Ein Hauch von Glück (1998)

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 Fröhlich flattert schwarzes Haar

und wirbelt flink im Kreis.

Gebändigt lediglich vom Band

in hellem Blau und Weiß.

So tanzt sie heiter, Hand in Hand,

die fremde, junge Schar.


Sie tanzen ganz gerade so,

als gäbe es für sie

nur Frieden, Sonne, Liebe, Glück

und Böses, Schlechtes nie,

als macht' vom Paradies ein Stück,

die Herzen ihnen froh.


Sie sind umringt von Jung und Alt,

die stehen staunend dort

und schau'n das frohe Treiben an.

Die Polizei ist auch vor Ort;

erprobte Kämpfer Mann um Mann,

zum Schutze vor Gewalt.


Auf Fahnentuch mit weißem Grund

prangt stolz ein blauer Stern.

Das Zeichen, kann hier jeder seh'n;

doch sieht's nicht jeder gern.

Zu Arges ist ihm hier gescheh'n,

von Grauen tut es kund.


Der alte Mann im Schatten dort

hat Tränen im Gesicht.

Dass alles schon vergessen ist,

begreift er einfach nicht.

Gedenken hat er stets vermisst;

am liebsten lief' er fort.


Doch dann fällt es dem Alten ein,

was hier zu tuen sei.

Ruft 'Juden' in den vollen Raum,

'Juden', hallt der Schrei.

Die anderen begreifen's kaum;

er hört nicht auf, zu schrei'n.


Die Polizei greift sofort ein

und führt den Störer ab.

Im Raum wird es gespenstisch still,

ein Schweigen wie im Grab.

Niemand, der noch sprechen will.

Es durfte nicht mehr sein!


Ein letztes Mal schaut er zurück

und ist ein wenig froh.

Mit seinem Ruf hat er's vollbracht:

Sie war'n entsetzt und haben so

darüber nachgedacht.

Ein kleiner Hauch vom Glück.

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