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Heute war Mittwoch, das bedeutete ich musste nicht zur Arbeit und ich würde mich heute mit Harry, seiner Schwester und seinen Freunden treffen. Bei dem Gedanken daran, machte sich Vorfreude in mir breit. Wann war das letzte Mal, das ich mit Freunden ausgegangen war? Auf jeden Fall als ich noch in Doncaster gewohnt hatte.

Dementsprechend beschloss ich, dass es mal wieder Zeit war, Spaß zu haben. Ich würde mich einfach auf den Abend einlassen, ohne mir vorher alles tausend mal durch den Kopf gehen zu lassen. Wenn Harrys Freunde genauso nett waren wie er, dann hatte ich sowieso nichts zu befürchten.

Dieser Vorsatz klappte auch so lange, bis es kurz vor acht Uhr war. Jetzt schaffte ich es doch nicht mehr, ruhig zu bleiben. Ich spürte wie von Minute zu Minute meine Nervosität zunahm. Alle paar Sekunden blickte ich auf die Uhr meines Handybildschirmes. Mittlerweile war es bereits nach acht. Jeden Moment würde ich also abgeholt werden.

Schließlich war es dann so weit und die Türklingel schallte durch die Wohnung. Mit einem „Pass auf dich auf und komm ja nicht zu früh wieder!“ verabschiedete sich mein Onkel von mir, bevor ich die schmale Treppe nach unten sauste und vor die Tür ins Freie trat.

Draußen wurde ich sofort von Harry in Empfang genommen, der mich zur Begrüßung in eine herzliche Umarmung zog. Ich bemerkte, wie Gemma darauf mit einem scherzhaften Augenrollen reagierte. Doch auch sie umarmte mich kurz. Zuletzt wandte ich mich den mir noch unbekannten Mitgliedern der Freundesgruppe zu. Niall, Liam und Zayn stellten sich die drei vor, bevor wir uns alle zusammen auf den Weg machten.

Schon nach kurzer Zeit erreichten wir eine kleine Bar, deren Inneres in freundlichem Licht erhellt war. Anscheinend kamen die anderen öfter hier her, denn der Barmann begrüßte sie mit einem breiten Grinsen und verwies auf ihren Stammplatz in einer ruhigeren Ecke des großen Raumes.

Niall, Liam und Zayn nahmen auf einer Seite des Tisches Platz, während Harry sich sofort neben mich fallen ließ. „Styles, heute bist du dran mit den Getränken.“ sprach Niall in einem Ton, als wollte er Harry an etwas erinnern. Dieser musterte seinen Freund jedoch nur mit genervten Blick, bevor er sich erhob, um an die Bar zu gehen.

Diese Chance nutzte Gemma aus und rutschte nahe an mich heran, um mir ins Ohr zu flüstern „Weißt du, warum wir zu spät waren, um dich abzuholen?“ fragte sie, doch sie erwartete keine Antwort, den sie sprach sofort weiter. „Harry wollte sich heute besonders schick machen.“ Sie zwinkerte mir zu und rutschte dann ohne ein weiteres Wort von mir weg, um sich am Gespräch der anderen zu beteiligen.

Ich war jedoch völlig verwirrt von dem was sie gesagt hatte. Wollte sie etwa andeuten, dass dies an mir lag? Auf ihre Worte hin, ließ ich meinen Blick möglichst unauffällig hinüber zu Harry schweifen, der noch immer an der Bar stand und auf unsere Getränke wartete. Er trug ein schwarzes Hemd, das in seiner ebenso schwarzen Skinny-Jeans steckte und dessen oberste Knöpfe offen waren und somit den Blick auf seine nackte Brust ermöglichte. Im Licht der Bar konnte ich außerdem eine dünne, silberne Kette um seinen Hals glitzern sehen.

Als hätte Harry meinen Blick auf sich gespürt, sah er genau in diesem Moment in meine Richtung. Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg, denn es war mir unangenehm, wie lange ich ihn gemustert hatte. Schnell wandte ich meinen Blick ab und starrte auf den Tisch vor mir.

Ich versuchte herauszufinden, über welches Thema die anderen gerade sprachen, damit ich mich so vielleicht ein wenig von der Peinlichkeit ablenken konnte. Doch einen Augenblick später waren alle Bemühungen sowieso umsonst, denn Harry tauchte mit einem Getränk für jeden an unserem Tisch auf und ließ sich erneut auf den Platz neben mich sinken.

Während dem ganzen Abend führten wir lockere Gespräche und ich genoss die angenehme Atmosphäre in der Bar. Harrys Freunde versuchten mich immer mit in ihre Unterhaltungen einzubeziehen und ich fühlte mich wirklich wohl in ihrer Umgebung. Doch als die Stunden immer später wurden, entschlossen wir uns dazu, dass es langsam Zeit wurde, nach Hause zu gehen.

Als wir vor die Bar ins Freie traten, war es mittlerweile dunkel und die Straßen wurden nur durch vereinzelte Laternen beleuchtet. Gemma und Harry hatten gemeinsam eine Wohnung in der Nähe der Uni und die anderen drei wohnten im ebenfalls nicht weit entfernten Studentenwohnheim. Ich war also der einzige, der weiter in die Innenstadt musste.

Ich fühlte mich etwas unwohl dabei, alleine den ganzen Weg bis nach Hause laufen zu müssen. Wer wusste schon, wer sich im Dunkeln auf den Straßen von London herumtrieb. Als hätte Harry mir mein Unbehagen angesehen, meinte er zu seinen Freunden „Ihr könnt schon vorgehen. Ich werde Louis noch nach Hause begleiten.“ Sofort breitete sich Erleichterung in mir aus. Mit Harry gemeinsam fühlte ich mich gleich viel sicherer.

Seite an Seite liefen wir also durch die nächtlichen Straßen. Niemand von uns sagte ein Wort, doch die Stille war nicht unangenehm. Bis ich plötzlich Schritte ganz in der Nähe hörte. Ich sah mich um, doch ich konnte niemanden entdecken. Wahrscheinlich war es nur jemand, der genau wir wir auf dem Weg nach Hause war. Doch irgendwie konnte ich mich nicht mehr wirklich entspannen. Was, wenn der Absender der Briefe doch ein Stalker war?

„Ist irgendwas? Du wirkst so unruhig?“ fragte Harry mich besorgt, doch ich nickte nur. Er sollte nicht denken, dass ich einen Verfolgungswahn hatte oder so. Doch wem konnte ich vertrauen wenn nicht Harry? Ich kannte ihn zwar noch nicht lange, aber ihn um Rat zu fragen würde doch nicht schaden, oder?

„Ich bekomme seit ein paar Tagen so seltsame Nachrichten. Ich denke das sollen Liebesbriefe sein, aber der Absender ist anonym.“ vertraute ich mich Harry schließlich nach kurzem Zögern an. „Ich weiß nicht, ob ich das ganze süß oder unheimlich finden soll, denn die kleinen Zettel tauchen immer unbemerkt bei mir auf.“

„Also ich finde das klingt total romantisch. Wenn die Person dir etwas böses wollen würde, dann hättest du das bestimmt schon bemerkt. Und solange es nur süße Botschaften sind, ist das ganze doch eigentlich ganz aufregend.“ sprach mir Harry gut zu.

Ich dachte einen Moment über seine Worte nach. Vielleicht hatte er ja Recht und ich sollte mir wirklich nicht so viele Gedanken machen. Doch ich war mir immer noch unsicher, weshalb ich nur mit den Schultern zuckte.

Mittlerweile waren wir vor der Wohnung meines Onkels angekommen und Harry zog mich zum Abschied in eine feste Umarmung. „Lass dich darauf ein, Louis.“ flüsterte er mir noch leise zu.

Library of Love (l.s.)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt