Like in old Times // n.h.

20. Kapitel

Pay attention, I hope that you listen
'Cause I let my guard down
Right now I'm completely defenseless

One Direction - If I Could Fly

Ich sah wohl ziemlich verwirrt aus, als das Taxi keine fünfzehn Minuten später einen Ort weiter am Straßenrand hielt.

"Wieso fahren wir nicht weiter?", richtete ich meine ersten Worte seit dem Schulhof an Niall. Es hatte totenstille im Taxi geherrscht. Ich kannte es gar nicht, dass es still war mit Niall aber er sah sehr in Gedanken versunken aus. Ein weiteres Mal fragte ich mich, was mit ihm los war, denn eins war klar: Normal benahm er sich nicht.

"Weil ich dem Fahrer diese Adresse gegeben habe.", erklärte er plausibel. Ich zog fragend die Augenbrauen zusammen. Niall bemerkte meinen Gesichtsausdruck. Ungläubig weiteten sich seine Augen. "Dachtest du etwa ich würde dich einfach so nach Dublin bringen? Nachdem du mir gesagt hattest, dass du wahnsinnigen Prüfungsstress hast?" Ich fühlte wie meine Wangen zartrosa anliefen. Ich hatte tatsächlich erwartet, dass wir nach Dublin fuhren.

Er schüttelte vehement den Kopf. "Das würde ich nicht tun."

Mir wurde warm bei dem Gedanken, dass er sich trotz des Tourstress' und allen möglichen sonstigen Dingen den Inhalt meiner Nachrichten gemerkt hatte und nun sogar berücksichtigte. Ich hatte in den letzten Jahren glatt vergessen wie aufmerksam Niall war.

"Lass uns aussteigen.", meinte er und bezahlte bevor er ausstieg noch den Taxifahrer. Es war eine größere Summe weswegen ich vermutete, dass er seit Dublin von diesem Mann gefahren wurde.

Als ich meinen Kopf aus dem Auto streckte, strahlte mir gleißendes Sonnenlicht entgegen. Sofort wurde mir unter meiner leichten Frühlingsjacke zu warm. Ich wollte mir nicht vorstellen wie es Niall in seiner schwarzen Montur ging. Vielleicht war das auch der Grund wieso er mich direkt nachdem ich ausgestiegen war, schnell zu einem Gebäudeeingang winkte.

Es war ein mehrstöckiges, breites Wohnhaus mit fünf Etagen, doch unten reihten sich kleine Läden und Cafés aneinander. In genau so eines gingen wir hinein. Es hieß firefly café wie mir der Schriftzug auf der Tür verriet. Und das Innere versetzte mich sofort ins Staunen. Deswegen hieß das Café also firefly. Die gesamte Decke war mit kleinen, orangenen Lichtern gespickt, die dem Lokal eine unglaubliche Atmosphäre verliehen. Die Scheiben waren abgedunkelt, sodass die Lämpchen besser zur Geltung kamen. Wo man auch hinblickte war alles grün voller Pflanzen. Jeder freie Platz wurde von einer geziert. Die Einrichtung und Wände waren aus naturbelassenem Holz und ich verliebte mich innerhalb Millisekunden in das Café.

Ich war sowieso ein riesiger Fan von lauschigen, gemütliche Plätzen mit toller Atmosphäre. Aber das? Das übertraf alle Vorstellungen. Ich fand es toll wie Menschen auf solche Idee kamen und es dann auch noch schafften sie so genial und authentisch umzusetzen.

"Beeindruckt?", fragte mich Niall lächelnd von der Seite. Ich stand immer noch im etwas helleren Eingangsbereich und ließ das Ganze auf mich wirken. "Und wie.", flüsterte ich. Ich wusste nicht wieso ich so leise sprach. Aber auch Niall lachte daraufhin in gedämpfter Lautstärke.

Eine Bedienung kam zu uns und Niall sagte, dass wir einen Tisch für zwei bräuchten. Sie überließ uns die freie Wahl, da kaum Plätze besetzt waren. Niall steuerte einen Tisch in der hintersten Ecke an, der vom Rest abgeschirmt war. Erst am Platz setzte er zuerst seine Sonnenbrille ab, dann zog er sich auch die Kapuze vom Kopf. Zum Vorschein kamen seine vom Stoff platt gedrückten, blond gefärbten Haare.

Ich saß ihm stumm gegenüber und sah ihm dabei zu wie er sich einmal mit der Hand durch die Haare fuhr. Viel brachte es allerdings nicht.

Danach seufzte er und schenkte seine Aufmerksamkeit ganz mir. Ich wusste jedoch immer noch nicht ganz, was ich hier mit ihm machte.