Gleich nach der Kurve sieht er sie;
er kennt sie ganz genau.
Die Kreuze dort am Straßenrand
von Jens, dem Freund, und Valerie
bei jedermann im Ort bekannt,
bekannt als Mann und Frau.
Sie stehen da ganz dicht bei dicht,
links sie, rechts das von ihm,
sein und ihr Kreuz am Straßenrand.
Verstehen kann er's heut' noch nicht,
dass es so früh sein Ende fand,
was doch unendlich schien.
Jens war sein Held; sie liebte er.
Jens mutig, sie war schön.
Nun stehen sie am Straßenrand.
Doch gibt es beide jetzt nicht mehr;
Der Jens, der fuhr; er ist verbrannt.
Sie hat ihn sterben seh'n.
Bevor auch sie gestorben ist,
sah sie sein Sterben an.
Verblutet selbst am Straßenrand
nach einer schrecklich langen Frist
in der die beiden niemand fand.
Hielt etwa niemand an?
So wird es immer weitergeh'n.
Die Kreuze werden mehr.
Sie säumen jeden Straßenrand,
und jeder kann sie stehen seh'n
zu Tausenden im ganzen Land,
fast so, wie Sand am Meer.
Doch wenn er selber fahren kann,
dann hält ihn niemand auf,
schwört er beim Kreuz am Straßenrand!
Steht dann genauso seinen Mann,
wie er's von Jens, dem Freund, gekannt,
und nimmt Gefahr in Kauf.
Wenn er dann erst zu ihnen zählt,
als Mann mit Motorrad,
jagt er vorbei am Straßenrand,
grüßt jedes Kreuz, das aufgestellt
und fährt zu zweit durch's ganze Land,
falls er ein Mädel hat.
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Lyrik
Poesíaverschiedene Gedichte, zumeist besinnlich, aber auch heiter. Geschrieben von 1969 bis 2013.