Kapitel 1

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29.01.2020

„Maureen, wo bist du mit deinen Gedanken?" hörte ich plötzlich Anne sagen, während sie mich mit ihrem Ellenbogen anstößt. Erschrocken fuhr ich umher. Wir saßen gerade im Hörsaal und lauschten der Vorlesung, die gerade im Gange war.

„Ganz bestimmt nicht bei dem Thema" lachte ich ihr leise entgegen. Die Themen in letzter Zeit waren echt alles andere als interessant, weshalb ich mich umso mehr freute, als ich und Anne zusammen den Hörsaal verließen.

„Und was hast du heute noch so geplant?" fragte mich Anne, als wir gerade den Parkplatz betraten. „Ich denke mal, das was ich jeden Tag mache. Ich hole Dustin und Lira gleich von der Schule ab. Später gehe ich noch eine Runde mit Tap spazieren und bringe Dustin zum Fußballtraining. Abends gehe ich noch für zwei Stunden ins Restaurant, also nichts besonderes. Und bei dir so?" antwortete ich ihr schulterzuckend, während ich nebenbei mein Auto aufschloss.

„Eigentlich auch nichts besonderes. Erling kommt nach dem Training vorbei und wir wollen etwas zusammen kochen." erzählte sie mir freudig. Bei diesen Worten musste ich grinsen. Die beiden waren zwar noch nicht allzu lange zusammen, aber man konnte deutlich erkennen, wie glücklich sie war und dass freute mich einfach nur.

Ein kurzer Blick zu Uhr verriet mir, dass ich schon etwas zu spät war. Mit einer schnellen Umarmung und dem Versprechen, dass ich sie später anrufen werde, verabschiedete ich mich von Anne und machte mich schnell auf dem Weg, um meine beiden Geschwister abzuholen.

An der Schule angekommen, sah ich die beiden schon ungeduldig warten. „Na, gibt es irgendwas Neues?" fragte ich die Beiden, nachdem sie sich ins Auto gesetzt hatten. Nachdem ich als Antwort nur ein genervtes „Was sollte es schon Neues geben" von meinem 14 jährigen Bruder bekam, verdrehte ich nur die Augen und setzte das Auto in Bewegung.

Zuhause angekommen, machte ich mich, nachdem ich Tap, unseren 5 jährigen Hund, begrüßt hatte, an das Mittagessen. Während Dustin das Wasser für die Nudeln aufsetzte und ich die Soße soweit vorbereitete, deckte meine 12 jährige Schwester Lira den Tisch. Es war normal bei uns, dass jeder im Haushalt und auch beim Kochen mithilft.

Nachdem wir mit essen fertig waren und zusammen den Tisch abgeräumt hatten, machte jeder eigentlich das, wozu er Lust hatte. Während ich also mit etwas Uni Kram zu tun hatte und zwischendurch eine Runde mit Tap spazieren ging, saßen die Beiden vor dem Fernseher bzw. vor dem IPad und spielten etwas. Mir war dies auch vollkommen Recht, denn so konnte ich mich gut auf meine Aufgaben konzentrieren.

Gegen 15:30 Uhr brachte ich Dustin zum Fußballtraining. Er spielte seit dem Umzug bei der Jugendmannschaft des BVB und dies auch sehr erfolgreich. Er war für sein Alter schon ziemlich weit, so fern ich das überhaupt beurteilen konnte. Ich hatte zwar etwas Ahnung von Fußball, aber als ein richtigen Experten könnte ich mich nicht bezeichnen

Ich lud Lira noch schnell bei einer Schulfreundin aus, bevor ich weiter zum Einkaufen und dann gleich wieder nach Hause fuhr.

Zuhause räumte ich schnell die Einkäufe weg und machte mich dann für die Arbeit fertig. Ich arbeitete viermal die Woche in einem kleinen Restaurant, um zusätzlich noch ein bisschen was zu verdienen. Den größten Teil unserer Kosten übernahm mein Onkel, der uns seit dem Vorfall in der Vergangenheit in jeglicher Weise unterstützt hat, vorallem finanziell, wofür ich ihn unglaublich dankbar bin. Außerdem kriegen wir jeden Monat etwas Geld von meinen Großeltern überwiesen, was auch gleichzeitig der einzige „Kontakt" zu Ihnen ist. Beide hatten sich damals von uns abgewandt und bezahlen nur, damit wir nicht bei Ihnen unterkommen. Damals war ich sehr traurig und sauer über ihr Verhalten und der fehlenden Unterstützung. Jetzt ist es mir relativ gleich, solange sie zahlen.

Auf der Arbeit begrüßte mich meine Chefin sofort mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Wir verstanden uns wirklich sehr gut. Sie war mit Anne und natürlich meiner Familie die Einzige, die meine Vergangenheit richtig kannte. Es fällt mir sehr schwer darüber zu reden, was auch an meinen Vertrauensproblemen liegt. Es dauert bis ich Menschen richtig vertraue und mich ihnen öffne, da ich einfach Angst habe, ich könnte wieder jemanden verlieren, der mir wichtig ist.

Um 18 Uhr setzte ich mich erschöpft ins Auto und fuhr los, um Dustin und anschließend Lira abzuholen. Auf dem Weg nach Hause holten wir uns noch etwas zu essen, da ich echt keine Lust mehr hatte, etwas zu kochen.

„Wie war eigentlich das Training heute?" fragte ich Dustin, der neben mir ging. Wir hatten und dazu entschlossen, nach dem Essen noch eine kleine Runde im Park spazieren zu gehen. „Ja, es war eigentlich ganz gut. Wir müssen für die kommenden Spiele nur noch etwas an der Abwehr arbeiten." antwortete er mir und schaute dabei auf Tap, der zusammen mit Lira etwas vor uns spielte. „Und wann habt ihr das nächste Spiel?" „In zwei Wochen, am 15.02. Ihr kommt doch mit, oder?" erkundete er sich und schaute mich mit seinen großen Hundeaugen an. Leicht lachend sah ich zu ihm: „Aber natürlich kommen wir. Ich will doch meinen Bruder mal wieder in Action sehen." Mit dieser Antwort schien er zufrieden zu sein und wir liefen langsam wieder Richtung zuhause.

Because I trust you ~ Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt