihrem Körper an. Die Korsage, die mit dem Kleid vernäht wurde, bot Schutz und sogleich sah ihre Oberweite aufreizend aus. Der Stoff wurde von zwei dünnen Trägern gehalten und floss an ihr hinab an ihren Beinen wurde er von einem gefährlich hohen Beinschlitz unterbrochen. Ihre Beine steckten in hautfarbenen High Heels, welche ihrem Outfit noch ein wenig seyxness verlieh. Ihre Pistole steckte sie in das Halter welches um den Oberschenkel gebunden war, der vom Stoff bedeckt war. Sie nahm ihre kleine Handtasche in dem noch allerlei Hilfsmittel waren und schritt in den Aufzug. Ihre Sachen hatte Sie wie immer ordentlich in den Taschen verstaut um, wenn es nötig war, schnell zu verschwinden.

Der Aufzug fuhr Sie auf das Dach des Hotels. Die Türen öffneten sich und sie trat in das kleine gläserne, zweistöckige Gebäude in der sich die Bar befand. Sie war im Stil des Art Decos eingerichtet. Der Bartresen war aus dunklem Holz gefertigt worden, die Polstermöbel waren mit dunkelblauem Samt bezogen worden. Alle Möbel hatten goldene Beschläge. Die Treppe, die beide Etagen miteinander verband, war mit rotem Teppich belegt worden und hatte ein goldenes Geländer. Sie fühlte sich als wäre sie in einem Mafia-Film aus den 20ern gelandet. Nur der Blick auf die Wolkenkratzer ließ die Illusion ein wenig schwinden.

Unter ihr war die Bar aus Ebenholz und sie konnte, nach einem kurzen Blick durch die Menge, ihr Zielobjekt ausfindig machen. Er saß an dem Tresen und trank etwas. Sein Jackett hatte er ausgezogen und neben ihn auf einen Barhocker gelegt. Er war allein. Besser für Sie, dass würde die Sache einfacher machen.

Elegant schritt sie die gebogene Treppe hinunter. Sie merkte wie sie alle Blicke auf sich zog. Manchmal verfluchte sie ihre Ausstrahlung aber manchmal, wie heute, kam sie ihr zugute. Langsam lief sie auf den Mann an dem Tresen zu und ließ sich auf dem Barhocker neben ihn nieder. Der Barkeeper war sofort bei Ihr und nahm ihre Bestellung auf, einen Vodka Soda. Sie musste nicht lange warten, um mit ihrem Opfer zu sprechen, er begann sofort sie in ein Gespräch zu verwickeln. Die Sache würde schneller zu Ende sein als sie dachte.

Nach zwei Getränken und einem sehr anregenden Gespräch, hatte sie ihr Opfer so weit, dass er sie auf ihr Zimmer nehmen wollte.

Er zahlte, nahm sein Jackett und legte seinen Arm um ihre Hüfte um sie näher an sich zu ziehen. Langsam gingen sie zum Aufzug und als sich die Türe hinter ihnen schlossen fielen sie übereinander her. Er drängte sie an die hintere Wand des Aufzuges, sie legte ihr linkes Bein um seine Hüfte um ihn näher an sich zu pressen. Er griff ihr an die Wange und hielt so ihr Gesicht fest. Mit ihren Fingern zog sie ihm das Hemd aus der Hose, um über seinen Bauch zu fahren. Er war ein wirklich guter Küsser. Schade, dass er gleich sterben musste.

Der Aufzug öffnete sich und sie standen in einem weiteren Penthouse. Sie löste sich von ihm und drängte ihn Richtung Bett, um ihn darauf zu stoßen. Genug mit den Spielchen.

Er wollte sie an sich ziehen, doch sie ignorierte ihn und zog stattdessen ihre Waffe aus dem Halfter. Geschockt starrte er in den Lauf der Pistole. Doch, bevor sie sagen, konnte das er sie enttäuscht hatte, packte er ihr Handgelenk und drehte sie sodass sie auf dem Bett lag. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie versuchte ihn von sich zu stoßen, doch sie saß in der Klemme.

Die Haarnadel, erinnerte sie sich. Sie zog aus ihrer Perücke eine spitze Haarnadel und stieß sie ihm in die Schulter. Sofort fiel er nach hinten. Sie stieg vom Bett und wollte nach ihrer Waffe greifen. Er zog sie aber an ihrem Fußgelenk auf den Boden. Sie versuchte erneut ihn zu überwältigen, doch er war stärker. In einem unbedachten Moment zog sie ihr Messer und stieß es in sein Herz. Dieses Mal konnte sie ihn töten. Sie nahm ihre Waffen und schlich aus dem Zimmer. Sie hatte keine Zeit mehr sie musste sofort verschwinden.

Als sie in Ihrem Zimmer angelangt war, schreib sie sofort eine Nachricht an ihren Auftraggeber das der Auftrag gescheitert war und das sie zurück flog. Sie zog sich um, nahm wieder ihr normales Aussehen an. Niemand würde ahnen das sie es gewesen war. Die restlichen Sachen stopfte sie in die Reisetasche und verließ fluchtartig das Hotel. Sie lief an einer kleinen Gasse vorbei, um zu Ihrem Taxi zu gelangen.

Was sie nicht ahnte war das ihm Schatten ihr größter Feind lauern würde.

Ihren Erzfeind den sie vor wenigen Minuten eigenhändig erschaffen hatte.


ty razocharoval nas - Du hast uns enttäuscht

maybe in another lifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt