19. kapitel

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~Am I asleep, am I awake or somewhere in between?~

One Direction - Truly Madly Deeply


Ich konnte nicht einschlafen. Die ganze Nacht nicht. Nachdem eine Müdigkeitsphase nach der anderen von meinen rasenden Gedanken einfach rücksichtslos ignoriert wurde und mich zum Wachbleiben zwang, sah ich mir das Bild von Niall und Camila bestimmt zum hundertsten Mal an.

Die Eifersucht wollte nicht verschwinden. 

Jedes Mal wieder, wenn ich die beiden eng umschlungen dastehen sah, stieg Säure in meinem Magen auf und ich bekam das Gefühl, dass ich jeden Moment auf die Toilette zum Kotzen rennen könnte. 

Außerdem war ich komplett verwirrt, was dieses Gefühl für mich bedeutete. Ich konnte es, egal wie sehr ich mich anstrengte, nicht sagen. Vielleicht bekam ich ja schon Besitzängste, dass Niall nun mich links liegen lassen würde wegen dieser Frau, so wie ich damals ihn. Es kam mir als die logischte Erklärung vor. 

Da ich selbst erlebt hatte wie es enden konnte, wenn man ohne weiteres den Kontakt abbrach oder sich eine Person von einem distanzierte, wurde ich vermutlich paranoid. Das erklärte auch die scharfe Eifersucht, die ich auf Camila hatte. Meine Gefühle überraschten mich sehr, denn normalerweise war ich ein sehr emotionaler Mensch. Aber eben nicht in die Richtung Wut und Neid. Ich fing sehr schnell an zu weinen, wenn mich etwas tief traf oder fühlte Freude so sehr, dass ich strahlte wie eine 1000 Watt Glühbirne. 

Doch diese stumpfe, alles umfassende Eifersucht, die meinen Körper und mein Gehirn fast schon taub werden ließ, war neu für mich. Ich hatte noch nichtmal eine einzige Träne vergossen diesen Abend. Beziehungsweise morgen. Es war bereits vier Uhr in der Früh. Andererseits stellte sich auch wieder die Frage, wieso denn überhaupt weinen?

An sich war die Situation so normal wie alles andere auch. Niall küsste eine Frau. Okay. Schluss. Aus. Nächstes Thema. Aber nein, mein Kopf hatte eigene Pläne. Er musste anfangen Eifersucht wegen meiner blöden Vorgeschichte mit Niall zu entwickeln, an der ich ganz alleine Schuld gewesen war. 

In meinem Inneren wusste ich, dass an dieser Sache nichts weltbewegendes dran war und mich das unter normalen Umständen nicht belasten würde aber mein Ego entwickelte gerade ein gefährliches Eigenleben und unterdrückte diese Gedanken sofort und ließ sie gar nicht erst an die Oberfläche kommen.

Am liebsten würde ich Niall sofort zur Rede stellen aber einerseits war es Mitten in der Nacht und er würde vermutlich gerade schlafen, andererseits war ich zu eingeschnappt, um mich bei ihm zuerst zu melden. Wenn er etwas zu erklären hatte, könnte er ja anrufen oder eine Nachricht schreiben. Immerhin sah er meinen verpassten Anruf aus dem Café.

Eine weitere Sache, die mich beschäftigte und meine Gedanken nicht zu Ruhe kommen lassen ließ, waren Niall's kryptische Nachrichten. Ich wusste weder was sie zu bedeuten hatten, noch, ob sie mit Camila in Verbindung standen. Dann fragte ich mich aber, wieso er seine Beziehung zu einem Mädchen als Anlass dafür sah, dass ich mir Sorgen um ihn machte. 

Eher sollte er sich Sorgen um mich machen, jetzt wo ich von seiner Freundin oder Affäre oder was auch immer wusste. Auch wenn die Klatschpresse Camila als seine Freundin verkaufte, kam ich in meiner stundenlangen Denkphase zu dem Schluss, dass ich nicht alles glauben konnte, was in den Magazinen veröffentlicht wurde. 

Ein Kuss bedeutete nicht gleich eine Beziehung. Trotzdem war ein Kuss ein Kuss und Niall als Star wusste, was er damit anstellte, wenn er sich so in der Öffentlichkeit zeigte. Daher kam ich ebenfalls zu dem Schluss, dass er es gewollt hatte, dass die Medien davon erfuhren, was wiederum ein Indiz dafür wäre, dass es ihm mit Camila ernst ist. Es war alles in einem seltsamen Konstrukt aus Für - und Widersprüchen verstrickt, sodass ich selbst nach sechs Stunden ruhelosem Umherwälzen im Bett noch zu keiner Lösung gekommen war.

Like in old Times // n.h.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt